Beim Besuch in der Kinderlinik in Oradea (von links): Helferinnen, zusammen mit den deutschen Gästen Lothar Josef und Irmgard Rösch. Sämtliche Kinderbetten stammen aus der ehemaligen Kinderklinik Villingen. Foto: Rösch Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Hitze macht Freundeskreis Oradea/VS-Villingen in Rumänien zu schaffen

VS-Villingen (ir). Den Alltag in Rumänien in Kinder- und Altenheimen, in Armenvierteln und armen Karpatendörfern, aber auch Besteckbänkchen auf den Tischen Privilegierter, erlebten die Helfer des Freundeskreises Oradea/VS-Villingen bei ihrem Sommerhilfstransport, von dem jetzt alle Helfer wieder gut heimgekehrt sind. Es war der 88. Transport seit 1991.

Überall wurden sie mit großer Gastfreundschaft empfangen, und die Dankbarkeit für jede noch so kleine Hilfe entschädigte die Mitfahrer für die strapaziöse 1500 Kilometer lange Reise bei Hitzetempera-turen bis zu 40 Grad. Hilfe erhielten wiederum vor allem soziale Hilfsorganisationen, die sich um Menschen kümmern, die sich selbst nicht helfen können.

Gleich am Morgen nach der Ankunft steuerte ein Lastwagen der Firma Menath besonders arme Karpatendörfer an, in welchen die Zeit still zu stehen scheint. Hier trifft man fast nur noch alte Menschen und Kinder an, da alle arbeitsfähigen Bewohner als Erntehelfer in westlichen Ländern tätig sind, um den Lebensunterhalt für ihre Familien zu verdienen. Weitere Hilfsgüter-Lastwagen bekamen die Caritas und das Deutsche Forum in Oradea.

Ein rumänischer Sattelschlepper hatte die Ladung bereits nach Brasov gebracht, wohin die drei Begleitpersonen rund 500 Kilometer weiter mit dem Kleinbus gefahren sind. Hilfe erhielt hier insbesondere das bereits vor 20 Jahren vom Freundeskreis initiierte Altenheim in Sacele, in dem die 78 Bewohner überglücklich sind, Aufnahme in diesem gut geführten Haus gefunden zu haben. Während des Aufenthalts dort nahmen sich die drei Villinger Helfer, Irmgard Rösch, Helmut Conz und Lothar Josef, ein wenig Zeit, um einige der sehenswerten Kirchenburgen zu besichtigen. Positiv bewerteten die deutschen Gäste die steigende Anzahl von Touristen, insbesondere in der von hohen Bergen umrahmten ehemals deutschen Stadt Kronstadt.

Unentwegt waren die Helfer nach der Rückkehr in Oradea mit ihrem Kleinbus wieder unterwegs, um Hilfsgüter an kleinere Projekte zu verteilen, wo sie überall mit großer Freude und viel Dankbarkeit empfangen wurden. Beim Besuch in einem Viertel der Stadt erlebten die Villinger auch diesmal wieder Armut pur.

Die Neuen unter den deutschen Helfern sind jedes Mal regelrecht schockiert von den unfassbaren Zuständen in dem Land, die dort noch anzutreffen sind und die im krassen Gegenteil zu einer kleinen Oberschicht stehen, die sich über einen EU-Standard freuen dürfen.

Zu den stets gerne besuchten Projekten gehört die Kinderklinik Oradea, wo auch ausgesetzte Kleinkinder Aufnahme finden. Neben der Grundversorgung mit Babykleidung, Pflegemitteln und Kindernahrung bezahlt der Freundeskreis seit langen Jahren auch Helferinnen zur besseren Versorgung der hilfsbedürftigen Kinder. Viel Hilfe bekommt auch stets Schwester Renate, eine deutsche Ordensfrau, die mit vollem Einsatz für die Ärmsten der Armen sorgt.

Es geht nicht voran

Trotz überall sichtbarer EU- Hilfe und vielerlei Bemühungen geht es in dem gebeutelten Land einfach nicht richtig aufwärts. Die schmalen Landstraßen können den zunehmenden Verkehr nicht mehr bewältigen, wodurch es häufig zu folgenschweren Unfällen kommt. So benötigt man für die rund 500 Kilometer lange Strecke von Oradea bis Brasov bei nur 50 Kilometer Autobahn beispielsweise einen ganzen Tag.

Die wie Pilze aus dem Boden schießenden neuen Einkaufszentren sind für die Mehrzahl der Rumänen Museen, in denen man alles anschaut und dann weitergeht. Zahlreiche begonnene Neubauten tragen die Aufschrift "vacare" (zu verkaufen), weil das Geld zum weiteren Ausbau fehlt. In der Altstadt von Oradea sind die Fassaden vieler denkmalgeschützter Häuser in Netze gehüllt, weil der Stuck auf die Straßen fällt. Neu mit EU-Geldern hergerichtet sind dagegen Plätze, Anlagen und sogar Schwimmbäder in den Großstädten.

Viel Vorfreude löste die Zusage von Hans-Peter Rösch aus Villingen aus, mit einer von ihm geleitendenden Klasse Meisterschülern der Robert-Meier-Schule in Stuttgart in den Ferien zu einem Arbeitseinsatz nach Saniob in Rumänien zu fahren, um in einem von Schwestern geleiteten Kinderheim das marode Dach zu erneuern. Der nächste Hilfstransport des Freundeskreises Oradea ist über den Jahreswechsel geplant.