Foto: Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie "Mein schönster Sommerplatz in VS": Im Garten bei Pfarrerin Karin Ott

Egal ob in der Innenstadt oder im Grünen: VS hat viele reizvolle Ecken, besonders im Sommer. Persönlichkeiten dieser Stadt stellen ihren schönsten Sommerplatz vor – und der Schwarzwälder Bote stellt ihnen einen Liegestuhl hin. Heute geht es zu einer Gartenpartie mit Pfarrerin Karin Ott.

VS-Schwenningen. Auch wenn sie die eine oder andere besondere Ecke in Schwenningen durchaus schon kennengelernt hat: Ihren Lieblingsplatz, an den Karin Ott, Pfarrerin der evangelischen Stadtkirche III auf Rinelen, den Liegestuhl hinstellt, ist dort, wo sie sich regelmäßig aufhält: vor ihren eigenen vier Wänden in ihrem Garten.

Warum gerade hier? "Hier kann ich den Vögeln und Blumen beim Gedeihen zuschauen", erzählt Ott, die im November vergangenen Jahres die Nachfolge von Andreas Borchardt angetreten hatte. "Die Schönheit der Schöpfung im Sommer" – die berühre sie im Garten immer wieder aufs Neue. "Ich bin sowieso eher ein Sommer- als ein Wintermensch", fügt sie hinzu. Eine Terrasse mit gemütlichen Sitzmöbeln, ein Rasenstück sowie ein Beet mit verschiedenen Blumen und Pflanzen – wenn auch in kleiner Ausgabe, hat die neue Bewohnerin des Rinelen-Pfarrhauses gleich zwei Gärten auf einmal: auf der Vorder- und Rückseite. "Das ist praktisch, weil ich so mit der Sonne durchs Haus wandern kann", meint Ott.

Heute scheint keine Sonne, trotzdem macht es sich die gebürtige Horrheimerin im Liegestuhl bequem. Manchmal, berichtet sie, sitze sie hier sogar, um mit dem Laptop zu arbeiten. Hin und wieder nehme sie sich ein Buch oder eine Zeitung mit. "Ich genieße es aber auch, einfach hier zu sitzen und mich von der Sonne bescheinen zu lassen", sagt Ott. Besonders reizvoll sei es darüber hinaus, an einem lauen Sommerabend nach einer beruflichen Sitzung mit einem Glas Wein den Tag im Garten ausklingen zu lassen.

Noch kein ganzes Jahr ist Karin Ott nun in Schwenningen. Vieles sei noch neu, anderes aber schon selbstverständlich, das ihr das Gefühl gebe, "gut angekommen" zu sein. So etwas wie Heimkommen, das empfinde sie auch, wenn sie von einem auswärtigen Termin über das Zollhaus Richtung Schwenningen fährt und ihr Blick über die sanften Hügel und Rapsfelder schweift. "Das finde ich wunderschön", schwärmt Ott.

Im Gegensatz zu ihrer Stadtwohnung in Stuttgart, wo sie bis Herbst vergangenen Jahres als Diakonie-Pfarrerin tätig war, genieße sie auf Rinelen die schöne Wohnlage und das Grün unmittelbar vor der Haustür. Überwiegend Einfamilien- und Reihenhäuser aus den Fünfzigerjahren machten den Charme des Stadtteils aus, wenngleich Ott bedauert, dass die Infrastruktur mit Supermarkt oder Sparkasse immer weniger werde. "Besonders für ältere Menschen ist dies ein Problem", kommentiert sie.

Und auch die Innenstadt mit ihren zunehmenden Leerständen bereite Ott Sorgen, die in diesem Zusammenhang das Stichwort Armut nennt. Sie falle in Schwenningen direkt ins Auge. "Je kleiner die Stadt ist, umso mehr wird die Armut nach außen deutlich", meint sie im Vergleich zu ihrer Tätigkeit in Stuttgart.

Zurück mit den Gedanken im grünen Garten: Als körperlichen Ausgleich, aber auch als Anknüpfung zu ihrem Beruf betätigt sich Karin Ott auch gerne aktiv im Grünen. "Ein bisschen rumgärtnern", nennt sie es, "das ist nicht wahnsinnig professionell und vor allem überschaubar". Mit Händen zu arbeiten und zu säen, das erinnere sie immer wieder an ihre Pfarrtätigkeit. "In meinem Beruf säe ich, sehe aber im Gegensatz zum Garten nicht immer, ob etwas aufgeht", sagt sie mit einem Schmunzeln.

Und nochmals zieht sie die Verbindung zu ihrem Beruf: "Wenn ich Rasen mähe, dann kann ich das durchaus meditativ gestalten", meint Karin Ott und klappt den Liegestuhl zusammen. Die Garten-Auszeit ist beendet – für heute zumindest.