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Rathausstraße wird gesperrt, Marktstraße ändert Fahrtrichtung. Anlieger kritisieren fehlenden Infofluss. Mit Kommentar

VS-Schwenningen - Der nächste Schritt bei der Sanierung des Marktplatzes steht an, der nächste Ärger aber auch: Ab Mittwoch wird die Rathausstraße gesperrt, die Marktstraße ändert ihre Fahrtrichtung. Offiziell wissen die Händler noch nichts davon – und sind stinksauer.

In den Verkehr, aber auch in die Geschäfte rund um den Marktplatz kehrt keine Ruhe ein: Im Zuge der Baufelderweiterung beim Marktplatz wird die Rathausstraße – als verlängerte Bürkstraße – inklusive der Kreuzung Rathausstraße/Marktstraße ab dem morgigen Mittwoch voll gesperrt, lässt die Stadt in einer Pressemitteilung wissen. "Nachdem im Herbst die Kanäle erneuert wurden, werden jetzt Leitungen verlegt und die Oberfläche hergestellt", ergänzt Madlen Falke von der städtischen Pressestelle. Bereits am gestrigen Montag wurden in der Marktstraße von der zuständigen Baufirma die ersten Vorkehrungen getroffen.

Dass diese Maßnahme erforderlich sein wird, ist nichts Neues – dass die als Einbahnstraße ausgewiesene Marktstraße dafür in ihrer Fahrtrichtung gedreht werden muss, jedoch schon. Dazu wird die Einfahrt in die Marktstraße aus Richtung des Rösslekreisels gesperrt, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Autofahrer werden demnach von der Metzgergasse nicht mehr nach links Richtung Rathaus, sondern nach rechts Richtung Rösslekreisel umgeleitet. Die Marktstraße sei zudem über die Schmiedgasse als Verlängerung der Winkelstraße erreichbar, berichtet Falke.

Die Buslinien vom Busbahnhof Schwenningen in Fahrtrichtung Deutenberg-schulen werden über die Metzgergasse, Marktstraße, Schützenstraße und Seestraße geführt. Die Haltestellen Marktplatz Ost und Culinara in Fahrtrichtung Deutenberg entfallen. Bis voraussichtlich Ende Oktober wird diese Verkehrsführung aufrechterhalten, teilt die Stadt desweiteren mit.

Solange werde also auch der Marktplatz von der Marktstraße nicht direkt befahrbar sein, so Falke, – entgegen der eigentlichen Planungen, die eine Zufahrt zu Beginn der Sommerferien prognostiziert hatten. Warum nicht? Die Arbeiten zur Verlegung und Erneuerung der Leitungen seien umfangreicher als gedacht. Die Geschäfte seien trotzdem fußläufig erreichbar, sagt die Pressesprecherin, und verweist auf die neuen Parkplätze am Sturmbühl und in der Metzgergasse. Und was ist mit den Anliegern, die von der Sperrung betroffen sind? "Sie sollen noch informiert werden", meint Falke.

Spekulationen hatte es in den vergangenen Tagen unter den Händlern bereits gegeben, für die meisten ist die Nachricht jedoch neu. "Ich bin fast sprachlos. Das höre ich zum ersten Mal", sagt Marco Ferreri vom E-Zigarettenshop Ovale an der Ecke zwischen Rathaus- und Marktstraße, der mittlerweile Umsatzeinbußen von rund 50 Prozent hinnehmen muss. Über das Vorgehen der Stadt könne er nur noch den Kopf schütteln. "Ich dachte, dass der Marktplatz bald wieder geöffnet wird – und jetzt kommt es noch heftiger."

"Das wird eine böse Überraschung für den Chef", prognostiziert die Mitarbeiterin vom Backwerk gegenüber. Gerade hätten sich die Kunden an die derzeitige Situation gewöhnt, nun komme wieder alles anders. Vielmehr hatte sie gehofft, dass zumindest der Marktplatz bald wieder befahrbar sei. Jetzt sei rund um das Geschäft nur noch Sackgasse angesagt.

"Es ist einfach nur noch schlimm", bringt es Helga Huonker vom Schreibwarenladen Thomas auf den Punkt. Doch dagegen angehen könne sie nicht. Ebenso wie sie spürt auch Natascha Licciardello vom Geschäft Coffee, Tea, Candies & more den Umsatzrückgang. Die Laufkundschaft fehle einfach, derzeit kämen nur Stammkunden.

"Ich bin richtig schockiert und enttäuscht, dass ich nicht benachrichtigt wurde", sagt Licciardello weiter. Und das, obwohl der Kontakt zur Stadt da war: Im Zuge der Sanierung werden auch die Leitungen des Eckhauses, in dem ihr Geschäft beheimatet ist, erneuert. "Denn werden wir quasi von der Außenwelt abgeschieden sein", führt sich die Pächterin die künftige Situation vor Augen. Für sie kommt es doppelt schlimm: Aufgrund einer Dauerbaustelle im Haus am Hockenplatz, in dem das Geschäft zuvor untergebracht war, war sie vor rund anderthalb Jahren in die Marktstraße gezogen. "Jetzt komme ich vom Regen in die Traufe", kommentiert Licciardello hilflos.

Kommentar: Leichtfertig

Von Mareike Kratt

Ungeschickter Schachzug, vertane Chance oder verspieltes Vertrauen: Es gibt viele Möglichkeiten, das Verhalten der Verwaltung bei der Marktplatzsanierung zu beschreiben. Darüber, dass eine weitere Durchgangsstraße gesperrt wird und die Geschäfte damit noch schwieriger zu erreichen sind als sowieso schon, wurden die Händler nie in Kenntnis gesetzt. Dabei hatte die Verwaltung im Vorfeld betont, die Anlieger frühzeitig und ausreichend über Änderungen informieren zu wollen. Dass das Thema Marktplatzsanierung ein sensibles ist, wurde in den vergangenen Wochen deutlich: Viele Händler beklagen Umsatzverluste. Gerade deswegen hätte die Verwaltung auf sie zugehen und für einen transparenten Informationsfluss sorgen müssen. Vergrault werden darf niemand. Denn was nützt ein neuer Marktplatz, wenn bis dahin kein Leben mehr drum herum herrscht?