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Serie "Mein schönster Sommerplatz in VS": im Stadion des FC 08 Villingen mit Gaetano Cristilli

Egal, ob in der Innenstadt oder im Grünen: VS hat viele reizvolle Ecken, gerade im Sommer. Der Schwarzwälder Bote besucht die schönsten Sommerplätze von Persönlichkeiten der Stadt – mit dabei: ein Liegestuhl. Darauf macht es sich heute Gaetano Cristilli bequem.

VS-Villingen. Nur eine Woche nach dem bitteren Abstieg des FC 08 Villingen aus der Oberliga auch das noch: "Das Pokalfinale für Südbaden war an Dramatik kaum zu überbieten. Wir haben bis zur ersten Halbzeit zwei zu null geführt", erzählt der geschäftsführende Vorstand des FC Gaetano Cristilli. Dann das Unglück in der zweiten Hälfte: "Nach 15 Minuten steht’s nur noch zwei zu zwei, nach 30 sogar drei zu zwei." Es sieht so aus, als verliert der Villinger FC schon wieder. Cristilli weiß sogar das ge-naue Datum dieses schicksalhaften Fußballkrimis – aber noch etwas wird er nie vergessen: "Man hat gemerkt, da geht ein Ruck durch die Mannschaft. Dann kommt der Ausgleich – und zum Schluss steht es fünf zu drei", erzählt er lachend. Frenetischer Jubel klingt aus allen Kehlen, ein unbeschreiblicher Moment, das den Abstieg vergessen macht.

Grund zum Jubel hatte der Spielertrainer der B-Mannschaft auch im Stadion am Friedengrund oft: "Ich hatte das Glück, hier hauptsächlich zu gewinnen." Unzählige Siege seines Teams dokumentieren das. Anfang der 2000er-Jahre übernimmt er als Spielertrainer die B-Mannschaft des FC. Seine Aufgabe: Dafür sorgen, dass die Kreisliga-A-Truppe den Aufstieg schafft. Auch auf dem Stadionrasen in Villingen hat er mit ihnen dafür trainiert.

"Ich war guter Hoffnung, dass das funktioniert" – und das hat es. "Es hat auf Anhieb geklappt, in die Bezirksliga aufzusteigen", berichtet er. Um die gleiche Zeit ist die A-Mannschaft in die Oberliga aufgestiegen. "Das war eine schöne Zeit und die Stimmung war gut in der Mannschaft."

Solch positive Grundhaltung war ihm als Trainer immer wichtig: "Da bin ich Vater, Mutter, Psychologe, Psychiater, Onkel und Tante in einem", sagt er mit einem Lachen im Gesicht. "Ganz wichtig ist, sich auf dem Platz gegenseitig zu helfen." Die Belohnung für die Arbeit auf und neben dem Fußballplatz: "Von der Bezirksliga sind wir in die Landesliga aufgestiegen." Danach legte er eine Pause ein.

Sein eigenes Fitnessstudio erforderte seine volle Aufmerksamkeit. "Am Anfang habe ich nichts gemerkt. Später hab ich dann schon mal gedacht: Hoppla, es kribbelt." Das Fußballfieber erfasste ihn wieder vom Kopf bis in die Zehenspitzen: Er wurde zunächst Trainer in Niedereschach, bevor er 2012 wieder aktiv beim FC 08 mitmachte: als Geschäftsführer. "Mit den Villingern habe ich mitgefiebert", erzählt er, "der Kontakt war immer da".

Hautnah bekam er deshalb auch den Abstieg der ersten Mannschaft mit. "Nach elf Jahren Oberliga war das ein schwerer, harter, bitterer Moment", bilanziert er. "Wir hatten 42 Punkte, was viel ist." Unter anderen Umständen wäre der Klassenerhalt damit sicher gewesen.

Mit dem Sieg beim südbadischen Pokalfinale eine Woche später qualifizierten sich die Villinger für das Spiel gegen Schalke – und für Cristilli bedeutete das: "Der DFB-Delegationsbeauftragte hat mich fast jeden Tag angerufen. Jeder Millimeter muss da DFB-gerecht sein", erzählt er lachend.

"Während des Spiels im Freiburger Schwarzwaldstadion dreht sich der Delegationsbeauftragte auf einmal zu mir und meint: ›Schauen Sie mal da rüber‹. Aber ich hab’ nix gesehen und dann gefragt, was da ist."

Offenbar schaute ein Ordner nicht zum Publikum, sondern aufs Spielfeld. "Ich soll mich darum kümmern, dass er sich umdreht und der war auf der anderen Seite genau gegenüber", erzählt er so humorvoll, als wäre es ein Scherz.

Fußball sei eben ein ständiges Auf und Ab: Da kann Enttäuschung schnell zu Jubel werden, wie beim südbadischen Pokalfinale – wenn aus einem "dramatischen Spiel" eine Erfolgsgeschichte wird.