Die Luftbildaufnahme zeigt das Schwenninger Klinikum im Jahr 1960, vier Jahre nach seiner Fertigstellung. In den darauffolgenden Jahren kommen noch einige Gebäudetrakte hinzu. Ebenso entstehen um das Areal herum Wohnungen. Heute sind nahezu alle Flächen dicht besiedelt. Fotos: Stadtarchiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Altes Klinikum: Vor rund 60 Jahren wird der Spatenstich auf Eschelen gefeiert / Schwarzwälder Bote blickt auf Höhepunkte zurück

Während der Abriss des alten Klinikums in diesen Tagen startet, mag sich so manch ein Schwenninger an die rund 60-jährige Geschichte des Krankenhauses im Stadtgebiet Eschelen erinnern. Auch der Schwarzwälder Bote wagt einen Blick zurück.

VS-Schwenningen. Es ist eine Bauruine geworden, das alte Klinikum, das seit seinem Stillstand im Sommer 2013 leer und gespenstisch zwischen Röntgen- und Schramberger Straße da steht und trotzdem immer wieder für Aufsehen sorgte. Vandalen und Zündler machten nicht davor halt, in die verlassenen Gebäude einzudringen sowie Fenster und Türen zu demolieren. Als Tiefpunkt entpuppte sich die Brandstiftung an der ehemaligen Ärzte-Villa im September vergangenen Jahres.

Trotzdem: Das Schwenninger Krankenhaus hat eine jahrzehntelange Geschichte aufzuweisen, die sogar in die Zeit vor der Errichtung zurückgeht. Wir haben einige Eckpunkte herausgegriffen.

Die Krankenhaus-Anfänge

Das erste Gemeindespital des Dorfes Schwenningen entstand bereits in den 1860er- Jahren am heutigen Adlerweg 2 und wurde zunächst als Gemeindebackhaus erbaut, 1891 dann zum ersten Schwenninger Krankenhaus erweitert. Schnell wurden die Kapazitäten knapp. 1905 wurde daraufhin das neue städtische Krankenhaus auf dem ehemaligen Salinenfeld an der Mauthestraße, heutiges Bürgerheim, gebaut.

Doch auch hier wurde der Platz bald eng: Nach längeren Beratungen in den Entscheidungsgremien, die zunächst eine Erweiterung des bestehenden Krankenhauses andachten, "beschloss der Gemeinderat gegen die Stimmen der CDU den Neubau", so der Schwarzwälder Bote, 1951, auf Eschelen.

Der Neubau auf Eschelen

Facharchitekt Ernst Georgi aus Stuttgart erhielt den Auftrag, für den ermittelten Betten- und Raumbedarf die Planung zu entwerfen. Das Richtfest wurde im August 1953 gefeiert, am 6. Oktober 1956, vor 60 Jahren, das neue Krankenhaus in Betrieb genommen. Es umfasste zwei chirurgische, eine Unfall-, zwei innere, eine gynäkologische, eine geburtshilfliche, eine HNO-, eine Augen-, eine Privat- und eine Infektions-Abteilung. 320 Betten standen zur Verfügung.

In einem Aktenvermerk des städtischen Rechnungsamts vom 10. April 1958 heißt es: "Nach Rücksprache mit der Stadtpflege Schwenningen ist das neue Krankenhaus nunmehr endgültig abgerechnet mit einem Baukostenaufwand von 9,7 Millionen Mark."

Die ärztliche Versorgung konnte unter anderem in sechs Operationssälen für stationäre Kranke, in zwei Operationssälen und Behandlungsräumen für ambulante Kranke, in zwei Kreißsälen und einem Zentral-Laboratorium nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen durchgeführt werden. Noch im Jahr der Einweihung wurde im Haus ein Pathologisches Institut eingerichtet. 1967 musste die Gynäkologie erweitert und ein Jahr später eine urologische Belegstation geschaffen werden.

Der Rettungshubschrauber

Am 18. November 1975 kam mit Christoph 11 der erste Rettungshubschrauber nach Schwenningen und wurde beim Krankenhaus stationiert. Ein notwendiger Hangar entstand 1976. Dazu heißt es am 11. Dezember 1976 im Schwarzwälder Boten: "Seit einer Woche ›nächtigt‹ der Hubschrauber der Bundeswehr, von den Besatzungen liebevoll ›Teppichklopfer‹ genannt, im eigenen Hangar. Gerade noch rechtzeitig vor dem Wintereinbruch wurde die Halle bezugsfähig." Der Rettungshubschrauber flog bis 2013 rund 22 000 Luftrettungseinsätze.

Nach dem Städtezusammenschluss 1972 schlossen sich die Kliniken in den beiden Stadtbezirken zusammen und bildeten ab 1974 ein "Hauptschwerpunktkrankenhaus".

Die Müllentsorgungsanlage

1982 erhielt das Schwenninger Klinikum eine zehn Millionen Mark teure Entsorgungsanlage für Klinikmüll. Das Projekt sorgte für großen Unmut bei Stadt und Bürgern: "Einigkeit besteht zwischen der Stadt und der Bürgerinitiative gegen die Klinikmüllverbrennung, dass die Anlage nicht ausgeweitet werden darf", schreibt dazu unsere Zeitung am 7. April 1989. Zwei Jahre später erlosch der Klinikmüllofen. Der krankenhausspezifische Unrat sollte von nun an in einer Mülldesinfektionsanlage behandelt und als Hausmüll entsorgt werden.

Die Umbaumaßnahmen

Im Januar 1989 erfolgte der Neubau eines weiteren 80-Betten-Traktes, der als "erster Schritt zur Verbesserung der bedarfsgerechten Patientenversorgung", so der Schwarzwälder Bote, sowie als "erstes Ergebnis des umfassenden Erweiterungs- und Sanierungsprogrammes der städtischen Krankenanstalten" galt.

Weitere Umbau- sowie Umstrukturierungsmaßnahmen erfolgten Mitte der Neunzigerjahre: "Zur Stärkung der beiden Klinikstandorte wird es in Zukunft nur noch in Villingen eine Frauenklinik geben, in Schwenningen dafür die Neurologie, Neurochirurgie und Urologie", schreibt unsere Zeitung am 16. März 1995.

Der zentrale Neubau

Ende der Neunzigerjahre entstand im Zentralbereich, neben dem heutigen Kreisklinikum, eine geriatrische Reha-Klinik – als erstes Vorzeichen für eine komplette Veränderung der Krankenhausstruktur in VS. "Sowohl der Gemeinderat als auch der Kreistag haben einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass die beiden Krankenhausbetriebe fusionieren", heißt es schließlich in der Beschlussvorlage des Gemeinderats im Januar 2004. Ein erster Entwurf für das Zentralklinikum erfolgte im Jahr 2006, vier Jahre später wurde das Richtfest gefeiert.

Die heutige Umnutzung

Dass im Juli 2013 die Lichter im Schwenninger Klinikum ausgehen werden, war lange im Voraus bekannt, sodass neue Pläne für das 80 000 Quadratmeter große Areal geschmiedet wurden: "Drei Interessenten haben sich zusammengetan, um ihr ehrgeiziges Projekt zu verwirklichen", schreibt unsere Zeitung am 14. September 2013. Nachdem das Studentenwerk abgesprungen ist, bleiben die Rebholz Gruppe und die Braun Stadtentwicklungs GmbH als Investoren. Das neue Wohngebiet Eschelen mit Geschosswohnungen und einer Quartiersmitte soll ab 2018 entstehen. Der erste Schritt in die Zukunft ist mit dem begonnenen Abriss des alten Klini kums in diesen Tagen gemacht.