Erst in ein paar Monaten werde die Verhandlungsfähigkeit von Christoph Hess erneut geprüft werden. Foto: Eich

Staatsanwaltschaft sieht von Erstellung eines neuen Gutachtens ab.

Villingen-Schwenningen - Das Verfahren gegen Christoph Hess vor dem Amtsgericht in Villingen wegen des Vorwurfs der Untreue ist vorläufig eingestellt worden.

Es war ein sichtlich schwerer Gang, den Christoph Hess am 10. Januar in Villingen vor das Amtsgericht antreten musste. Der Ex-Chef des Villinger Leuchtenherstellers kam kurz vor knapp, wählte statt des offiziellen Treppenaufgangs den kleinen Aufzug, um von diesem aus direkt und möglichst ungesehen in den Gerichtssaal zu huschen.

Und auch der weitere Fortgang der Verhandlung war ein denkwürdiger: Kaum hatte sie begonnen, wurde sie auch schon wieder unterbrochen. Die Verhandlungsfähigkeit von Christoph Hess stand in Frage. Der Angeklagte sei nur verhandlungsfähig, wenn die Öffentlichkeit vollständig ausgeschlossen werde, hieß es. Da aber genau das ein Gesetz in einem ganz normalen Verfahren gegen einen Erwachsenen nicht vorsieht, wurde der Prozess im Januar wieder ausgesetzt und sollte erst einmal ein neues Gutachten klären, wann mit einer vollständigen Verhandlungsfähigkeit zu rechnen sei. Wird er das ohne Ausschluss der Öffentlichkeit auch künftig nicht, müsste im äußersten Fall, so Richterin Anja Mannhardt damals, das Verfahren wegen Untreue sogar eingestellt werden.

Und genau danach sieht es jetzt aus. Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten erklärte der Richter und Pressesprecher David Böhm nun: "Auf Anregung der Staatsanwaltschaft wird das Verfahren gemäß Paragraf 205 der Strafprozessordnung vorläufig eingestellt." Die Staatsanwaltschaft habe nun doch keine erneute Begutachtung beantragt. Erst in ein paar Monaten werde die Verhandlungsfähigkeit von Christoph Hess erneut geprüft werden.

Schon im Januar hatten Prozessbeobachter befürchtet, Christoph Hess schlage der deutschen Justiz "ein Schnippchen". Andere hingegen mutmaßten, der Druck durch das Gerichtsverfahren in seiner Heimatstadt sei für Christoph Hess einfach zu groß, denn: Christoph Hess galt quasi als Vorzeige-Unternehmer in der Zähringerstadt, als Gönner und Mäzen vieler Vereine und Angehöriger einer Familie, der viele Villinger Gruppen und Einrichtungen aus der Vergangenheit viel zu verdanken haben. Vom Mäzen zum im Rahmen eines Bilanzskandals geschassten Vorstand einer Aktiengesellschaft und letztlich sogar zum Angeklagten – entsprechend tief ist der Fall.

Gegenstand der Verhandlung vor dem Amtsgericht Villingen sollten Ausgaben fürs Private sein, die der jetzt ehemalige Firmenchef zu Lasten der Firma abgerechnet haben soll. Doch dazu, dass all das vor dem Villinger Gericht erörtert wurde, kommt es nun vorläufig gar nicht erst.