Um mehrere Millionen Euro geht es im Bilanzskandal um den Villinger Leuchtenhersteller Hess. Foto: underworld / shutterstock

Insolvenzverfahren lange nicht zu Ende. Wunsch auf Schadensersatz von Ex-Vorstands-Chef sei "völlig abwegig".

Villingen-Schwenningen - Ereignisreich waren die zwei Jahre allemal, die morgen seit dem Bekanntwerden des Bilanzskandals um den Villinger Leuchtenhersteller Hess verstrichen sein werden. Trotzdem: Die gerichtliche Aufarbeitung kommt erst in die Gänge. Während die strafrechtliche Komponente in Mannheim juristisch beleuchtet wird, wirft das Amtsgericht VS den Fokus auf die Insolvenzen rund um das Hess-Imperium. Es geht um viele Millionen.

130 Millionen Euro seien schon jetzt von Gläubigern der Hess AG angemeldet worden, erklärt Insolvenzverwalter Volker Grub auf Nachfrage. Doch gleich darauf reduziert er diese Zahl: »Davon hat Herr Christoph Hess alleine 30 Millionen angemeldet«, die könne Grub getrost abziehen, weil sie »völlig abwegig« seien. Christoph Hess sei der Meinung, »er hätte seine Firma verloren« und somit Anspruch auf »Schadenersatz«, führt Grub aus. Abzüglich dessen also geht er von rund 100 Millionen Euro Gläubigerforderungen aus.

Das Insolvenzverfahren rund um die Hess AG ist nur eines aus der Liste, die David Böhm, Pressereferent des Amtsgerichts Villingen-Schwenningen, auf Nachfrage verliest. Die Verfahren über die Vermögen der Hess Licht und Technik GmbH (Insolvenzverwalter Martin Mucha), über die Hess Technologie GmbH und über die Hess Verwaltungs GmbH (Insolvenzverwalter jeweils Götz der Kanzlei Schleich & Kollegen) gibt es auch noch.

In all diesen Fällen wird von den Insolvenzverwaltern derzeit an den Berichten und möglichen Bereinigungsverfahren gearbeitet, die Grundlage für mögliche weitere Maßnahmen sein werden. Anfang Mai und Anfang Juni sind jeweils die nächsten Prüfungstermine angesetzt, erst dann steht fest, wohin die Reise gehen wird.

Doch eines ist nach dem Gespräch mit Insolvenzverwalter Volker Grub klar: Es wird in der Sache Hess noch ein langer juristischer Weg zu gehen sein – nicht nur wegen der millionenschweren Klagen gegen Christoph Hess und Peter Ziegler, die unter anderem Insolvenzverwalter Volker Grub und der Hauptaktionär HPE angestrengt hätten, sondern auch, weil es da einen Hauptverdächtigen gebe, der derzeit nicht vernehmungsfähig sei und nun sogar unter Betreuung stehe. »Ja, es wird ein Betreuungsverfahren über Herrn Christoph Hess hier geführt«, bestätigte gestern Amtsgerichtssprecher David Böhm.