Hermann Vikoler ist in seinem Element: Die Arbeit in der Helios-Arena führt er mit großer Sorgfalt und Freude aus. Foto: Bloss

24-Stunden-Reportage: Unterwegs in der Helios-Arena mit dem Technischen Leiter Hermann Vikoler.

Villingen-Schwenningen - Hermann Vikoler wartet bereits ungeduldig an der Bande hinter der Eisfläche in der Helios-Arena. Das Training des Nachwuchs-Camps geht in diesen Minuten zu Ende, danach kommen die Wild Wings. Nur ein paar Minuten bleiben dem Eismeister, um die Fläche auf Vordermann zu bringen.

Eigentlich ist Hermann Vikoler Technischer Leiter bei der Kunsteisbahn GmbH Villingen-Schwenningen, doch weil derzeit urlaubsbedingt Engpässe im Schichtdienst herrschen, übernimmt er für zwei Wochen gleichzeitig die Funktion des Eismeisters.

Und auch wenn in diesem Monat erst die Saison-Vorbereitung für die Eishockey-Profis sowie -Amateure läuft und nur eine statt drei Bahnen geöffnet ist, hat Vikoler alle Hände voll zu tun. Denn es ist nicht nur die Qualität des Eises, die in der Obhut des sympathischen Schwenningers liegt. "Jede technische Anlage, die es in der großen Halle gibt, muss täglich mehrmals kontrolliert, einmal auch schriftlich dokumentiert werden", erklärt Vikoler. Nach der Eisaufbereitung ist wieder ein Kontrollgang fällig. Ein Mitarbeiter einer Heizungs- und Sanitärfirma kommt vorbei und gibt dem Technischen Leiter kurze Info: "In Kabine eins hat es wohl einen Kurzschluss in der Dusche gegeben. Ich werde gleich mal nachschauen", meint er.

Dann springt Hermann Vikoler auf die große Eismaschine, die einen Haufen technischer Details beherbergt: "In der Maschine befindet sich ein verdammt scharfes Messer, das bei jeder Eisaufbereitung etwa einen Millimeter der Oberfläche abschabt und wöchentlich ausgetauscht werden muss", erklärt der Eismeister. Dabei wird das Eis in den Auffangbehälter im Bauch der Maschine befördert, gleichzeitig aber neues aufbereitet. In den Wassertank komme nach der Aufbereitung nicht nur das gewöhnliche Wasser, sondern auch eine spezielle chemische Zusammensetzung, die für die nötige Eisbildung sorgt.

Vikoler saust rückwärts auf das Eis und beginnt – von außen nach innen, sowohl senkrecht als auch waagrecht – die Eisfläche im Kreis abzufahren und sie fein säuberlich zu richten. Ganze neun Minuten braucht der Eismeister für seine Arbeit, am Ende blitzt das Eis wie neu, jede Ritze und Delle ist ausgebessert. Dann lenkt er den großen Schlitten wieder in den Vorraum, öffnet einen automatischen Schacht und ruft: "Achtung, jetzt kann es spritzen!" In der Tat: Das komplette Eis, das von der Oberfläche abgetragen wurde, landet mit einem Riesenplatsch im Schacht. Dann klettert Vikoler von seinem Arbeitsgerät herunter und bereitet schon wieder den nächsten Einsatz der Maschine vor. "In den Tank kommen 900 bis 1000 Liter Wasser. Je nach Aufbereitung und Abnutzung des Eises füge ich dann noch 50 Milliliter von der chemischen Flüssigkeit hinzu", meint der Eismeister. Die Zeit drängt: Allmählich trudeln die Wild Wings aufs Eis, die Trainingstore müssen noch schnell installiert werden. Die Kommunikation mit den Profi-Spielern, sie ist ein wichtiger Bestandteil, der den Arbeitsalltag von Hermann Vikoler so abwechslungsreich macht. "17 Spieler sind in dieser Saison neu, da muss ich mir natürlich erstmal den Kontakt aufbauen", meint der Kunsteisbahn-Mitarbeiter.

Dann der Kontroll-Gang durch die Halle: Vorbei am Kabinentrakt der Wild Wings geht es in die Kälteanlage, in der rund 7,8 Tonnen Ammoniak als Kältemittel im geschlossenen Kreislauf bewegt werden. Kalt und laut ist es hier, die Maschinen laufen auf Hochtouren. "Hochspannung–Lebensgefahr" warnt ein Schild – nicht unberechtigt: "Das ist eine sehr sensible Anlage", sagt der Technische Leiter, während er die Werte schriftlich festhält. -5 bis -6 Grad beträgt die Temperatur der Eisoberfläche, das sei im normalen Bereich. Nach der Kontrolle von Heizungsraum und Notstromanlage geht es schließlich in den Frischluft-Raum im obersten Stockwerk. Mit dickem Norweger-Pulli und Winterjacke bekleidet kommt der Technische Leiter allmählich ins Schwitzen. Zwischen sechs und zwölf Kilometer lege er täglich zurück. "Relative Luftfeuchtigkeit 54 Prozent, Hallentemperatur 14 Grad, Außentemperatur 13, 5 Grad. Da können wir noch ein bisschen Frischluft von außen hinzulassen", so Vikoler.

Dann führt der Rundgang an den Arbeitsplatz hinter der Eisfläche zurück. "Ja, es steckt schon einiges hinter so einem Eishockey-Betrieb", meint der Schwenninger, der seit Mitte der Neunzigerjahre für alle technischen Belange zuständig ist und sich wohlfühlt, "wie in einer kleinen Familie eben". Das Training der Wild Wings ist noch im vollen Gange. Ehe die Eismaschine ruft, bleibt für Hermann Vikoler noch Zeit für eine kleine Kaffeepause. Und die hat er sich wirklich verdient.