Georg-Müller-Schule in Schwenningen steht in der Kritik. Schülerin und ihre Mutter prangern Rektor an.
Villingen-Schwenningen - Die Georg-Müller-Schule in Schwenningen steht in der Kritik. Eine Schülerin und ihre Mutter prangern ein "diskriminierendes Verhalten" an. Der Rektor spricht von "Fehlinterpretation". Elternvertreter springen ihm bei.
Recht entspannt sitzt die 17-Jährige aus VS mit ihrer Mutter beim Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Endlich habe ich meine Mittlere Reife", erzählt sie stolz und dies mit einem ordentlichen Zweier-Schnitt. Doch was sie in den vergangenen fünf Jahren an der freien christlichen Schule erlebt habe, das könne sie so schnell nicht vergessen.
Mit der Bewertung der Leistungen, bekräftigt die Schülerin, habe sie so gut wie nie ein Problem gehabt, eher mit dem "Tonfall". Als problematisch schildern Mutter und Tochter den in der Schule gepflegten Umgangston, vor allem zwischen Schulleiter und Schülern. Auslöser für das Gespräch mit unserer Zeitung war ein Elterngespräch vor einigen Monaten. Die damals 16-Jährige, mitten in der Pubertät und teilweise "recht rebellisch", wie sie zugibt, glänzte nicht gerade durch gute Noten.
Fauxpas oder eher Blick auf Perspektiven?
Bei der Unterhaltung in der Schule habe der Rektor plötzlich ein Bild auf den Schreibtisch gelegt: Das Foto habe eine etwas korpulente Frau mit Würsten in der Hand gezeigt. Warum, das erfuhren sie schnell: "Das ist Ihre Tochter in 20 Jahren", soll der Rektor in die verdutzte Runde gesprochen haben. Für das zwar bildhübsche, aber damals etwas kräftigere Mädchen ein Schlag ins Gesicht. "Wollte er mir damit sagen, dass ich zu dick bin?", fragt sie sich noch heute. "Oder wollte er das Metzgerhandwerk in ein schlechtes Licht stellen", rätselt die Mutter.
Tatsächlich handelte es sich allerdings um ein Foto, mit dem eine südbadische Metzgerei auf ihrer Homepage ihre Mitarbeiter vorstellt, professionell fotografiert in ansprechender Umgebung. Was der leitende Pädagoge mit dem Foto zum Ausdruck bringen wollte, habe sie zwischen den Zeilen dann deutlich herausgehört, nämlich dass die Schülerin mit diesen Noten im Leben nichts erreichen könne. Für die beiden "ein diskriminierendes Verhalten".
Seit dem Schuljahr 2013/14 ist Ivan Simunic Schulleiter an der freien christlichen Georg-Müller-Schule, deren Träger der Verein Freie Christliche Schulen Schwarzwald-Baar e.V. ist. Generell, so Simunic, werden "bei uns Kinder angemeldet, die eine bislang nicht ganz so einfache Bildungsvita vorweisen. Hier bekommen sie nochmals eine Chance." In ihrer Außendarstellung im Internet legt die Schule ihr Leitbild als christliche Bekenntnisschule und die Schul-und Hausordnung offen.
Ausdrückliches Lob für "positive Atmosphäre"
Was ist dran an den Vorwürfen in Richtung "Diskriminierung"? Ivan Somovic verwahrt sich gegen Vorwürfe, die seine Schule in ein schlechtes Licht rücken. Zu "Einzelfällen" könne und dürfe er sich nicht äußern. Er unterstreicht jedoch, dass es weder sein Stil noch der seiner Kollegen sei, Schüler zu diskriminieren oder Aussagen "über deren Aussehen zu machen". Wenn Bilder gezeigt worden seien, dann nur, um aufgrund einer bestimmten Notenlage mögliche Bildungswege aufzuzeigen. Von "Diskriminierung" könne hier keine Rede sein", bekräftigt er.
Im übrigen sei, so Simovic, das Metzgerhandwerk ein "ehrenvoller Beruf". Beistand bekommt der Rektor von Seiten der Elternvertretung, die sich "erschüttert" über die Vorwürfe zeigt. Bislang habe es von Schülereltern keine Beschwerde an deren Adresse gegeben. Ausdrücklich wird das pädagogische Klima an der Schule gelobt, außerdem habe man die Atmosphäre im Haus "positiv" erlebt.