Hans Brüstle (1907 bis 1976), Lehrer, Lyriker, Schriftsteller, Lokalhistoriker und Mitbegründer des GHV, mit seinem Hauptschul-Abschlussjahrgang 1953/54. Foto: Archiv Bräun Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Erinnerungen an den Villinger Pädagogen und Lokalhistoriker

VS-Villingen. Manchmal muss man Jahrtage etwas "zueinander hin biegen", damit sie in eine Retrospektive passen. Das gilt für Hans Brüstles populäre Veröffentlichung 1971, also vor 45 Jahren, aber auch für Dezember 2017 zu seinem 110. Geburtsjahr und schließlich dem 40. Todestag 1976.

Ein einst populärer Zeitgenosse (1907 bis 1976), den es insgesamt zu würdigen gilt als Lehrer, Lyriker, Schriftsteller, Lokalhistoriker und Mitbegründer des Geschichts- und Heimatvereins Villingen (GHV). Viele Villinger, die heute in ihren 60er-Altersjahren und auch weit älter sind, dürften sich als ehemalige Schüler der damaligen Realschule noch an ihn erinnern: Lehrer und Rektor an der später nach Karl-Brachat benannten Realschule.

Geboren 1907 bei Oberkirch kam er mit seinen Eltern 1908 nach Villingen, wo sein Vater als Baumeister wirkte. Der hatte "ein hübsches Bauernmädchen aus dem Unterland" als Frau und Mutter seiner Kinder erwählt, so eine sympathische Erinnerung.

Sohn Hans machte zunächst seine Mittlere Reife, musste jedoch seine Schulzeit auf den Tod des Vaters im Ersten Weltkrieg unterbrechen und absolvierte eine Banklehre. Während seiner Berufsausbildung strebte er lehr- und lern-pädagogisch begleitet zum Volksschullehrer in Seminaren in Lahr, Karlsruhe und Heidelberg.

Hans Brüstle ließ sich nach Hans Hausers Erinnerung in erster Anstellung auf die Leitung der deutschen Schule in Turin ein, worauf er später einem Lehramt nach Oberkirnach und in Villingen folgte, bis Hans Brüstle zum Mittelschullehrer avancierte und er später die Realschule in Villingen bis 1973 leitete. Doch auch die Pensionierung stoppte seine Passion nicht: Brüstle widmete sich engagiert der Abendrealschule.

Aus der Ehe, die 1937 geschlossen wurde, seine Frau holte er aus dem Bergischen Land hierher in den Schwarzwald, wurde er Vater zweier Söhne und einer Tochter. Hans Brüstle war für viele Zeitgenossen nicht nur Villinger geworden, er wurde auch zu einem lokalen Typen, den viele an seinem leicht wiegendem Gang erkannten und daran, wie er Kopf und Körper neigte, stets so, als ob ihn nachhaltig Gedanken bewegten, so Hans Hauser in einem Nachruf.

Hans Brüstle galt als überaus fleißig, nichts wurde auf- oder weggeschoben. Stets war er allem aufgeschlossen und bereit, Vieles aufzunehmen. Es sei ihm jedoch ein Gräuel gewesen, in der Öffentlichkeit auftreten zu sollen. Alles populär geltende Getue war im suspekt.

Viel eher war er bescheiden und anspruchslos, den Formalismen verständnislos abgeneigt. Brüstle erweckte gar den Eindruck, als schirme er sich ab, weil er andere nicht brauche, ohne aber Hilfsbereitschaft zu verweigern. Drum ließ er sich auch nie beeinflussen, was er jedoch durch Lektüre seiner Bücher immer zuließ.

Brüstles Standpunkte galten als klar und unumstößlich, ohne beeinflussen zu wollen. Stets galt er als skeptisch mit meist raschem Urteil über andere, oft auch wohl auch ein wenig ruppig, aber doch leise, so Hans Hauser. Brüstles Art war trotz aller Eigenarten nie schroff oder unhöflich, viel eher habe er den Konflikt gescheut und suchte auszugleichen, oft zum eigenen Nachteil, ohne jedoch seine Haltung aufzugeben. Diesem Wesen war seine Liebe zum Klavier- und Orgelspiel passend zugeordnet, dem er sich stundenlang allein hingeben konnte. Brüstle arbeitete mit an vielen Schulbüchern und liebte die Beschäftigung mit der Heimatgeschichte im Schwarzwald und auf der Baar.

Grund genug auch Mitgründer und Vorstand im Geschichts- und Heimatverein Villingen zu werden sowie gleichzeitig Museumsbeirat wie auch Mitglied und im Vorstand des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar in Donaueschingen.

Als geradezu reich gilt die Ernte seines Schaffens ab 1960 an heimatkundlichen Schriften. Lokal herausragend: Villingen – aus der Geschichte der Stadt (1971).

Und auch die Fasnet blieb ihm nicht fremd, wobei es ihm oft die Schemen und deren Tradition angetan hatten. Es folgen auch "lyrische Versuche" in schmalen Bändchen. Interessant dann auch Brüstles Vorwort 1971, sah er sich doch in der Riege all derer, die sich der Villinger Geschichte und deren Chronik widmeten.