Semnar, Senyit und Sara (von rechts) freuen sich über die Aufmerksamkeit von Christl Gerlinger (Zweite von rechts), Juliane Walter, Natacha Wolf, Angela Schubert-Hugel, Sebastian Merkle (Geschäftsführer Familienheim), Marianne Schmidt, Carola Kallert und Morlla Wehle (von links). Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Frauen geben ihre Fertigkeiten und Kenntnisse an Flüchtlinge weiter

VS-Villingen (bn). Im Herbst vergangenen Jahres setzte Christl Gerlinger ihre Idee eines Handarbeitstreffs im Wohngebiet um (wir berichteten). Jeden Freitagnachmittag treffen sich Frauen mit Hang zur Strick- und Häkelnadel. Und sie geben ihre Fertigkeiten und Kenntnisse jetzt auch an Flüchtlinge weiter.

Entstanden ist der Kontakt zu fünf jungen Frauen aus Eritrea im Alter von 18 bis 32 Jahre, die derzeit in den Erbsenlachen in einer gemeinsamen Wohnung leben. Kennengelernt habe man sich vor Weihnachten bei der Übergabe von handgearbeiteten Mützen, Schals und Filzpantoffeln an Flüchtlinge, sagt Christl Gerlinger. Die frühere Hauswirtschaftslehrerin ist reges Mitglied des Projektes "Gemeinsam alt werden im Quartier" vom Diakonischen Werk und der Baugenossenschaft "Familienheim".

Es begann vor mehr als drei Jahren damit, in den Wohngebieten Goldenbühl, Haslach und Wöschhalde ein Miteinander der Bevölkerung auf vielfältige Art zu fördern: ein Mittagstisch, Spieletreffs, Spaziergänge. So entstand auch ein Handarbeitstreff, der sich jetzt als Instrument für Integration bewährt.

Momentan haben die Eritreerinnen eine Auszeit vom Stricken und Häkeln genommen. "Sie lernen vier Mal in der Woche Deutsch, das ist wichtiger", sagt Christl Gerlinger und zeigt Verständnis. Ein wenig enttäuscht sind sie und die rund 15 Frauen, die sich wöchentlich in der Caféteria des E-Centers in der Vockenhauser Straße treffen, dennoch. Zwar war die Verständigung schwierig, doch das gemeinsame Arbeiten hat eine Freundschaft entstehen lassen.

Gerne haben sich die Handarbeiterinnen nicht nur über die Schulter schauen lassen, sondern gaben regelrechten Unterricht. Carola Kallert hat sich sogar eine Art Spezial-Wörterbuch angelegt. "Häkelnadel heißt zum Beispiel "crochet hook", sagt sie.

"Solche Projekte wünsche ich mir noch viele", sagt Natacha Wolf, im Amt für Jugend, Familie und Soziales zuständig für bürgerschaftliches Engagement und Ansprechpartnerin für das Projekt.

Die "Familienheim" spendiert die Wolle, die, ergänzt um private Bestände, an jedem Freitagnachmittag ab 15 Uhr in Boshis, Handgelenkswärmer, Schals und Socken verwandelt wird.

Jederzeit, so betont Christl Gerlinger, sind weitere Häklerinnen und Strickerinnen - "gerne auch Männer" – willkommen.

Sobald es das Wetter zulässt, werde man den Kaffee- und Handarbeitstisch wohl eher gegen frische Luft, Sonne und ein Boulespiel auf dem Spielplatz hinter dem Café Hilsenbeck tauschen.

Auch dazu sind die Eritreerinnen eingeladen, die, wenn sie zurückkehren, sich mit den Damen des Handarbeitstreffs richtig unterhalten können – und darauf freuen sich alle schon.