Häsabstauben in Schwenningen. Foto: Bartler-Team

Die Narrenzunft Schwenningen startet mit dem Häsabstauben in die Fastnachtssaison.

VS-Schwenningen - Beim traditionellen Abstauben der Schwenninger Narrenzunft am Dreikönigstag im Beethovenhaus erlebten die vielen Gäste einen besonders wortgewaltig und treffsicheren Roland Wehrle, Präsident der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.

Er hielt nicht nur der Villinger Narrozunft den Spiegel vor, die einst die Gründung der Vereinigung betrieben hat und jetzt nicht mehr aus ihren Stadtmauern herausgeht, sondern schlug auch ernste Töne an. Die Villinger Ratsherren, die ins Beethovenhaus gekommen waren, bezeichnete er als Zuwanderer, als Freigänger, als den Uli Hoeneß aus Villingen. "Ihr traut euch nicht aus dem Tor raus, das ist schade, aber irgendwann kommt ihr doch."

Wehrle weiter: "Wir gehören alle zum nationalen Kulturerbe", meinte er mit Blick auf die Zünfte. Da dürften auch die Menschen mit Migrationshintergrund nicht ausgeschlossen werden. "Lieber Herr Schützinger, merken Sie sich das. Wir müssen unsere abendländische Kultur leben, dann brauchen wir keine Pegida", rief Wehrle unter großem Beifall in den Saal.

Zunftmeister Martin Wittner legte sein Augenmerk wieder einmal mit guter Beobachtungsgabe auf die kommunalpolitischen Ereignisse des vergangenen Jahres. Da waren die Christbäume in der Stadt, von denen jedes Jahr weniger aufgestellt werden. Deshalb freue er sich, dass Bertold Ummenhofer eine Baumschule vorgeschlagen habe und er als Erzieher im Christbaumkindergarten fungieren werde.

Oberbürgermeister nimmt Gemeinderat und Verwaltung in Schutz

Der Neustadtrat der Freien Wähler musste noch für weitere Themen herhalten. So zum Beispiel für seinen nicht neuen Vorschlag im Gemeinderat, die Schwenninger Kulturnacht in Kulturnacht Villingen-Schwenningen umzutaufen. Einst hatte sein Mitstreiter Ernst Reiser dies für die Wild Wings vorgeschlagen und eine Welle der Empörung ausgelöst.

Dass zum Richtfest für das neue Feuerwehrhaus in Schwenningen zunächst die Wehrleute aus Kostengründen von Baubürgermeister Rolf Fußhoeller nicht eingeladen wurden, war Wittner ebenso wenig entgangen, wie die Tatsache, dass dafür dann am elektrischen Betrieb der Tore in der neuen Feuerwehrhalle gespart worden sei.

Er hatte eine aus Narrensicht plausible Erklärung dafür, warum die Straßensanierungen in der Stadt so lange dauern. Diese würden nicht nach Dringlichkeit erneuert, sondern danach, wann der Hausmeister die Unterlagen in die Sitzung bringe. Die eingesparten knapp 36 Millionen Euro könnten nun prima für einen Beethovenhausersatz verwendet werden.

Oberbürgermeister Rupert Kubon, der sonst den Vorwürfen des Zunftmeisters vehement widerspricht, räumte dieses Jahr fast ein bisschen neidvoll ein: "Du sagst Dinge, die ich nie sagen darf – aber manchmal sage ich Dinge, die Du nicht hören willst." Dennoch nahm er Gemeinderat und Verwaltung in den Schutz. Alle Gemeinderäte, ob groß oder klein, würden in voller Verantwortung arbeiten. Aber es heiße auch: "Was sich liebt, neckt sich – wir necken uns sehr intensiv."