Frauke Schmidt-Lange ist immer für Maiada da. Foto: Schwarzwälder-Bote

Syrerin Maiada Alahmad dankbar über Unterstützung / Appell an neue Flüchtlinge / Derzeit Krankenhausaufenthalt

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Kaum hat sich Maiada Alahmad gemeinsam mit ihrer Tochter in ihrer ersten Wohnung in Schwenningen eingelebt, muss sie ihre neue Heimat vorübergehend wieder verlassen: Durch einen operativen Eingriff liegt die Syrerin derzeit im Krankenhaus.

Es herrscht reger Betrieb im Patientenzimmer 13 auf der Station 20 des Schwarzwald-Baar-Klinikums. Maiada Alahmad hockt auf ihrem Bett, um sie herum sitzen Ingeborg Jochimsen und Frauke Schmidt-Lange – zwei Wegbegleiterinnen, die sie aus ihrer Zeit in der Gemeinschaftsunterkunft in der Alleenstraße kennt. Ihr Nachtschrank und auch der gegenüberliegende Tisch sind mit Blumengrüßen übersäht.

Schwach ist sie zwar noch, das Lachen funktioniert aber schon wieder ganz gut. Die 48-jährige Syrerin, die nach ihrer Flucht nach Deutschland rund ein Dreivierteljar in der Schwenninger Alleenstraße verbracht hatte und nun seit Mitte Juni in einer eigenen Wohnung lebt (wir berichteten), ist erleichtert: Die Operation ist gut verlaufen: "Gottseidank, ich bin so glücklich, dass alles geklappt hat", meint Maiada.

Die Gespräche mit ihren zwei Gästen, sie drehen sich nicht nur um ihre Operation, sondern auch um ihre 17-jährige Tochter Hadeel, die gerade ihr Abschlusszeugnis der Schwenninger Gewerbeschule und damit auch das Zertifikat für einen Wechsel aufs Gymnasium erhalten hat.

"Wenn Hadeel wirklich aufs Gymnasium will, dann heißt das für sie: üben, üben und nochmals üben", macht Ingeborg Jochimsen der Mutter deutlich. Denn neben der deutschen Sprache müsse sie ja unter anderem auch die deutsche Literatur und Geschichte lernen.

Dann kommt die Krankenschwester mit dem Mittagessen herein. Maiada ist hungrig und froh, endlich wieder normal essen zu können. "Ich finde es toll, dass das Essen an mich angepasst wird und ich Rind- und kein Schweinefleisch bekomme", sagt die Syrerin bescheiden.

Und zeigt sich auch sonst sehr dankbar, dass ihr die Operation durch die Unterstützung von Krankenversicherung und Jobcenter ermöglicht wurde. In der Türkei, in der sie nach ihrer Flucht aus Syrien zehn Monate gelebt hatte, wäre das nicht möglich gewesen, meint Maiada.

Nicht zu vergessen: die Hilfe, die sie durch ihre Schwenninger Freunde unter anderem bei der Begleitung von Arztgängen erfahren hat.

"Ich weiß, dass unser Gott immer gibt, es ist nur die Frage, wann. In meiner Heimat Syrien und in meiner Zeit in der Türkei habe ich alles verloren und ich habe nur schlechte Menschen getroffen. Hier in Schwenningen sind alle Menschen, die ich kenne, gut. Ich habe das Gefühl, dass mein Gott jetzt gibt", sagt die 48-Jährige.

Dass derzeit so ein großer Flüchtlingsstrom nach Deutschland und auch in die Region kommt, dem steht Maiada kritisch gegenüber. "Es sind einfach zuviele. Ich weiß, dass die Zuständigen der Flüchtlingsheime hier in Schwenningen viel zu viel Arbeit haben. Aber was können wir machen?"

Maiada weiß, wovon sie redet. Ihr zehnmonatiges Leben in der Gemeinschaftsunterkunft in der Alleenstraße hat sie geprägt, mittlerweile hat sie die Seite quasi gewechselt und hilft, soweit möglich, bei der Betreuung der Flüchtlinge, vor allem im sprachlichen Bereich.

Obwohl oder gerade weil die Syrerin die Situation ihrer Landsleute so gut nachvollziehen kann, kritisiert sie diese. Wenn man nur in kleinen Gruppen in den Heimen lebe, dann könne man keinen Kontakt zur "Außenwelt" aufnehmen.

"Besonders die Frauen müssen sich öffnen, sobald sie nach Deutschland kommen. Ich finde es auch nicht obligatorisch, ein Kopftuch zu tragen", meint Maiada. Lieber mitdiskutieren, statt sich alles gefallen und sich kontrollieren zu lassen, das sei wichtig, um in Deutschland als Muslimin weiterzukommen. "Ich mache oft, was ich will, aber das ist gut", sagt die 48-Jährige grinsend.

Sie könne die Engstirnigkeit der meisten Muslime nicht verstehen. Stattdessen plädiert die Syrerin für die Gleichheit zwischen Männern und Frauen, genauso wie für eine adäquate Bildung. "Wenn ich nicht in die Schule gehe, woher kann ich wissen, was richtig und was falsch ist? Zumindest nicht nur von meinen Eltern."

Maiada muss noch ein paar Tage im Schwarzwald-Baar-Klinikum bleiben, dann geht es auf "Kur" mit zu Fraunke Schmidt-Lange, die bereits ihre Tochter Hadeel während ihres Krankenhaus-Aufenthalts betreut.

"Hier in Schwenningen lebe ich zwischen meiner eigentlichen Familie. Ich bin wirklich dankbar dafür."