Nur noch 300 Kurzarbeiter im Kreis / Vor sechs Jahren waren es 13 400 / Sprachförderung für Asylbewerber reicht nicht

Von Felicitas Schück

Schwarzwald-Baar-Kreis. Es ist nur sechs Jahre her: 13 400 Kurzarbeiter gab es damals im Schwarzwald-Baar-Kreis. Das war der absolute Höchststand. Heute sind es nur noch 300, wohl ein Indiz für die gute Wirtschaftslage, die trotz zahlreicher internationaler Krisen anhält.

"So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt Klaus Helm. Seit 1986 ist er Sprecher der Agentur für Arbeit in Villingen. Viele Krisen gab es seither, und einmal im August sogar überhaupt keinen Arbeitslosen. Aber meist folgte auf eine Abwärtsbewegung eine Aufwärtsbewegung und umgekehrt. Dass die Aufwärtsbewegung schon so lange anhalte, sei absolut selten. "Und man kann sich nicht darauf verlassen, dass es so weitergeht", betont Klaus Helm. "Eine zyklische Entwicklung ist normal".

1000 Personen in 90 Betrieben in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg sind momentan Kurzarbeiter. Ungefähr ein Viertel von ihnen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Gründe, warum Kurzarbeit angemeldet wurde, seien individuell verschieden, sagt Helm. "Irgendwo klemmt es immer". Möglicherweise könne die Produktpalette nicht abgesetzt werden oder ein Auftrag, mit dem das Unternehmen gerechnet habe, werde nicht erteilt. Kurzarbeit gibt es beim produzierenden und beim verarbeitenden Gewerbe.

Klaus Helms Büro in der Agentur für Arbeit in der Villinger Lantwattenstraße ist tapeziert mit Erfolgsberichten. Die Zeitungsausschnitt beschreiben beispielsweise, wie es gelungen ist, Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu integrieren oder arbeitslosen Jugendlichen einen Job zu verschaffen. "Es ist ein enormer Aufbau an Arbeitsplätzen geschehen seit der Krise von 2008, berichtet Klaus Helm. Während der Krise habe es ungefähr 180 000 Beschäftigte gegeben. Jetzt sind es deutlich mehr als 190 000. Im Kreis stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 74 696 im September 2009 auf 82 450 im September 2014. Im verarbeitenden Gewerbe waren  am 30. September 31 884 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen (10 369 Beschäftigte) und vom Handel (vor allem KfZ) mit 10 105 Beschäftigten.

"Wir sind hier die industriestärkste Region in Baden-Württemberg", betont Helm. Hier dominiere das verarbeitende Gewerbe "und wir brauchen mehr Facharbeiter als Ingenieure".

Ein weiteres Plus betont der Sprecher der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen: "Wir sind in Bezug auf die Arbeitslosenquote auf Platz eins in Baden-Württemberg, genau wie Ulm und auf dem fünften Rang in der Bundesrepublik.

Der Anwerbung von Fachkräften gelten inzwischen mehr als 30 Veranstaltungen in der Region, bei denen die Mitwirkung der Agentur für Arbeit gefragt ist. "Früher gab es nur die Messe ›Jobs for Future‹, inzwischen gibt es viele lobenswerte Initiativen und wir sind überall dabei. Alle tun etwas, um Fachkräfte zu gewinnen oder zu halten." Neue Programme sind aus Sicht des Sprechers der Agentur für Arbeit erfolgreich. Beispielsweise ein Programm des Europäischen Sozialfonds zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen, die älter als 35 Jahre sind und für die es bis zu 75 Prozent Eingliederungszuschuss gebe. "Dieses Programm hat Schule gemacht", meint Helm.

Neu auf dem Arbeitsmarkt sind Asylbewerber, die bereits nach drei Monaten Aufenthalt hier einer Beschäftigung nachgehen können. Das sind im Schwarzwald-Baar-Kreis vor allem Syrer. Je höher die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Antrag auf Asyl positiv beschieden wird, desto eher dürfen Flüchtlinge einen Job annehmen. Vor allem für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten trifft das zu. Allerdings müssen sie die deutsche Sprache können. "Die momentan vorhandenen Plätze für Sprachförderung reichen nicht aus. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die der Bund übernehmen sollte", meint Helm. Ansonsten seien die syrischen Flüchtlinge häufig gut ausgebildet, viele von ihnen sogar Akademiker. "Die Syrer haben gute Chancen bei uns, vor allem, wenn sie schnell deutsch lernen."

Als "Sorgenkinder" gelten bei der Agentur für Arbeit vor allem ältere Arbeitslose, "obwohl die Beschäftigung von Menschen, die über 55 Jahre als sind und arbeitslos wurden, deutlich zugenommen hat." Behinderte und alleinerziehende Mütter, von denen es ungefähr 1000 im Kreis gibt, seien neben ausländischen Arbeitslosen weitere Problemgruppen.