Sechs nackte Stimmen ohne Musikinstrument: das A-cappella-Sextett "Nackt" im Theater am Turm. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: A-capella-Sextett "Nackt" aus Freiburg begeistert Publikum im Theater am Turm

Von Wolfgang Trenkle

"Es ist schön, so viele bekannte Gesichter von Leuten zu sehen, die hoffentlich nicht alle von meiner Mutter gezwungen wurden, herzukommen", begrüßt der gebürtige Villinger Mario Singer die rund 100 Gäste im voll besetzten Theater am Turm.

VS-Villingen. Selbst wenn sie um 20 Uhr am Montag unfreiwillig gekommen wären, waren sie gegen 22 Uhr nur schwer freiwillig wieder aus dem Theater zu bringen.

Das Freiburger A-cappella-Sextett "Nackt" zog sie in ihren Bann, und das ganz ohne sich auf der Bühne auszuziehen. Der Name bezieht sich nicht auf das Ablegen von Kleidungsstücken, sondern zielt auf die Unverfälschtheit der Stimmen – ganz ohne jegliches Musikinstrument.

Stimmt nicht ganz: Eine Stimmgabel gibt immer den Ton vor, dann aber legt der kleine Männerchor in unterschiedlichen Tonlagen jeweils kräftig los und zeigt, was a- cappella möglich ist. Einzig noch Fingerschnippen ist erlaubt.

Kennengelernt haben sich die sechs aus vier Nationen an der Pädagogischen Hochschule Freiburg beim gemeinsamen Singen im dortigen Hochschulchor. Seit vier Jahren zelebrieren die werdenden oder bereits fertigen Lehrer das anspruchsvoll-abgestimmte Singen als Sextett auf der Bühne und erhalten hierfür nicht wenig Lob. Egal ob mit Evergreens, Swing-Stücken oder Balladen: Immer steckt viel Charme und Witz in den bisweilen komplex-mehrstimmigen Liedern.

Mathis, Lane, Alex, Urban, Goldi und Mario, wie sich die sechs dem Publikum vorstellten, singen über alltägliche Gegebenheiten, witzig Groteskes oder bringen auch Nachdenkliches wie beispielsweise über die "Planeten-Krankheit Mensch" zu Gehör. Eines der Höhepunkte des Programms fand sich im Sprechgesang "Freiheit ist das höchste Gut" und dem für den Beruf der sechs besonders passendem Klassiker "Meine Deutschlehrerin". Egal ob fremde oder selbst geschriebene Stücke: Das Sextett schafft es, durch die gesangliche Qualität, den Schwerpunktwechsel zwischen Sologesang mit fein abgestimmtem Vokalhintergrund und Chorgesang mit gleich gewichteten Stimmen sowie einer zurückhaltenden ironischen Choreografie das Publikum zu bannen. Hätten die Zuhörer den Auftritt der sechs Pädagogen mit Noten bewerten müssen, so wäre angesichts der mit viel Applaus und Fußtrampeln geforderten Zugaben wohl eine glatte Eins für den Vortrag herausgekommen.