Vegane Kochkurse sind der Renner an der VHS / Susanne Haffa und ihre Mitstreiter zaubern Drei-Gänge-Menü

Von Alicja Bienger

VS-Schwenningen. Kochkurse an der VHS sind äußerst beliebt. Vor allem die vegetarische und vegane Küche erleben derzeit einen Boom. Das zeigte sich jüngst auch im veganen Kochkurs von Susanne Haffa.

Es ist Samstagvormittag, zehn Uhr. Während sich draußen auf dem Marktplatz noch viele auf dem Wochenmarkt mit Obst, Gemüse und Käse eindecken, hat Susanne Haffa bereits alles für ihren Volkshochschul-Kochkurs besorgt. Auf einem Tisch in der Lehrküche der VHS in der Metzgergasse stapeln sich Lebensmittel. Neben Obst und Gemüse hat Haffa auch Lasagneplatten, Sojamilch und Tofu mitgebracht. Milchprodukte, Fleisch und Eier sucht man vergebens. Denn heute lernen die Teilnehmer, wie man Abwechslung in die vegane Küche bringt.

Aus ganz unterschiedlichen Motivationen heraus haben sich die sieben Frauen und ein Mann für den Kurs angemeldet. Einige verzichten schon seit Jahren aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen auf tierische Produkte, wollen nicht, dass Tiere für ihre Zwecke ausgebeutet werden. Andere sind weniger streng mit sich und lassen sich ab und zu auch mal ein Stück Fleisch oder Käsekuchen schmecken. "Wenn ich essen gehen will, wird’s jedoch schwierig", gesteht eine Teilnehmerin. Eine andere möchte bewusster essen und ab und zu auch mal etwas Veganes auf den Tisch bringen.

Auch Manuela und Ralf Simon aus Brigachtal sind heute mit ihrem kleinen Sohn Lennox extra nach Schwenningen gekommen, um mehr über diese Kochkunst zu lernen. Dabei lebt die Familie bereits seit über einem Jahr streng vegan. Aus gesundheitlichen Gründen hat Ralf Simon pünktlich zum 1. Januar 2014 tierische Lebensmittel von seinem Speiseplan verbannt. Ehefrau Manuela machte aus Solidarität mit – und ist heute, sogar noch stärker als ihr Mann, überzeugte Veganerin. "Nur mit den Kindern ist es schwierig", gesteht die Einzelhandelskauffrau bei der Vorstellungsrunde. "Sie essen kein Fleisch, wollen aber nicht auf den buntverpackten Fertigjoghurt aus dem Supermarkt verzichten." Sie und ihr Mann hofften, dass ihre Kinder sich eines Tages, wenn sie mündig sind, freiwillig für die vegane Lebensweise entscheiden.

Heute soll es eine vegane Lasagne mit Kräuterbrot und zwei Sorten Salat geben, als Nachtisch eine Mokka-Sanddorn-Creme. Der Reihe nach erklärt Haffa den Teilnehmern des Kochkurses die Produkte, die sie mitgebracht hat. Darunter sind viele für Nicht-Veganer ungewohnte Produkte: Räuchertofu mit Mandeln zum Beispiel, Brottrunk und Miso, eine Paste auf Soja- oder Reisbasis, die für vegane Suppen oder Soßen verwendet wird. "Es enthält viele B-Vitamine und ist eine gute Eiweißquelle", erläutert Haffa. Interessiert und teils kritisch nehmen die Kursteilnehmer die verschiedenen Produkte genau unter die Lupe.

Danach werden die Rollen verteilt: Die Simons sind für die Lasagne zuständig. Während Manuela Simon zusammen mit einer anderen Teilnehmerin Champignons, Zucchini und Paprika klein schneidet, zerdrückt Sohn Lennox eifrig den Mandel-Räuchertofu mit der Gabel. "Ich esse das gerne", sagt der Fünfjährige mit Blick auf die bräunliche Masse, die von Aussehen und Konsistenz tatsächlich stark an krümelig gebratenes Hackfleisch erinnert. "Uns fehlt gar nichts", stellt Manuela Simon klar. "Natürlich gab es zu Beginn einige Diskussionen in der Familie: ›Das ist doch nicht gesund!‹, haben viele gesagt. Inzwischen haben sie es akzeptiert. Wenn wir eine Familienfeier haben, einen Geburtstag oder eine Goldene Hochzeit, bringe ich beispielsweise grundsätzlich einen veganen Kuchen mit." Vater Ralf wurde der ethische Hintergrund mit der Zeit immer wichtiger: "Klar geht es auch ein Stück weit um den Tierschutz. Es kann nicht sein, dass man eine Kuh acht Wochen, nachdem diese gekalbt hat, wieder schwängert, damit sie dauerhaft Milch gibt", sagt der Softwareentwickler.

Kursleiterin Susanne Haffa plaudert während des Kochens ebenfalls aus dem Nähkästchen. Die 52-Jährige lebt seit Jahren vegan, "nur auf Honig will und kann ich nicht verzichten", sagt sie und lacht. Ernährung sei sehr individuell, erklärt die ärztlich geprüfte Säure-Fasten-Praktikerin und Yogalehrerin, und deshalb müsse es jedem selbst überlassen bleiben, wie er sich ernähren möchte. Sie selbst vertrage kein Milcheiweiß, bekomme davon Probleme mit den Bronchien. Auf Fleisch, Fisch und andere tierische Produkte verzichtet sie aber auch aus Überzeugung. "Mein Schlüsselerlebnis diesbezüglich hatte ich mit zwölf", erinnert sie sich. "Ich wuchs auf einem Bauernhof auf, und nachdem wir Kindern erst mit den Hasen geschmust hatten, landeten diese am Tag darauf im Kochtopf. Ich konnte das damals nicht essen, das hat etwas in mir ausgelöst." Und auch wenn sie danach noch eine Zeit lang Fleisch gegessen habe, so konnte sie den Anblick des gehäuteten Tiers auf der Küchenarbeitsplatte nie vergessen.

Zweieinhalb Stunden später duftet es in der Lehrküche verführerisch nach Kräutern, Tomaten und Paprika. "Essen ist fertig!", ruft Haffa die Kursteilnehmer zu Tisch. Es duftet nicht nur gut, es schmeckt auch so. "Lecker!", entfährt es Lennox, als er den Kräuterkuchen probiert, und auch die Lasagne findet richtig Anklang – obwohl kein Gramm Käse drauf ist. Noch lange werden Rezepte ausgetauscht, denn heute ist allen, auch den Nicht-Veganern, klar geworden: Auch ohne tierische Produkte kann man richtig gut und ausgewogen kochen.

Weitere Informationen: Auch im kommenden Semester, am 11. Juli, bietet Susanne Haffa einen veganen Kochkurs an der VHS an. Nähere Infos dazu gibt’s ab sofort im neuen VHS-Programmheft.

u Villingen-Schwenningen