"O'je rum": Am Narrenbrunnen hat die Narrenzunft nach der Fasnet allen Grund zur Klage – unter anderem wegen der leeren Geldbeutel. Foto: Hennings

Voller Kalender, leeres Portemonnaie: Narrenzunft Schwenningen zieht erste Bilanz. Schlechte Witterung einziger Wermutstropfen.

VS-Schwenningen - Gerade hatte die fünfte Jahreszeit erst begonnen, seit gestern früh ist sie schon wieder vorüber – nur 36 Tage waren es vom 6. Januar bis Aschermittwoch. Mit der gestrigen Geldbeutelwäsche wurde auch das allerletzte närrische Kapitel geschlossen.

Frack und Zylinder waren schwarz gehalten, die Stimmung war trist, der Narrenmarsch erklang in Moll statt Dur. Mit der Wäsche des leeren Geldbeutels im Narrenbrunnen und einem schluchzenden "O’je rum, O’je rum" trauerten die Narren um die zurückliegende Fasnet. "Es bricht jetzt an die Zeit der Stille – das ist nicht jedermanns Wille", beklagte der eine. Der andere habe "kein Geld meh’, dafür aber umso mehr Kopfweh".

Ihre geliebte Zeit ließen die Narren aber nicht vorübergehen, ohne nicht in Reinform auf die Kuriositäten zurückzublicken. "Die Feuerwehr hat die letzte Fortbildung wohl verpennt – weiß die noch no ned, dass Wasser ned brennt", hieß es in Bezug auf die wegen Regens und Sturms abgesagte Hexenverbrennung. Und in Richtung der Stadtreinigung wurde beklagt: "Kaum waren nach dem Umzug die Narren weg – kam die Kehrmaschin’ um wegzumachen den Dreck. Bei diesem Sturm und bei diesem Wetter – man hätte Kosten sparen können am Neckar".

Erstmals fand die Geldbeutelwäsche am restaurierten Narrenbrunnen am Hockenplatz statt. Dieser war nach rund 37 Jahren um wenige Meter in die sanierte Fußgängerzone versetzt worden. Gemeinsam zog der Trauerzug anschließend weiter ins Hermann-Etter-Haus, um sich beim Heringsessen für die nächste Saison zu stärken.

Die diesjährige Fasnet hat hingegen ihr endgültiges Ende gefunden. Tausende Hästräger dürften sich – trotz der leeren Geldbeutel – an fröhliche Stunden erinnern, und auch bei den Machern der Schwenninger Narrenzunft hat die vergleichsweise kurze fünfte Jahreszeit Spuren hinterlassen. "Dadurch, dass die Zeit in diesem Jahr so knapp war, ging alles Schlag auf Schlag, es gab kaum Ruhephasen", beschreibt Zunftmeister Martin Wittner, der nicht verhehlt, dass dies auf Dauer auch anstrengend gewesen sei. Kaum ein Abend oder Wochenende ohne Termin, dazu lebten die vielen Reden von ihrer Aktualität, werden also erst wenige Tage vor den Veranstaltungen verfasst. "So bleibt natürlich weniger Zeit, das vorzubereiten", sagt Wittner. Ein längerer Fasnets-Zeitraum könne also durchaus entspannter sein.

Doch jammern, das möchte der Zunftmeister freilich nicht. Viel zu sehr lieben er und sein Team das närrische Treiben in der Neckarstadt und der Region. "Wir haben wieder eine schöne Fasnet gefeiert. Es verlief wie gehabt sehr positiv", resümiert Wittner. Keine Ausfälle, keine Schlägereien oder anderen negativen Vorkommnisse, so seine Bilanz. Ein Wermutstropfen sei das ab Fasnet-Muntig stürmisch-regnerische Wetter gewesen. "Das war schade, aber auf diese höhere Gewalt haben wir natürlich keinen Einfluss", so der Zunftmeister. Glück hatten Moosmulle, Schantle, Hansel und Co. immerhin noch beim Narrensprung am Samstag und beim großen Umzug am Sonntag, als es trocken blieb.

Schlechte Witterung ist einziger Wermutstropfen

Am Montag, als sich beispielsweise die Hästräger in Villingen durch den Regen kämpften, besuchte eine Abordnung von mehr als 100 Schwenninger Narren den Umzug der Katzenzunft in Meßkirch – glücklicherweise fiel der Regen hier erst ab dem Nachmittag, als der närrische Lindwurm sein Ziel bereits erreicht hatte. Spätestens am Fasnet-Ziischdig wurde die Zunft aber ebenfalls von der schlechten Witterung eingeholt: zunächst in Villingen, und abends dann bei der Fasnets-Verbrennung auf dem Muslenplatz, die wegen des Sturms in einer sehr abgespeckten Form stattfinden musste (wir berichteten). "Genau genommen waren da auch nur die ganz Hartgesottenen mit dabei", blickt Wittner zurück. Das Hexenfeuer sei nicht entfacht worden, da umherfliegendes Stroh, das brennt, unter anderem die Häser hätte beschädigen können. "Das hätte für Unmut gesorgt und auch deshalb war es sinnvoll, das Feuer abzusagen."

Nun bleibt den Narren nichts weiter, als sich bereits auf den nächsten Schmotzigen Dunschtig in 378 Tagen zu freuen. Bis dahin aber müssen erst einmal die Geldbeutel wieder aufgefüllt werden.