Foto: Strohmeier

Närrische Saison in Schwenningen endgültig vorbei. Für Zunftmeister Martin Wittner war fünfte Jahreszeit "traumhaft schön".

VS-Schwenningen - "Traumhaft schön." Mit zwei Worten fasst Schwenningen Zunftmeister Martin Wittner die Fasnet 2015 am Aschermittwoch zusammen.

Mit dumpfen Trommelschlägen und trauriger Musik zog der Trauermarsch der Narren gestern von der Muslen zum Narrenbrunnen. In schwarzem Frack, mit Zylinder, waren sie gekommen und die Weinerei war noch größer als Tags zuvor bei der Fasnetsverbrennung. Denn mit Blick in den Geldbeutel stellten sie fest: Jetzt ist Ebbe in der Kasse und die Geldbeutel wurden gehörig im Zuber auf dem Narrenbrunnen gewaschen.

Wie es bei aktiven Narren ab und an vorkommt, gab es über die Tage auch einige Verfehlungen, die manch einer gerne unter den Teppich gekehrt hätte. Investigative journalistische Recherche von Markus Stegmann und Bärbel Noel brachten jedoch alles an das Licht der Öffentlichkeit, nichts bliebt im Verborgenen – ein "O´jerum" war jedem Delinquenten sicher. Da erfuhr man beispielsweise, dass eine der Damen vom Buffet ein Käsestück nehmen wollte und versehentlich den Schminkschwamm erwischte, der Zunftmeister seinen Schlüssel verlor, doch ehrliche Hexen ihn wieder fanden – wie hoch der Finderlohn war, den er berappen musste, wurde nicht genannt, der Zunftschreiber während des Umzugs am Sonntag mit dem Handy telefonierte und ein Hansel-gschell ziemlich dumpf klang, der Grund war jedoch einfach: Der Träger hatte vergessen, das Schutzpapier herauszunehmen.

Auch die Hexen sind wohl nicht mehr das was sie mal waren. Nimmt doch einer von ihnen seine Strohschuhe im Koffer zum Narrentreffen mit, aus diesem werden sie kurz vor dem Umzug herausgeholt und danach wieder fein säuberlich eingepackt. Es gab noch manch andere Anekdote, die den Weg ans Tageslicht fand. Nach vielem "O´jerum" am Brunnen erhob Zunftmeister Martin Wittner das Wort. Er lud die Narren ins Herrmann-Etter-Haus zu Hering und Kartoffeln ein. Seine Stimme war angeschlagen, aber so etwas gehört bei aktiven Narren fast schon zu den fast "normalen Verlusten".

Im Rückblick auf die vergangenen Tage machte er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten mehrere Höhepunkte aus. Da war ein Mal der Hanselsprung am Samstag, bei dem es den Besuch der Villinger Katzenmusik gab und das hatte seinen Grund: Zusammen mit den Alten Jungferen aus Villingen hatte die Narrenzunft Schwenningen die Patenschaft für den neuen Kater übernommen. Dass die Villinger nach Schwenningen kamen, sei eine einmalige Sache gewesen, aber man solle niemals nie sagen, kommentiert er die Frage nach einer Wiederholung des Besuchs.

Am Sonntag gab es dann die Premiere des Narrengottesdienstes mit Pfarrer Andreas Schulz. "Es war schon im Vorfeld klar, dass es anders sein wird, aber es war eine gelungene Premiere", freut sich der Zunftmeister über den Kirchgang, genau so wie über die rund 5000 Hästräger, die ein paar Stunden später beim Fasnetsumzug dabei waren. Volles Programm hatte die Zunft am vergangenen Sonntag, denn abends ging es nach Villingen, die neue Katerfigur wurde auf den Brunnen gestellt. Fast der komplette Fanfarenzug war in der Zähringerstadt dabei, genauso wie einige Hästräger. Rund 70 Narren umfasste die Abordnung, die Villingen besuchte.

Schlag auf Schlag ging es weiter. Am Fasnetsmentig hatte man eine Einladung zum Jubiläumsumzug nach Bad Dürrheim angenommen, die dortige Narrenzunft feierte ihr 90-jähriges Bestehen und am Dienstag folgte man der Einladung der Zuggesellschaft nach Villingen. Dort war Martin Wittner auf dem Galawagen zu Gast und konnte den Umzug in Villingen aus einer ganz anderen Perspektive erleben. Am Abend wurde noch die große Hexe als Symbol der Fasnet verbrannt.

"Insgesamt ziehe ich ein positives Resümee, wichtig ist, dass die Fasnet ohne Streitereien und ohne Schlägereien ablief und das war so", erklärte der Zunftmeister. Die Narren müssen nicht traurig sein, denn die närrischen Tage 2016 kommen bestimmt. Die Saison ist jedoch um einiges kürzer als in diesem Jahr.