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Zu dünn und kein bisschen reißfest: Warum der Landkreis es nicht in der Hand hat.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Es sind nur Müllsäcke. Aber sie haben das Zeug zum echten Aufreger: die gelben Säcke. Zu dünn, kein bisschen reißfest und selbst das Zugband hält nicht, was es verspricht – kurz dran gezogen, schon hält man es in der Hand. Geht das nicht besser?

Die gute Nachricht vorneweg: Das Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises gibt in nächster Zeit neue Gelbe Säcke aus – und die sollen dann auch von besserer Qualität sein.

Bis dahin jedoch haben sich die Bewohner des Landkreises Schwarzwald-Baar schon schwarz geärgert über die Gelben Säcke. Wie sehr, das zeigt ein simples Posting eines Donaueschingers auf Facebook: " Wer hat eigentlich diese Gelben Säcke konstruiert und vor allem wer hat das abgenickt? Die sollten beide gefeuert werden" – mit diesem Satz ließ er seinen Frust los ins weltweite Datennetz. Keine Minute später das erste "Like", nach fünf Minuten die ersten Kommentare dazu und alle mit demselben Tenor: "Das stimmt, so ein Schrott", "Die regen mich auch auf. Wir müssen oft mit Tesafilm flicken, weil eine popelige Käsepackung reicht, um die dünnen Dinger aufzuschlitzen...", "Wenn die noch dünner werden, kann man den Abfall gleich auf der Straße ausleeren, macht dann auch keinen großen Unterschied mehr", "Beim Befüllen???? Die gehen oft schon bei der Trennung selbst kaputt!!"

Der Schwarzwälder Bote hakte nach beim Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises. Pressesprecherin Heike Frank stellt klar: Der Landkreis könne "keine eigenständigen Entscheidungen treffen über die Art und Weise der Entsorgung von Verkaufsverpackungen, oder eben auch der Qualität der Gelben Säcke". Zuständig seien die Dualen Systeme, die die Entsorgungskosten aus den Lizenzgebühren decken, die der Verbraucher bereits beim Kauf von Produkten mitbezahlt. Diese schreiben die Gelben Säcke in regelmäßigen Zeitabständen aus – im Rahmen der Neuausschreibung für den Zeitraum 2016 bis 2018 erfolgte eine Abstimmung der Dualen Systeme mit dem Landkreis. "Bei dieser Abstimmung konnte erreicht werden, dass erhöhte Anforderungen die Materialqualität der gelben Säcke in die Ausschreibungsbedingungen mit eingeflossen sind."

Man darf also gespannt sein. Beim Landratsamt in Villingen geht man zwar davon aus, "dass auch die alten Gelben Säcke den in den meisten Landkreisen allgemein üblichen Qualitätsanforderungen entsprachen und insofern kein ›Mangel‹ vorlag", zumal einzelne Chargen mit tatsächlich mangelhafter Abrissvorrichtung zurückgewiesen worden seien, trotzdem setzte sich der hiesige Landkreis für eine Qualitätsverbesserung ein. Warum? "Weil bei uns immer wieder Beschwerden über die schlechte Qualität auflaufen", gab Heike Frank im Gespräch mit unserer Zeitung zu.

Reißfest hin oder her, der Stein der Weisen scheint auch mit neuen Gelben Säcken noch nicht gefunden zu sein, denn auch reißfestes, dickwandiges Material bringe Nachteile mit sich, spätestens in der Sortieranlage, denn dort müssen die Säcke genau das tun, was sie vorher vermeiden sollen: sie "müssen reißen". Und: Eine dicke Folienstärke erhöhe den Missbrauch – schließlich sind die Tüten dann für vieles andere mehr gut – und erhöhe den Rohstoffbedarf bei der Herstellung, was wiederum die Entsorgungskosten steigen lasse und den Recyclinggedanken in Frage stelle.

Ein simpler Gelber Sack also mit vielen Facetten und offenen Fragen – die einzige nachhaltige Antwort darauf dürfte die Einführung einer Wertstofftonne sein, doch solange das angekündigte Wertstoffgesetz nicht in Kraft getreten sei, so Heike Frank, sei das nicht zufriedenstellend möglich.