Blies schon als Gruppenführer der KJG ins Horn, um die Mannschaft zu wecken: Alt-Dekan Kurt Müller, hier mit seinem Ebner-Instrument aus 1954, daneben Familienheim-Geschäftsführer Sebastian Merkle. Foto: Bräun Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Villinger erinnern sich ans "Male" an der Breiten Mühle

Das letzte Geheimnis "vum Mahle a de Breite Mille" wird wohl nie mehr gelüftet werden. Und das, obwohl sich am Donnerstagabend 30 Personen zu einem weiteren lokal-historischen "Projekttag" bei der Baugenossenschaft Familienheim einfanden.

VS-Villingen. Sie beschäftigten sich mit der Geschichte der einstigen Breiten Mühle, Ecke Waldstraße/Lessingstraße (heute Pontarlierstraße). Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und des legeren Austausch an Erinnerung und Wissen stand natürlich das "Male", die Pfeife rauchende hölzerne Figur eines bäuerlichen Männleins, das seit wenigen Tagen wieder an seinem neuzeitlichen Platz sitzt.

Und weil die Teilnehmer an der Reminiszenz des Abends, mitsamt dem Gastgeber Sebastian Merkle, Geschäftsführer der Familienheim, dem Alt-Dekan Kurt Müller, mit Architekt Konrad Flöß, Monika Burger, aufgewachsen und wohnhaft an der ehemaligen Mühle vor dem Kurgarten sowie Erich "Eise-Werner" und weitere Villinger mit Ortskenntnissen wissen noch bis heute, dass dort das Male am Giebel hockte.

Erinnert wurde auch an die gewerblichen und kaufmännischen "Dienstleister" von einst: das Reuter-Lädele an der Waldstraße, den Milchladen Allgeier an der Südfront und den Instrumentenmacher und Reparateur Ebner im vorderen Hauseck, wo auch eine hellblaue Segelflug-Dekoration die Hauswand zierte, und dem Werkstattladen der Hölzles.

Eine Fanfare gebastelt

Ein gefälliges Schmankerl dazu wusste der Dekan, der wohl zu Beginn der 50er Jahre den alten Ebner aus Neugier öfters aufgesucht hatte. Dabei fiel dem jungen Kurt das Stück eines Blechblas-Instruments auf und in die Hände, das markiert war mit "Kgl. Wttbg. Hoflieferant". Klar, dass das so nicht bleiben konnte, und der alte Ebner dem noch jugendlichen Müller, wie von diesem gewünscht und ersehnt, daraus eine wahrhaftige Fanfare bastelte. Damit, so die heitere Schilderung des Alt-Dekans, "wollte ich 1954 erstmals in der Spechtloch-Hütte die traumseligen Jungschärler wecken". Und der Dekan zog das Teil aus einem wohl alten Turnbeutel und blies auch am Donnerstag wagemutig ins ventillose Horn, worauf ein kecker Teilnehmer feststellte: "Darauf wäre ich liegen geblieben".

Als stets deutlich naiv – nicht nur aus heutiger Zeit – muss die mehrfach erwähnte "historische haltbare Frage" an das Männlein gelten, die über Jahre und Jahrzehnte an Nachkömmlinge weitergetragen wurde: "Maale, wa häsch g’esse?" (Männlein, was hast du gegessen?). Worauf das Männle stets gehemeinisvoll geantwortet haben soll: "Nint." Manch einer will aber auch gehört haben: "Zucker un Kaffee...!" Welche Mühlen- und Müller-Funktion das Männlein tatsächlich hatte, blieb an diesem Abend dann doch wieder offen.