Mit gedrückter Stimmung traten die Mitglieder der Anglergesellschaft Villingen gestern zur Aktion Saubere Landschaft entlang ihrer Pachtgewässer an. Nach wie vor tauchen tote und apathische Fische in der Brigach auf. Die Ursache ist weiter unklar. Foto: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder-Bote

Anglergesellschaft: Ursache für Fischsterben noch nicht gefunden / Zukunft der Brigach bereitet Sorgen

Von Martina Zieglwalner

Zwischen Trauer und Wut schwanken die Gefühle der Fischer. Auch bei der Aktion Saubere Landschaft war gestern das Thema Fischsterben in der Brigach das beherrschende Thema. Zumal die Ursache noch nicht klar ist und die Anglergesellschaft Villingen nur untätig zusehen kann.

VS-Vilingen. An die 50 Mitglieder waren gestern an den von Unterkirnach über Villingen bis Neudingen bis Gutmadingen reichenden Pachtgewässern des Vereins im Einsatz, um Flussufer und Bachbett von Unrat zu befreien. Auch heute treten die Helfer nochmals zur Putzaktion an – mit gedrückter Stimmung. Denn aus Sicherheitsgründen ist die Brigach fürs Fischen gesperrt und ein Ende des Verbots in weiter Ferne.

Kaum ein Tag ist seit vier Wochen vergangenen, an dem nicht tote oder apathische Fische in der Brigach aufgetaucht sind, hauptsächlich zwischen der Feldner Mühle und dem Freibad, schildert der Vorsitzende Christian Föhrenbach die Lage. Mindestens 100 verendete Tiere sind es inzwischen, doch das sei nur die Spitze des Eisbergs. Denn zum einen könnten die Angler nur die großen Fische entdecken, da der Jungbestand bei dem derzeit hohen Wasserstand gar nicht erkennbar sei, zum anderen komme die große Anzahl an geschwächt in der Strömung treibenden Tieren hinzu.

Gerade das schleichende Sterben mache die Suche nach der Ursache so schwierig, erklärt Föhrenbach. Zwar sei durch die Bestandsaufnahme der Anglerkollegen klar, dass die Verunreinigung des Gewässers auf Höhe des St. Georgener Industriegebiets beginnt, mehr stehe jedoch nicht fest. Mit Hochdruck arbeite das Landratsamt als untere Naturschutzbehörde an dem Fall. "Das Amt für Wasser- und Bodenschutz tut sein Möglichstes, den Fall aufzuklären", betont Föhrenbach. Die Untersuchung von Wasserproben und Tierkadavern dauern an.

"Es ist einfach frustrierend, dass bisher nichts gefunden wurde", stellt er resigniert fest. Haben die Angler doch noch das Fischsterben 2013 vor Augen, als giftiges Abwasser eines Betriebs in die Kläranlage in Peterzell gelangt war und sie so stark geschädigt hatte, dass der Stickstoff als Nitrit in die Brigach geflossen war. Mit viel Herzblut und einem enormen Aufwand an Arbeitszeit haben die Mitglieder seither die natürliche Wiederbelebung der Brigach vorangetrieben, eigens entwickelten Brutboxen im Gewässer ausgesetzt, um den Bestand wieder aufzubauen.

Die Stadt St. Georgen habe damals gut mit dem Verein zusammengearbeitet und eine ausreichende Entschädigung gezahlt, um die Aufzucht der Setzlinge zu finanzieren. Zur langfristigen Ansiedlung der Fische hatte sich der Verein ein dreijähriges Angelverbot auferlegt – bis 1. April 2016. Ein Datum, dem viele der knapp 100 Mitglieder voller Erwartungen entgegengeblickt hatten, zumal auch die Bestandskontrollen im Stadtgebiet Villingen so erfreulich gewesen seien, erklärt der Vorsitzende. Um so tiefer sitze jetzt natürlich die Enttäuschung bei allen. Zumal sie nichts tun, sondern die Situation nur ohnmächtig beobachten und den Fund toter Fische melden können.

"Drei Jahre Arbeit gehen jetzt sprichwörtlich den Bach runter." Und nicht nur das: "Für uns stellt sich jetzt natürlich die Frage, wie überhaupt die Zukunft der Brigach aussieht", führt Föhrenbach die Folgen des erneuten Fischsterbens vor Augen. Zunächst sei überhaupt mal die Ursache zu finden. Dann erst gelte es, sich Gedanken über die Beseitigung der Schäden zu machen. "Fische in belastetes Gewässer auszusetzen, wäre Tierquälerei", unterstreicht Föhrenbach. Denn das Hobby von ihm und seinen Mitstreitern sei viel mehr als nur das Angeln, es gehe auch um die Freude an sauberen Gewässern, in denen sich die Tiere wohlfühlen. "Es tut uns im Herzen weh, die toten und leidenden Fische zu sehen", beschreibt er die Gefühlslage der Mitglieder. Eine beklemmende Situation, deren Ende derzeit nicht abzusehen ist.