Raubopfer verliert 160.000 Euro. 43-Jähriger wegen Betrugs vor Gericht. Angeklagter will nur als "Chauffeur" tätig gewesen sein.

Villingen-Schwenningen - Wegen Raubes und neunfachen Betrugs müssen sich zwei Männer seit Moantag vor dem Landgericht Konstanz verantworten.

Ein Angeklagter fehlte am Montag. Der zweite, ein 43-jähriger Mann aus Straßburg, wurde aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Im Saal saßen viele Mitglieder seiner großen Familie. Einige Frauen weinten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 43-Jährigen vor, in Schwenningen an einem Raub von 160 000 Euro und an neun Betrügereien im Zusammenhang mit überteuerten Schleifarbeiten beteiligt gewesen zu sein. Mitangeklagt ist ein anderes Mitglied seiner weitläufigen Verwandtschaft. Dieser Mann, "J" mit Namen, ist jedoch untergetaucht. Der 43-jährige vierfache Familienvater sitzt seit mehr als fünf Monaten in U-Haft.

Im September vorigen Jahres bot ein Mann, der sich "M." nannte, einem 58-jährigen FKK-Clubbesitzer an, 160.000 Euro gegen 300.000 Schweizer Franken eintauschen zu können. Dieser Unbekannte und dessen Begleiter, den er als seinen "Chauffeur" vorstellte, hätten es damals "richtig krachen lassen" und ihre Zeche von 2500 Euro mit Karte bezahlt, berichtete der 58-jährige Zeuge gestern. Das habe auf ihn einen "seriösen" Eindruck gemacht.

Vor dem Geschäft habe er auf einem Parkplatz in Bad Dürrheim einige Banknoten aus einem Koffer in Augenschein nehmen und prüfen dürfen. Danach habe man sich in Schwenningen vor einem seiner Clubs zur Übergabe verabredet. Er habe seine Euros in eine Plastiktüte gesteckt und sei damit zu dem mit laufendem Motor abgestellten Fahrzeug des "M." gegangen. Der "Chauffeur" habe am Steuer gesessen. Dann ging alles offensichtlich ganz schnell: Während er sich noch in Richtung Kofferraum gebeugt habe, um den Geldkoffer an sich zu nehmen, habe ihm "M." plötzlich die Plastiktüte aus der Hand gerissen. Dann sei er auf den Beifahrersitz des Wagens gesprungen, der mit Vollgas und offenem Kofferraumdeckel abgedüst sei. "Dann zähl man schön", soll "M." noch gerufen haben, während er gerade noch den Koffer habe greifen können.

Das Geld war schnell gezählt: Anstatt 300 000 waren es rund 2000 Schweizer Franken. Sie verdeckten gerade das darunter liegende wertlose Papier.

Gestern schien der 58-Jährige seinem Geld kaum nachzuweinen. Im Gegenteil, er amüsierte sich köstlich über seine eigene "Blödheit", wie er selbst sagte. Der Mann auf der Anklagbank schien ihm fremd. "Wer ist das eigentlich?" fragte er den vorsitzenden Richter. Dann meinte er, der "M." sei das "eher nicht". Der Chauffeur könnte es vielleicht sein.

Der 43-jährige Angeklagte räumte ein, dass er den J. damals habe chauffieren müssen. Sinn und Zweck der Fahrerei habe er nicht gekannt, ließ sein Verteidiger in einer Erklärung verlauten. Auch an den Betrügereien des auf der Flucht befindlichen Mannes im Zusammenhang mit Schleifarbeiten sei er nicht beteiligt gewesen. Seine Familie arbeite seit 30 Jahren korrekt: "Die deutschen Kunden kennen uns", meinte er.

Das Gericht hat 21 Zeugen geladen. Das Urteil soll morgen verkündet werden.