Stoßen auf die gemeinsame Stadt an: Schwenninger Trachtenträger und Villinger Grenadiere. Fotos: Zieglwalner/Kratt Foto: Schwarzwälder-Bote

Lange Tafel: Auf Streifzug über die Picknick-Meile: Internationale Schlemmereien und Kultur locken an

Händeschütteln, Zuprosten, gemeinsam Lachen: Die Lange Tafel brachte am Samstag die Bürger der Doppelstadt zusammen. Der Schwarzwälder Bote hat sich unter die Besucher und Akteure gemischt.

Villingen-Schwenningen. Kurz nach 16 Uhr am Kreisklinikum: Mit Sack und Pack treffen die ersten Besucher auf dem abgesperrten Gelände ein. Mit einem großen Bollerwagen ziehen auch die Täfelebueben aus Schwenningen vorbei, die wenig später ihren reservierten Tisch mit allerlei Köstlichkeiten decken. Die erste Flasche Prosecco wird geköpft und die Redakteurinnen auf ein Glas eingeladen. Warum sie hier sind? "Um das Miteinander zu feiern", sagen sie und stoßen an.

Tanja Strom und Manfred Kuhn haben sich für den Jubiläums-Höhepunkt etwas ganz Besonderes einfallen lassen: T-Shirts, bedruckt mit der Aufschrift "Lange Tafel" – in gelb natürlich, "das fällt auf", sagen sie. "Unser Tisch ist kunterbunt, ebenso wie das Fest heute", meint Strom, die sehr angetan von dieser außergewöhnlichen Idee der Stadt ist. Spanisch-griechische Spezialitäten präsentiert die gut gelaunte Truppe auf ihrem Tisch – und lädt zu einer Kostprobe ein.

Allmählich füllt sich die schier nicht enden wollende Festtafel, und die Redakteurinnen haben Mühe, von einer zur anderen Seite durchzukommen. "Das könnte sich doch einbürgern", "Warum gibt es so etwas nicht jedes Jahr", klingt es immer wieder von Tischen.

Und von weitem ertönen allmählich die Klänge der zahlreichen Akteure, die – nicht zu üppig – sich übers Festgelände verteilt präsentieren. Gespannt warten die Gäste auf den Auftritt der Waldorfschule: Eine riesige Murmelbahn soll Kugeln von der einen Seite der Doppelstadt zur anderen bringen – und damit die Einheit symbolisieren.

"Die Idee, die Menschen zu vereinen, ist total gelungen", meint Christiane Käfer am Stand des Schwenninger Jugendhauses Spektrum. Hier gibt es ein kleines Theaterstück zu sehen, und das Team der Kulturküche hat vom sizilianischen Zitronenkuchen bis hin zur orientalischen Dattelcreme allerlei Köstlichkeiten aufgefahren.

Zum "gemütlichen Beisammensein" haben sich die Urzeit Elche aus Schwenningen getroffen – ihr Tisch gleicht mit Fasnetsmusik aber eher einer Partyhochburg. Zumindest sei er mit Abstand am originellsten dekoriert, meinen sie und zeigen auf ihr Kunstwerk aus bunten Luftballons und Teelichtern.

Gediegen geht es dagegen bei Sissis Erben zu, die den Tisch wie anno dazumal eindeckt und sich passend gekleidet hatten: "Wir sind die eleganteste Truppe", ist sich Petra Haller sicher. Aber auch die Alten Jungfere geben sich das ganze Jahr über vornehm und haben für die entsprechende Dekoration gesorgt. Ein Gesprächsthema ist auch ein Freundeskreis, der gleich mit Kerzenleuchtern und der notwendigen Ausrüstung fürs Käsefondue angerückt ist.

Überhaupt lässt es sich wohl an allen Tischen gut tafeln, von traditionellem Vesper bis zu internationalen Spezialitäten scheint alles dabei zu sein. Doch nicht nur der Gaumenschmaus steht bei so manchen im Vordergrund: Manuela Scislowski und ihrer Familie ist es beispielsweise wichtig, ein Zeichen für die gemeinsam Stadt zu setzen. Sie haben das Wappen von Villingen und Schwenningen auf ihren Tisch gestellt. "Seit 1972 sind wir eine Stadt, aber wir sind immer noch gesplittet", bedauert sie. Und hofft, dass gerade auch durch solche Aktionen wie das Picknick das Zusammengehörigkeitsgefühl wächst. Sie jedenfalls füllt es mit ihrer Familie und Freunden aus vielen anderen Stadtteilen und Gemeinden aus der Umgebung vor. Die Tafel jedenfalls ist ohnehin ein Spiegelbild der Doppelstadt von heute, mit ihren Bürgern vieler Nationalitäten. Ob Syrer, Afrikaner, Kroaten oder Deutsche, diesen Abend gestalten alle zusammen und kommen sich durch diese Ak tion sicherlich ein Stück näher.