Alex Trivellato will sich bei den Wild Wings durchsetzen. Foto: Direvi

Eishockey: Die Neuen der Schwenninger Wild Wings (5): Verteidiger Alex Trivellato ist von den Fans beeindruckt.

Das 22-jährige Verteidiger-Talent Alex Trivellato war für die Wild Wings auf dem Sommermarkt ein "Schnäppchen". Der gebürtige Südtiroler wurde von den Eisbären Berlin für ein Jahr zunächst ausgeliehen. Aber man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.

Alex Trivellato hat zwar trotz seiner noch jungen Karriere schon einiges erlebt, aber von den Eindrücken des ersten offiziellen Eistrainings am vergangenen Dienstag vor 2100 Zuschauern ist er immer noch hin und weg. "So ein Training habe ich noch nie erlebt. Mit so einer großen Kulisse hatte ich nie gerechnet. Als ich aufs Eis gelaufen bin, war das Gänsehaut-Feeling pur. Dies zeigt mir aber auch, wie stark dieser Eishockey-Standort Schwenningen hier ist und dass wir Spieler den Fans auch einiges zurückgeben müssen. Beim ersten Training mit den Eisbären waren nicht annähernd so viele Anhänger da."

Was er auch bemerkenswert in den ersten Tagen in den Trainingseinheiten fand: "Wenn ich mich im Kraftraum umgeschaut habe, gaben wirklich alle Vollgas, auch wenn die Übungen noch so reingehauen haben. Ich denke, wir haben eine sehr hungrige Mannschaft. Die Stimmung war sowieso in der Kabine von Anfang an gut."

Der 28. Juli war für Alex Trivellato ein richtungsweisender Tag. Seitdem besitzt der Defensiv-Akteur neben seinem italienischen auch einen deutschen Pass. In Schwenningen war man sich schon länger mit dem sympathischen Südtiroler und mit den Eisbären Berlin über das Leihgeschäft im Grunde genommen einig, aber alle Seiten wollten diesen Tag abwarten. "Es war ein wirklich nerviger Papierkrieg in all den vergangenen Monaten. Aber diese doppelte Staatsbürgerschaft schafft mir nun auch neue Optionen im Eishockey", so Trivellato.

Für Alex Trivellato war es aber bereits in der vergangenen Saison klar, als er zwischen den Eisbären Berlin und den Dresdner Eislöwen bei den Einsätzen hin- und herpendelte, dass es für ihn auch in dieser neuen Saison bei den Eisbären eng werden würde. "Uwe Krupp hat mit mir immer offen darüber geredet. Jetzt erst einmal für ein Jahr nach Schwenningen zu wechseln, kann mich um einiges weiterbringen. Ich möchte hier im Team auch Verantwortung übernehmen", betont der 22-Jährige.

Schwenningens Cheftrainer Helmut de Raaf freut sich über den Deal: "Alex bringt alle physischen Voraussetzungen mit. Als italienischer Nationalspieler hat er mit jungen Jahren bereits internationale Erfahrungen sammeln können, zudem hat er im Nachwuchs der Eisbären eine sehr gute Ausbildung durchlaufen." In den ersten Trainingsspielen verteidigte der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann an der Seite von Rob Brown, doch dies muss zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung nichts heißen.

Es hätte nicht unbedingt das Eishockey für Alex Trivellato sein müssen. Seine Eltern betrieben den Leistungssport Tanzen, begabt war er auch im Tennis und im Tischtennis. "Doch das Eishockey war dann eines Tages die Nummer 1", erinnert er sich noch gut an seine Anfänge in den Jugendteams von Leifers. 16 Jahre alt war er, als die Kaufbeurer, die das Talent bei der U18-WM entdeckten, ihn in ihre Nachwuchsabteilung lockten. "Das war für mich schon ein gravierender Einschnitt, andererseits war es für mich absolut klar, dass ich Profi werden möchte. Da muss man auch durch so eine neue Situation durch." Sein Weg führte ihn weiter zum Nachwuchs der Eisbären. Bei der U20-B-WM in 2013 wurde er zum besten Verteidiger und zum besten Spieler seines italienischen Teams gewählt. In der Saison 2013/14 feierte er bei den Berlinern auch sein DEL-Debüt. Allerdings stieg er damals mit dem italienischen Team aus der A-Gruppe ab.

Unter der Regie des früheren Schwenninger Coaches Stefan Mair wurde Italien in diesem Frühjahr in Polen bei der B-WM nur Vorletzter. Bei Stefan Mair hat er sich allerdings nicht über die Wild Wings erkundigt, als das Thema im Frühsommer für ihn heiß wurde.

Die kommende Zeit in Schwenningen ist für die Karriere von Alex Trivellato ein sehr wichtiger Baustein. Und wer weiß, vielleicht bleibt es ja nicht bei diesem Leihgeschäft, sondern es entsteht daraus eine erfolgreiche Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Mannschaft, die tägliche Arbeit mit dem Trainerteam und natürlich die Fans, die Alex Trivellato vor einer Woche so kennenlernen durfte – dies alles findet er schon mal "richtig toll".

Zur Person: Alex Trivellato

Alex Trivellato wurde am 1. Mai 1993 in Bozen (Südtirol) geboren und erlernte beim Nachwuchsteam in Leifers ab dem Alter von sechs Jahren das Eishockey-Einmaleins. 2009 bestritt er für Italien erstmals eine U18-C-WM. Dabei wurde er vom bekannten Kaufbeurer Jugendtrainer Alfred Weindl entdeckt. Dieser machte ihm die Fortsetzung seiner Eishockey-Ausbildung beim ESV Kaufbeuren schmackhaft.

In der Saison 2009/10 bestritt er in der Jugend-Bundesliga 23 Spiele für die Allgäuer (7 Tore/20 Assists). In der damaligen Saison wurde er mit dem italienischen U18-Team Zweiter bei der C-WM. In den Runden 2010/11 und 2011/12 spielte der Verteidiger für die Eisbären Berlin in der DNL (70 Spiele/11/34). In der Saison 2012/13 erfolgte sein Wechsel zum Oberligisten FASS Berlin (29/6/13). Bei der U20-C-WM in der Ukraine 2013 wurde er zum besten Verteidiger des Turnieres gewählt – und auch zum besten Spieler seines italienischen Teams, das Bronze holte.

In der Saison 2013/14 bestritt Alex Trivellato 51 DEL-Spiele für die Eisbären Berlin (3/3) und musste dann mit dem italienischen Team aus der A-WM-Gruppe absteigen. In der vergangenen Saison spielte der Linksschütze 35 Mal für die Eisbären (2/3) und in der DEL2 für Dresden 18 Mal (2/8). Bei der B-WM in Polen wurde er mit Italien in diesem Frühjahr Vorletzter. Insgesamt hat der 1,88 m lange Verteidiger für das italienische A-Team bis heute 33 Länderspiele bestritten. Seit Dienstag, 28. Juli, hat Alex Trivellato eine doppelte Staatsbürgerschaft. Seine Lebensgefährtin stammt aus Berlin. Er hat in Hochemmingen eine Wohnung bezogen und trägt bei den Wild Wings die Rückennummer 5.