Domenico Wittkopf, Inhaber des Gasthauses Ott, zeigt das Plakat, mit dem die Wirte in der Färberstraße werben. Foto: Marc Eich

Vor dem Anpfiff bereits Verstimmung: Stadt erteilt für Spiel-Übertragung mit Ton befristete Ausnahmegenehmigung.

Villingen-Schwenningen - Der Anpfiff zur Fußball-WM war zwar erst gestern, aber in der Stadtverwaltung und bei den Wirten in der Färberstraße geht es bereits seit Tagen rund wegen des Public Viewings. Die Beschwerden zweier Anwohner, die durch das Plakat der Wirte aufgeschreckt wurden, brachte die Stimmung zum Kochen. Doch mittlerweile hat die Verwaltung Entwarnung für die Gastronomen in der Färberstraße gegeben, die einen Antrag auf Spiel-Übertragung mit Ton im Freien gestellt haben. Sie erhalten laut einer Pressemitteilung vorläufig eine befristete Genehmigung. Wegen des Anwohnerschutzes wird die Stadt zunächst für die Spiele bis einschließlich dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft am Montag, 16. Juni, eine Ausnahmegenehmigung erteilen. In diesen Tagen werde der kommunale Ordnungsdienst regelmäßig präsent sein, um Kontrollen und Messungen über die einzuhaltenden Immissionsrichtwerte von 70 Dezibel vorzunehmen. Nach diesen ersten WM-Spieltagen werde Bilanz gezogen und im Sinne der Gastronomen, Fußballfans und Anwohner in der Färberstraße entschieden, ob und in welcher Form die weiteren WM-Spiele übertragen werden dürfen. Damit gehen zunächst einmal tagelange Gespräche innerhalb der Verwaltung und mit verwirrten Wirten zu Ende.

Der Frust sitze den Färberstraßen-Wirten dennoch in den Knochen, meinte Saki Bantolas, weil wegen zwei Anwohnern nun Druck gemacht werde. Seiner Meinung nach müsste die Stadt Rückgrat zeigen, denn es sei nun mal nur alle vier Jahre WM. Und die beiden Wirte, die draußen Fernsehapparate mit Tonübertragung aufstellen wollen, planen dies nur für die drei oder sieben Spiele mit der deutschen Mannschaft. "Das war schon immer so, auch bei anderen WMs."

Ins Rollen kam die Sache durch das Plakat, mit dem die Gastronomen "einfach informieren" wollten. Darauf steht, dass zwölf Lokale mit 30 Fernsehapparaten und 15 Beamern für internationales Flair sorgen. Michael Staiger, Sprecher der Wirte in der Färberstraße, meinte, dass dies unglücklich formuliert worden sei. Die Apparate stünden selbstverständlich nicht im Freien.

Dass daraus die Stadt ein "Riesenproblem" gemacht habe, versteht Bantolas nicht. Zuerst wollte sie die Plakatierung nicht genehmigen, dann dass die Plakate geändert werden. Dies hätte aber zusätzliche Kosten für die Wirte bedeutet. Schließlich durften die Plakate doch aufgehängt werden.

Ein weiterer Punkt war die Fernsehübertragung im Freien mit Ton. Die Wirte hätten der Stadt angeboten, so Bantolas, Lärmmessungen zu machen. Die verlangte hingegen von den Wirten, dass sie ein Lärmschutzgutachten auf eigene Kosten erstellen lassen müssten, wenn sie die Spiele im Freien mit Ton übertragen wollten. Daraufhin hätten die Wirte einen Anwalt beauftragt.

Bei der ganzen Diskussion soll von der Stadt einem anderen Wirt gegenüber der Hinweis gegeben worden sein, so Bantolas, darauf zu achten, dass nach einem Tor die Gäste nicht länger als 15 Sekunden jubeln dürfen.