Ganz geheuer ist es den Nachbarn nicht, wenn sich künftig Flüchtlinge auf dem Hinterhof aufhalten werden. Foto: Bloss

Hohe Asylbewerberzahlen drücken auch auf Schwenningen. Neue Unterkünfte stehen in den Startlöchern.

VS-Schwenningen - Haben die aktuellen Entwicklungen in der Flüchtlingspolitik auch Auswirkungen auf die Asylbewerberheime in Schwenningen? Zumindest die ansteigenden Flüchtlingszahlen bereiten den Verantwortlichen Sorgen.

"Wenn alles so kommt, wie angekündigt, dann wird es wirklich schwierig, die Zahlen zu bewältigen", meint Sozialamt-Sachgebietsleiter Eberhard Weckenmann. Tagtäglich werde man eines Besseren belehrt und müsste für die Unterbringung der neuen Flüchtlinge neue Kalkulationen anstellen.

Nachdem im Juli 150 Asylbewerber in Schwarzwald-Baar-Kreis gekommen waren, werden es im August 160 sein, ab Herbst müsse der Kreis sogar bis 175 Personen aufnehmen, weiß Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamts. Gespräche für neue Asylbewerberheime im Kreis, so auch in der Doppelstadt, liefen derzeit noch.

Derweil schreitet der Umbau der geplanten Gemeinschaftsunterkünfte in der Schubert- und in der Villinger Straße weiter voran, trotzdem werde die Belegung bei beiden, so Weckenmann, nicht vor September oder Oktober erfolgen. Bereits seit einigen Monaten leben im ersten Obergeschoss des ehemaligen Küchenland-Firmengebäudes an der Villinger Straße 62 rund 20 Asylbewerber, die sich ab Herbst auf etwa 100 erhöhen werden.

Ein Blick auf die Briefkästen, die bereits an der seitlichen Eingangstür aufgestellt wurden, verrät, dass sowohl im leer stehenden Erdgeschoss, in dem die Firma Frommer bis vor einiger Zeit noch ihren Sitz hatte, als auch im Dachgeschoss bald neues Leben einziehen wird – die einzelnen Zimmer sind bereits durchnummeriert. Küchen, Bäder und ein Aufenthaltsraum sollen die Gemeinschaftszimmer, in denen bisher nur Afrikaner untergebracht sind, ergänzen.

Rechts hinter dem großen Gebäude: Ein Fabrik-Komplex mit großem Vorplatz, hier sind die Firma Baumgarthuber, der Metallverarbeitungs-Betrieb Haru Design sowie die Trainingsstätte des Kinder- und Jugendzirkus untergebracht.

Hansjörg Weis, Inhaber von Haru Design, hat mit den Flüchtlingen, die bereits in der Villinger Straße leben, nur wenig Berührungspunkte. "Bisher lief alles recht friedlich ab. Ich bin gespannt darauf, wenn das Haus dann voll wird", sagt Weis, und spricht damit vor allem den großen Platz vor der Firma an, auf dem er regen Betrieb befürchtet.

Zudem kritisiert der Inhaber, dass er sowohl von der Stadt als auch vom Landkreis im Vorfeld nicht über die Maßnahmen informiert worden ist.

Nebenan in der Turnhalle absolviert gerade eine Gruppe des Kinder- und Jugendzirkus VS ihr Sommerprogramm, viermal wöchentlich wird hier trainiert. Trainer Jurij Thomas ist gelassen, was die Flüchtlingssituation vor der Haustür betrifft. "Wir haben nie schlechte Erfahrungen gemacht und die Kinder brauchen keine Sorgen zu haben. Das wird bestimmt auch in Zukunft so sein."

Sabine Mund, Sozialbetreuerin in der Flüchtlingsunterkunft in der Schwenninger Alleenstraße und in den Villinger Obereschacher Straße, sieht den neuen Asylbewerberheimen mit gemischten Gefühlen entgegen: "Die Situation in Schwenningen wird sich noch verschärfen, wenn die Asylbewerber dann tatsächlich da sind", sagt Mund und meint damit vor allem die personelle Situation. Denn die Sozialbetreuerin weiß, wovon sie spricht: Das Gesundheitsprojekt, das sie in der Obereschacher Straße angeleiert hat, konnte sie vor lauter Arbeit in der Alleenstraße bisher kaum umsetzen.

Trotzdem ist sie froh, dass in der Alleenstraße die Fluktuation relativ groß ist, sodass neue Flüchtlinge stets nachkommen können. Sabine Mund: "Erst heute sind wieder rund 1800 Flüchtlinge in die Erstaufnahmestelle nach Karlsruhe gekommen, davon wird ein Teil in den Schwarzwald-Baar-Kreis geschickt. Wir werden sehen, welche Auswirkungen das auf Schwenningen haben wird."