Ausgetrunken – einen neuen Anlauf für die Verpachtung des Museumscafés im Franziskaner unternimmt Villingen-Schwenningen nicht. Das Café wird künftig nur noch abends während Veranstaltungen oder für angemeldete Gruppen geöffnet sein. Foto: Huber

Pächter Michele Mottillo wirft das Handtuch. Keine neue Ausschreibung. Nur noch bei Veranstaltungen geöffnet. Mit Kommentar.

Villingen-Schwenningen - Das Museumscafé im Franziskaner ist geschlossen. Schon wieder, möchte man sagen, denn der letzte Pächterwechsel liegt gerade einmal acht Monate zurück. Doch einen neuen Anlauf nimmt man nicht. Man verzichtet nun komplett auf den Betrieb des Tagescafés.

Im Januar hatte sich Michele Mottillo des Franziskaner-Cafés angenommen – Museumsleiterin Anita Auer hatte vier Monate nach einem Pächter gesucht, nun müsste sie erneut auf die Suche gehen, doch davon nimmt sie Abstand: "Ich suche nicht mehr, ich schreibe auch nichts mehr aus", stellt sie im Gespräch mit unserer Zeitung klar: Resignation? Ein bisschen vielleicht. Ein Schwarzer-Peter-Spiel ist damit aber nicht verbunden: "Es lag nicht an den Mottillos, die haben sich sehr bemüht!", stellt sie klar. Zuletzt fanden sogar Verkostungen von Weinen oder Olivenölen aus Mottillos Feinkosthandel im Café statt.

Doch woran liegt es, dass das Museumscafé immer wieder verwaist? Anita Auer ist ratlos. Vor der Pachtvergabe an Michele Mottillo habe sie sich beraten lassen von Fachkundigen, Lieferanten und Gastronomen und diese gefragt: "Woran liegt es, wenn es nicht in die Gänge kommt?" Es kann funktionieren, das habe man ihr rundum bescheinigt. "Es haben alle gesagt, es wäre zu machen, wenn man eine engagierte Person findet, die das quasi in Selbstausbeutung betreibt. Das hört sich jetzt brutal an, aber das ist ja überall so" – viel Herzblut und Idealismus hineinstecken, die eigene Arbeitszeit nicht wirklich rechnen – das Los vieler SelbstständigeR eben, die im kleinen, feinen Stil agieren. An Herzblut habe es den Mottillos ganz sicher nicht gemangelt, nur an Besuchern – und vielleicht ein bisschen an Fachwissen in der Gastronomie, meint Auer. "Herr Mottillo ist ja kein gelernter Gastronom", weiß sie. Doch selbst beim Öschberghof, der das Museumscafé vor dem Deutsch-Italiener knapp zwei Jahre lang betrieben habe, lief es nicht rosig – "die Personalkosten waren im Verhältnis zu hoch, am Ende haben sie das als Azubi-Projekt laufen lassen, das lief noch nicht mal schlecht – aber die Kalkulation ging trotzdem nicht auf", schildert Auer. Vor allem in Ferienzeiten beispielsweise sei das Museumscafé meist extrem schwach besucht:

Nun ist es seit Anfang August ganz dicht und das wird es, als Tagescafé für die Museumsbesucher, aller Voraussicht nach nun zunächst einmal bleiben. "Da soll erst mal einer kommen, der das schade findet und in die Hand nehmen möchte", meint Auer. Die Zuständigkeit für das Café hat nun auch innerhalb der Stadtverwaltung gewechselt. Weil das Tagesgeschäft, das bislang den Löwenanteil der Öffnungszeiten ausmachte, nun wegfällt, ist statt Anita Auer fortan Kulturamtschef Andreas Dobmeier zuständig, erklärt die Museumsleiterin.

Bei Veranstaltungen sei das Café weiterhin für die Besucher geöffnet, heißt es auf der Internetseite der Stadt Villingen-Schwenningen und auch, dass Gruppen ihre Anfragen doch bitte an Mirella Fannelli wenden mögen. Die Betreiberin des Café Einfach Andersch in der Rietstraße übernimmt die Abendbewirtung bei Veranstaltungen.

Eine neue Ära für das Café im Franziskaner, dem es in seiner wechselvollen Geschichte auch tagsüber nie an Ambiente, aber immer wieder an Besuchern gefehlt hat.

Kommentar: Unbekannt

Von Cornelia Spitz

Es ist schon beinahe symptomatisch. Schon wieder gibt ein Betreiber des Museumscafés im Villinger Franziskaner auf. Schade! Aber woran liegt es, dass ein Pächter nach dem anderen das Handtuch wirft? Am kurzen Atem der Pächter? Am schleppenden Geschäft? Oder an fehlendem Marketing der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen für das Café in seiner guten Museumsstube? Letzteres wird es wohl vor allem gewesen sein. Die benachbarten Straßencafés schließlich sind proppenvoll. Kaum ein freies Plätzchen ist nachmittags in den Lokalen der Rietstraße zu ergattern. Und währenddessen verkümmert direkt nebenan eine gute Adresse – und zwar ganz gleich, ob Gastro-Profis wie der Öschberghof oder engagierte Einzelkämpfer am Drücker sind. Stell’ Dir vor, da ist ein Café in bester Lage, mit wunderschönem Ambiente – aber keiner geht hin. Warum? Weil keiner es weiß!