Frank Rieger aus Bräunlingen spielt an der Orgel der Benediktinerkirche. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

KonzertOrganist spielt humoristischen Variationen über "Ein Männlein steht im Walde"

VS-Villingen (kou). Lustig, heiter, martialisch und ernst gestaltete Frank Rieger die Orgelmusik zur Marktzeit in der Benediktinerkirche. "Come un colpo di cannone" – nein, es war nicht Rossini, was da donnerte, sondern es war die "Cannonade" des Claude-Bégigne Balbastre, die bombastisch die Morgenfeier eröffnete. Der Komponist lebte von 1724 bis 1799, Rossini wurde 1792 geboren, Mozart verstarb 1791.

Um den es hier geht, war ein französischer Komponist, der Marie Antoinette unterrichtete. Die Revolution kündigte sich an. Balbastre hatte wohl aufrührerische Gedanken, als ihm die Geschütz-Musik einfiel. Rieger gestaltete das Werk mit schallenden Trompeten, deutlichen Staccati, donnernden Pedal-Einwürfen und dem Wechsel von Heiterkeit und dumpfen Gefühlen. Wie ein Pendant erschien zum Schluss Antonio Solers "Fanfare imperial", die in barocker Klangpracht und großer Echowirkung daher kam.

Den Hut musste man vor dem Organisten ziehen, bedenkt man den persönlichen Hintergrund beim Zustandekommen des Konzertes. Es zeichnet den Künstler aus, wenn er artistische Größe zeigt und zu fröhlichen Programmbeiträgen in der Lage ist, so bei den "Humoristischen Variationen" über "Ein Männlein steht im Walde" des langjährigen Münchner Domorganisten und Hochschuldozenten Franz Lehrndorfer. Rieger gelang eine gekonnte Wiedergabe. Eine Assistenz stand ihm nicht zur Seite. Alle Registrierungen wurden von ihm ausgeführt.

Eingangs erklang das Liedmotiv, gefolgt von zwei Variationen, darunter mit der "Vox humana", Umspielungen und Ausführung in Sopranlage. Französich-romantischen Anstrich erhielt die dritte Variation mit Moll-Wendung und Krummhorn als hervorstechendes Register. Organo pleno, ein Trio mit vox humana, volksliedhafte Betonung, Acht-Fuß-Bearbeitung folgten, und unartige Schlusstöne sorgten für Erheiterung des zahlreichen Publikums.

Beliebt bei Organisten und Zuhörern ist Bachs a-Moll-Concerto, das in der Benediktinerkirche immer wieder zu hören war. Rieger gestaltete charaktervoll die drei Sätze der Parodie der Vivaldi-Vorlage. In einem flüssigen Kopfsatz (ohne Tempoangabe des Komponisten) waren markante Anfangsakkorde, großes Spielwerk, Ornamentik, auftürmende Harmoniegebilde und eine breite Schlussfermate zu vernehmen.

Als Abrundung des internationalen Programms erklang die kurze Voluntary in D-Dur opus 5/V von John Stanley mit ruhiger Einleitung bei weich klingenden Holzregistern und einem dahineilenden zweiten Part bei majestätischer Ausstrahlung und mit stehendem Orgelpunkt.