Nach eigenen Aussagen fühlen sich die syrischen Bewohner wohl. Foto: Bloss

Fünf Zelte in Flüchtlings-Notunterkunft auf dem Messegelände neu bezogen. Betreuungsteam für derzeit 270 Asylbewerber wurde aufgestockt.

VS-Schwenningen - Seit Anfang der Woche herrscht Umzugsstimmung auf dem Messegelände: Die derzeit 270 Flüchtlinge sind in die errichteten Leichtbauhallen umgesiedelt, Personal und Betreiberfirmen wurden neu strukturiert.

Der Anblick der fünf Zelte hinter den großen Messehallen könnte zunächst den Eindruck eines Südwestmesse-Aufbaus suggerieren. Doch dieser wird erst erfolgen, wenn die BEA-Notunterkunft zum April nächsten Jahres wieder aufgehoben wird. Denn bis dahin werden die Zelte als Übergangslösung für maximal 1000 Flüchtlinge – derzeit sind es nur 270 – zur Verfügung stehen.

Das Registrierungsverfahren

"Heute morgen sind 50 Flüchtlinge zur Registrierung mit dem Bus nach Karlsruhe gefahren. Wir bekommen aber wieder 50 zurück – ob es die gleichen sind, das wissen wir nicht", berichtet Regierungsdirektor Ansgar Fehrenbacher vom Regierungspräsidium Freiburg, der für die Notunterkünfte zuständig ist. Ein Schwund an Personen, die auf eigene Faust versuchten, so schnell wie möglich registriert zu werden, sei immer da. "Die Unterkunft ist kein Gefängnis, wir bieten es den Flüchtlingen nur an, aber im Grunde haben sie ja keine andere Möglichkeit", sagt Fehrenbacher weiter.

Momentan werden in den BEAs in Donaueschingen und Villingen Probeläufe durchgeführt, damit die Registrierung inklusive Gesundheitscheck auch dort erfolgen und die Flüchtlinge anschließend auf die Kreise verteilt werden könnten. Maximal einen Monat blieben sie in der Notunterkunft, bis eine Registrierung erfolge.

Die Betreuung

Auf dem Messegelände sind derzeit drei Unternehmen verteilt, um das Zusammenleben der Flüchtlinge – zehn Nationalitäten sind vertreten – zu regeln: Neben der Betreiberfirma Campanet aus Freiburg, die von Einrichtungsleiterin Maria Schulz geführt wird, ist das Villinger Sicherheitsunternehmen Securitas vor Ort, ebenso der Catering-Betrieb Vosseler aus Herzogenweiler, der für die dreimalige Essensausteilung pro Tag zuständig ist.

Seit zwei Wochen ist auch Objektbetreuerin Sabine Bollacher mit an Bord. Sie wurde vom Land angestellt, hat bereits in der LEA in Karlsruhe erste Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht. "Das Personal wurde aus dem ganzen Haus für die Flüchtlingsbetreuung im Land zusammengezogen – erstmal für zwei Monate, aber es ist natürlich absehbar, dass es länger wird", sagt Ansgar Fehrenbacher.

Sabine Bollacher ist rund zwölf Stunden pro Tag auf dem Messegelände, um auf die Bedürfnisse und Fragen der Flüchtlinge einzugehen. "Wann werde ich verlegt? Wann erfolgt die Registrierung? – Das sind die Sorgen, die die Menschen hier am meisten bewegen", erzählt Bollacher.

Sowohl die Betreiberfirma als auch der Sicherheitsdienst sind mit jeweils acht und zwölf Leuten in Tag- und Nachtschicht auf dem Gelände verteilt. Große Zwischenfälle habe es bisher nicht gegeben, wie Securitas-Leiter Elvis Doljanac berichtet: "Wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, kommt es immer wieder zu Konflikten, zum Beispiel bei der Essensausgabe. Kleinere Diebstähle sind außerdem vorgekommen. Aber insgesamt können wir zufrieden sein."

Der letzte Vorfall, bei dem auch die Polizei mit involviert war, sei vergangenen Freitag gewesen, als einige neu angekommene Flüchtlinge sich geweigert hatten, aus dem Bus vor der Messe auszusteigen (wir berichteten).

Die fünf Leichtbauhallen

Seit Montag sind die Leichtbauhallen bezugsfertig: Drei Zelte stehen als Schlafmöglichkeit zur Verfügung, ein Multifunktionszelt beherbergt unter anderem Essensausgabe, Gebetsecke, Aufenthaltsgelegenheit, Waschraum und Kleiderkammer, ein fünftes Zelt wird als Lager genutzt.

"Ich bin relativ stolz darauf, dass wir innerhalb von nur zwei Wochen das alles auf die Beine gestellt haben. Und natürlich froh, dass uns die Messegesellschaft die Zelte zur Verfügung gestellt hat", sagt Ansgar Fehrenbacher. Und Sabine Bollacher fügt hinzu: "Der Umzug am Montag konnte relativ schnell erfolgen, weil die Flüchtlinge selber mitangepackt haben."

Karg und eng wirken die Zimmer, von denen viele bisher noch leerstehen – und die eigentlich gar keine Zimmer sind, sondern mit Holzplatten abgetrennte Kabinen, bestückt mit ein bis vier Stockbetten – je nach Anzahl der Familienmitglieder. Jedes Zimmer hat eine eigene Nummer mit Hallen-Zuordnung und Bewohner-Namen, "damit wir den Überblick behalten und das Regierungspräsidium die genauen Zahlen und Namen hat", erklärt Einrichtungsleiterin Maria Schulz. Im Wartestand befindet sich das Organisationsteam derzeit noch mit den vorgesehenen Dusch- und WC-Containern, die in der Multifunktionshalle aufgestellt werden sollen und noch nicht lieferbar sind. Bis dahin müsse das Provisorium vor den Hallen genutzt werden, sagt Ansgar Fehrenbacher.

Die Kleiderkammer

"Ich bin erst seit drei Tagen da, aber ich fühle mich schon sehr wohl und bekomme von den Flüchtlingen tolle Unterstützung", meint Sanja Lukic von Campanet, die die neu errichtete Kleiderkammer leitet. Hier erhalten die Flüchtlinge nicht nur Kleidung und Hygieneartikel, sondern auch Bettwäsche und das sogenannte "Starterset" – bestehend aus Handtuch, Shampoo, Zahnbürste und Zahnpasta –, das für jede Person vorgesehen ist. "Mithilfe des Sicherheitspersonals sehen wir zu, dass nur fünf Leute gleichzeitig reinkommen. Sie haben eine Viertelstunde Zeit, sich ihre notwendigen Sachen zusammenzusuchen", erklärt Lukic.

Die medizinische Versorgung

In den fest installierten Container hinter den Zelten ist vor zwei Tagen die medizinische Versorgungsstation, die täglich von 9 bis 13 Uhr geöffnet hat, gezogen. Ohrenschmerzen, Erkältungen, Schwangerschaften und psychische Erkrankungen stehen derzeit auf der Tagesordnung des vierköpfigen Versorgerteams, berichtet Birgit Fehrle, Johanniter-Rettungssanitäterin. Wie die Verständigung mit den Flüchtlingen abläuft? "Teilweise mit Händen und Füßen. Aber die Dolmetscher, die die Kranken begleiten, sind eine große Hilfe", sagt Arzt Joachim Aust, der dreimal pro Woche aushilft. Auch, wenn sich noch vieles richtig einspielen müsse, zeigt sich Ansgar Fehrenbacher erleichtert über das Errichten des neuen Flüchtlings-Winterquartiers: "Die Zusammenarbeit aller Beteiligten klappt gut. Wenn es Diskussionsbedarf gibt, dann hocken wir sofort zusammen. Eigentlich ist es unglaublich, was hier gerade auf dem Messegelände abläuft."

Für die Kleiderkammer wird noch dringend Winterbekleidung – unter anderem Mützen, Handschuhe sowie Männerschuhe in großen Größen – benötigt. Das Team der Betreiberfirma Campanet freut sich über Spenden, die am hinteren Messeeingang abgegeben werden können.