Die ehemaligen Soldatenwohnungen in der Kirnacher Straße werden rund um die Uhr streng bewacht. Ein Kontakt zwischen den Asylbewerbern und Einheimischen ist quasi nicht möglich. Auf dem Gelände sollen bald Container errichtet werden. Foto: Bloss

Notunterkunft wird für anderweitigen Wohnraum genutzt. Kommunalpolitiker sind besorgt und fordern mehr Transparenz.

Villingen-Schwenningen - Die Bedarfsunterkunft für Flüchtlinge (BEA) in der Kirnacher Straße bleibt bestehen. Zwar werden zu den derzeitigen 430 Bewohnern zunächst keine weiteren hinzukommen, es sind jedoch Container geplant, in die die Asylbewerber umziehen sollen. Dies teilte das Regierungspräsidium Freiburg mit.

Denn das "Bündnis für faires Wohnen" in VS, das sich im April aus den lokalen Baugenossenschaften gebildet hatte, will nicht nur auf dem ehemaligen Kasernengelände Mangin, sondern auch in den gegenüberliegenden Soldatenwohnungen, in denen die Flüchtlings-Notunterkunft angesiedelt ist, bezahlbaren Mietwohnraum entstehen lassen, so Oxana Brunner von der städtischen Pressestelle.

Das sei bereits Thema beim Tag der offenen Tür auf dem Mangin-Gelände gewesen. Das Land habe aber weiterhin die Notwendigkeit von weiteren Unterbringungsmaßnahmen geäußert und nach Alternativen gefragt. Von einer Container-Errichtung sei bei der Stadt jedoch nicht die Rede gewesen. "Es ist noch alles im Unklaren. Im September wird aber eine Vorlage in den Gemeinderat kommen", meint Brunner.

Für das Regierungspräsidium hingegen scheint die Sachlage bereits offensichtlicher: "Auf dem Konversionsgelände, das zur Wohnbebauung dient, werden demnächst Container gebaut, in die die Flüchtlinge dann umsiedeln werden", sagt Matthias Henrich von der Pressestelle des Freiburger Regierungspräsidiums.

Die Stimmung unter den Kommunalpolitikern ist indes am Brodeln, kursierte vergangene Woche doch die Information von FDP-Landtagskandidatin Andrea Kanold aus Bad Dürrheim, dass rund 500 neue Flüchtlinge in die Doppelstadt kommen sollten (wir berichteten).

Doch dies kann sowohl das Regierungspräsidium als auch das Landratsamt dementieren: Matthias Henrich benennt 430 Flüchtlinge, die aktuell in der BEA in der Kirnacher Straße untergebracht sind und bei denen es nach derzeitigem Stand auch erst einmal bleibe. Heike Frank von der Landratsamt-Pressestelle spricht von 218 Asylbewerbern, die im Monat August in den Schwarzwald-Baar-Kreis kommen und auf die Gemeinschaftsunterkünfte verteilt werden.

Andrea Kanold hatte zudem kritisiert, dass in VS kein ausreichender Informationsfluss zwischen Verwaltung und Gemeinderat bestehe und dass die Fraktionen vom Oberbürgermeister auch in den Sommerferien über die Flüchtlingszuwächse informiert werden müssten.

"Ich habe wirklich Schiss"

"Es ist wichtig, dass die Kommunalpolitiker in Kontakt mit den Flüchtlingen kommen und Zentren errichtet werden, in denen man sich begegnen kann", meint Karnold. Sie halte es zudem für notwendig, zwischen Krisen- und Balkan-Flüchtlingen strikter zu trennen, damit der Zustrom vor allem in den Notunterkünften nicht noch größere Ausmaße annehme.

"Derzeit sind einfach zuviele Fremde in der Stadt. Wenn die Einheimischen aus dem Urlaub zurückkommen, werden sie geschockt sein. Daher muss vor allem dieser Sumpf an Unkenntnis, durch den leicht rechte Strömungen entstehen, verhindert werden", macht die Politikerin Andrea Kanold deutlich.

Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Edgar Schurr zeigt sich besorgt über die Ausmaße der Flüchtlings-Zuwanderung in VS, erst vor kurzem habe er die BEA besichtigt und wisse, dass die Wellen unberechenbar sind. Dass die Stadtverwaltung oft erst kurzfristig informieren könne, oft wenn der Bus mit neuen Asylbewerbern bereits angekommen sei, das sei natürlich ein "Riesen-Problem".

Doch Schurr sieht die Problematik noch tiefer liegen: "Es ist ein Dilemma in jeglicher Form. Besonders der Bund muss endlich mal in die Puschen kommen, denn er schafft keine klaren Fakten. Und das wirkt sich dann natürlich auch auf die Länder und Kommunen aus. Wir fühlen uns echt im Stich gelassen."

Zudem könne die Landesregierung, so der Sozialdemokrat, keine ausreichenden Mittel zur Verfügung stellen – folglich seien sowohl Angestellte als auch Ehrenamtliche überfordert. Schurr: "Die Menschen hängen vor den Unterkünften rum, daraus können Konflikte stehen. Ich habe wirklich Schiss."

Die Bedarfsunterkunft an der Kirnacher Straße: Besonders abends herrscht vor den ehemaligen Soldaten-Wohnungen reges Treiben. Absperrzäune sowie ein Sicherheitsdienst, der 24 Stunden vor Ort ist, schirmen das Gelände von der Außenwelt ab. "Das ist zum Schutz der Flüchtlinge", erklärt Einrichtungsleiterin Rahma Abonahmed.