Die Kinder hatten beim Zuckerfest viel Spaß Foto: Diakonie Foto: Schwarzwälder-Bote

Zuckerfest: Beteiligte erzählen von ihren Erfahrungen / Spezialitäten aus vielen Ländern

VS-Villingen. Es gibt Tausende Gründe, um das Zuckerfest (arabisch ’Id al-Fitr oder türkisch seker Bayramı), das den heißen Monat Ramadan krönt, in Villingen nicht zu feiern. Es ist gewiss kein badischer Brauch, dass man sich im Juni dem Fasten unterzieht und im Juli nach der Mondsichtung das Hungerleiden abbricht. Weniger sonnenreiche Monate werden von Christen dafür benutzt, um der Vorfahren zu gedenken und Süßigkeiten unter den Lebenden zu verteilen.

So staunten kürzlich manche Passanten über den ungekünstelten Enthusiasmus, mit dem sich das Regierungspräsidium (RP), die Betreiberfirma European Homecare (EHC), die Wohlfahrtsverbände AWO und Diakonie auf das Zuckerfest der Flüchtlinge in Villingen vorbereiteten. Afghanische und kurdische Männer kauerten nieder am Boden. Frauen marinierten Fleisch und rollten Reisbällchen in gewohnten Hockstellungen, die man in Europa nur an Sommertagen durch die offenen Fenster von Sportstudios beobachten kann.

Auf Anfrage haben einige von den Beteiligten erzählt, welchen Sinn das Zuckerfest für sie macht. Christoph Matthiä von der Diakonie erklärte: "Für Muslime ist es eine wichtige religiöse Feier zum Ende der Fastenzeit, darüber hinaus ein Raum zum Miteinander von Flüchtlingen verschiedener Herkunft, von Anwohnern und Ehrenamtlichen. Nicht zuletzt ist dieses Fest dafür da, um die Angst um Verbliebene im Heimatland, die Sorge um die Asylchancen in Deutschland und die schmerzvollen Erinnerungen und Erlebnisse auf der Flucht, den Verlust der Heimat für einige Stunden vergessen zu lassen."

"Ich kam zum Zuckerfest, um hier jemanden aus Afghanistan zu treffen", sagte der Ingenieur Christian Habenicht. Basir Ahmad Malikzada, Asylsuchender aus Afghanistan und Dolmetscher Farsi-Deutsch-Englisch erklärte: "Das gesellige Beisammensein ist etwas, worauf ich auf diesem Fest Wert lege. Im November war ich noch ein anderer Mensch, ein einsamer Mensch auf der Flucht."

"Bei schönstem Sonnenschein gibt es hier viele Spezialitäten aus den Heimatländern zu probieren. Eine deitsche Bratwurst auf unserem Grill durfte dabei auch nicht fehlen. Eine klassische Waffel mit Apfelmus war im Übrigen eines der Highlights bei den Kindern, die vielen ehrenamtlichen Helfer kamen mit dem Backen kaum nach", erzählte Lars Frauenheim von der AWO.

Das Gebäude im früheren Kasernenareal scheint für das Feiern eines Zuckerfestes prädestiniert zu sein. Drinnen tanzten Erwachsene ihre kurdischen, syrischen und afghanischen Tänze. Draußen ließen sich die Kinder von Susann Bantle (EHC) schminken.

Verbesserungen stellte Roman Wigand vom Regierungspräsidium Freiburg beim Fest in Aussicht: "Wir planen einige Neuerungen und wollen unter anderem die Essensversorgung in den Erstaufnahmeeinrichtungen effizienter als bisher organisieren."