Zirkus Charles Knie informiert beim Rundgang über seine Tierhaltung / Kreisveterinär kontrolliert vor der Premiere

Von Cornelia Spitz

VS-Villingen. Heute ist Premiere und gleichzeitig Familienvorstellung im Zirkus Charles Knie im Villinger Friedengrund. Gestern lud Pressesprecher Patrick Adolph die Presse zum Rundgang ein.

Rundherum herrschte hektische Betriebsamkeit. Das 17 Meter hohe Zelt, das 1438 Plätze bietet, wurde gerade aufgebaut, da standen die Tiergehege schon längst fix-fertig eingerichtet samt ihren Bewohnern auf dem Platz. Wie es in den Tieren ausschaut, mag freilich keiner sagen. Doch in Zeiten, wo jedem Gastspiel eines Großzirkusses Mahnwachen und Pressemitteilungen von Tierschützern vorauseilen, schauen auch die Besucher besonders aufmerksam hin. Geht es den Tieren gut? Wie leben sie? Welchen Eindruck machen sie? Und ihre Trainer, sind sie Tierquäler oder -freunde?

Für die Tierrechtsorganisation Peta ist der Fall klar. Aber die setzt Zirkussprecher Adolph ohnehin mit einer Sekte gleich, die nur ein Ziel verfolge: die vegane Gesellschaft. Mit dem Thema Tierschutz und Tiere im Zirkus geht er trotz harscher Kritik von Tierschützern offensiv um. Ein kurzer Stopp bei Seehund Steffi an seinem 120 000-Liter-Becken, eine Stippvisite bei den Roten Riesenkängurus Alfred und Norbert, dann geht es zur Wiese mit den Elefanten. Tiertrainer Ricardo Errani spaziert gerade gemütlich in Richtung Wohnwagen, als der Pressesprecher ihn bittet, den Besuchern kurz die Elefanten zu zeigen.

Errani steht mitten auf der Wiese, ruft die drei und schon kommen Mala, Baby und Jumby aus dem Stallzelt getrabt. Schnell und mit lautem Geheul. Auf der Wiese liegen Äste als Beschäftigungsmaterial. Aber den Indischen Elefanten steht in Erranis Gesellschaft offenbar nach anderem der Sinn. Vor allem Baby. Immer wieder stupst sie Errani an und hält ihm auffordernd nacheinander verschiedene Gliedmaßen hin. Errani streichelt hier und da, und kaum ist er am einen Bein fertig, weist ihm Baby auch schon eine neue Stelle.

Weiter hinten steht Tom Dieck, der Raubtierdompteur. Seine Schützlinge dösen auf ihrem Bett aus Stroh, das in jedem Gehege zwischen Gras und belaubten Ästen eingerichtet worden ist. Das sei ihre Hauptbeschäftigung, 18 bis 20 Stunden pro Tag verschlafe so ein Raubtier, erzählt Dieck. Er ist 32 Jahre alt, mit Tigern und Löwen aufgewachsen. Seit 80 Jahren liegt diese Tätigkeit schon in der Familie.

Dieck spricht gerne über die acht Raubtiere und gibt im Plauderton Einblick in seine Arbeit. Wie aber geht er mit den Vorwürfen um, ein Tierquäler zu sein? "Das verletzt einen! Mein ganzes Leben dreht sich um meine Tiere", erklärt er kurz, und setzt nach einer kurzen Pause impulsiv hinterher: "Wissen Sie, was mich aufregt? Dass diese Leute sich nicht mal die Mühe machen, uns anzusprechen und sich das anzuschauen!"

Bei der täglichen Arbeit ist ihm eines besonders wichtig: "Dass die Tiere nie die Lust an der Arbeit verlieren, das ist die Hauptsache." Von täglichem Striezen und Training hält er deshalb gar nichts. "Man kann auch vieles übertrainieren". Aber klar ist für ihn: Wo sich das Tier in der freien Wildbahn bewegt, um sein Essen zu jagen, da kompensiert ein Zirkustier, dem täglich sein Essen serviert wird, diese Tatsache mit dem Training für die Manege.

Wie alle anderen beim Rundgang präsentierten Tiere, so sehen auch sie gepflegt aus. Ihr Fell wirkt makellos, ihr Verhalten auf Laien unauffällig. Für ein Foto steigt der Tiertrainer ins Tigergehege. Zuvor aber schickt er den Partner der Tigerdame Deli nach hinten in den Wagen, "damit ich den Rücken frei habe". Denn so verschmust das 17-jährige "Flaschenkind" Deli auch ist, das sich wenig später genüsslich den Streicheleinheiten hingibt, ihm ist auch aus Erfahrung klar: Schmusetiere sind das nicht. Ob er schon einmal verletzt worden ist? "Klar", sagt er gelassen, einige kleine Blessuren habe er schon davongetragen. "Da geht man mal zu nah ran, und schon kommt die Pranke und man hat halt einen Kratzer, so eine Kralle ist halt extrem scharf", aber ernstlich verletzt worden sei er noch nie.

Der Rundgang über das Zirkusgelände neigt sich dem Ende, Missstände oder Auffälligkeiten hat er nicht gezeigt. Am heutigen Freitag, noch vor der ersten Vorstellung, kommt der Veterinär des Landkreises zur Kontrolle, und wenn er grünes Licht gibt, steht dem Zirkus-Gastspiel nichts mehr im Wege.

Weitere Informationen: Zirkus Charles Knie, 4. bis 6. September im Friedengrund. Heute, 16 Uhr, Familienvorstellung zum Einheitspreis, sowie Abendvorstellung um 20 Uhr. Weitere Vorstellungen: Samstag um 16 und 20 Uhr, Sonntag, 11 und 16 Uhr.