Gleich zur Eröffnung der Meisterkonzerte ein Höhepunkt / Dodds leitet Ensemble umsichtig

Von Siegfried Kouba

Villingen. Zum umwerfenden Ereignis wurde die Eröffnung der Meisterkonzerte. Darf man den Auftritt der "Festival Strings Lucerne" als gutes Omen werten, dann ist für die Saison 2013/14 Qualität pur zu erwarten.

Neben dem Streicherklangerlebnis stand das deutliche Bekenntnis von Oberbürgermeister Rupert Kubon zur Kultur in Villingen und der Region, namentlich zur Musikhochschule Trossingen. Er lobte das Engagement des Kulturamtsleiters Andreas Dobmeier mit seinem Team. Das Programm ist breit gefächert von international hochrangigen Interpreten, über eine Opern-Puppenspielaufführung bis hin zu VS swingt.

Der Auftritt der "Festival Strings Lucerne" unter Daniel Dodds bewies hohe Streicherkultur, feinsinnige Interpretation und homogenen Klang. Das musikästhetische Moment war hoch angesiedelt. Selten zu hören ist Mendelssohns "Konzert für Violine, Klavier und Streicher in d-Moll", Produkt eines 14-Jährigen.

Mit Martin Stadtfeld (Klavier) und Daniel Dodds (Violine) fanden zwei virtuose Künstler zusammen, die sich auf gleicher geistiger und interpretatorischer Ebene bewegen. Der Beginn des Kopfsatzes bewies durchdachten Aufbau, der mit viel Schwung und begeisternden Empathie zu klassischer Größe wuchs und zartromantische Parts beider Solisten bewies. Erstaunlich der dynamisch total an den Partner und das Orchester angeglichene Pianoklang. Mit dem Streicheln der Tastatur ließ Martin Stadtfeldt perlende Passagen hören. Con sordino spielten die Streicher beim Adagio, das lyrisch mit feierlichem Ernst und glänzender Noblesse wieder gegeben wurde. Bestens war die Verständigung der Solisten.

Die Präzision des Orchesters war bei den sicher gesetzten Pizzicati zu registrieren. Frisch und zupackend wurde das Finale zum mitreißenden Ereignis, das nochmals alles technische Können und die breite Gefühlswelt der Akteure erkennen ließ. Der bezaubernde Ton der "Strings" war bei Edvard Griegs "Aus Holbergs Zeit" zu fühlen. Konzertmeister Daniel Dodds leitete das Ensemble umsichtig, es wurde trefflich reagiert.

Zum Genuss wurde der "Rigaudon" mit dem hervorragenden Spielbällen zwischen erster Geige und Bratsche. Außerordentlich auch das "Air", das samtig-weich, verträumt, versunken, zum hingehauchten Erlebnis wurde. Reizvolle Stilmischungen waren bei den Ecksätzen zu vernehmen. Die Gavotte führte in die Zeit des dänisch-norwegischen Dichters und im "Rigaudon" war die Hardanger-Fidel nicht zu überhören.

Den richtigen Tonfall fanden die 16 Musiker auch bei Tschaikowskys Streicherserenade. Die große Spannweite von Piano bis Forte wurde im Eingangssatz ausgekostet und mit der Genauigkeit einer Maschine wurden schnelle Passagen musiziert. Den Traum vom Walzer erfüllte der "Valse" – Augen zu und man sah die Primaballerina schweben, nur die Bassgruppe sorgte für Bodenhaftung. Der hingetupfte Pizzicato-Schluss war ein Genuss. Mystische, sphärische Momente vermittelte die "Elégie", im smorzando endend.

Hinter dem Tema russo versteckte sich eine Volkstanzweise, die durch den Beginn des Ersten Satzes mit einer Stretta abgelöst wurde – alles großartig!