Das "Weihnachtsfenster in der Schwenninger Stadtkirche stand bei der Predigt von Pfarrer Frank Banse in der Christvesper im Mittelpunkt. Foto: Borchardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Herbergssuche der Weihnachtsgeschichte im Mittelpunkt der Gottesdienste / Kinder zeigen Krippenspiel

VS-Schwenningen. Feierlich, meditativ, besinnnlich oder voller Leben: Die evangelische Kirchengemeinde bot an Weihnachten verschiedene Gottesdienstformen. Die Gläubigen nahmen das Angebot in reicher Zahl an.

Ein Krippenspiel in Reimen stand beim Familiengottesdienst der Stadtkirche im Mittelpunkt. Die mitspielenden Kinder hatten zum Teil Doppelrollen übernommen und mit großem Fleiß seit dem ersten Advent das Stück eingeübt. Vom Thron des römischen Kaisers Augustus führte die Handlung ins galiläische Provinzdorf Nazareth, von dort mit Josef und Maria auf ihrer beschwerlichen Wanderung nach Betlehem. So sehr sie auch bitten – "Öffnet uns die Herzen, leiden große Schmerzen, gebt uns doch ein Stübchen für unser kleines Bübchen" – nirgends finden sie ein Obdach. In einem verfallenen Stall kommt dann das Kind zur Welt und Hirten wie auch die Weisen finden den Weg dorthin, gewiesen durch den Stern von Betlehem. Mit dem weihnachtlichen Wunsch um Frieden auf Erden endete das Stück.

Pfarrer Andreas Borchardt sah in seiner Kurzpredigt diesen Frieden auf Erden als eine große Hoffnung und als den immer noch offenen Wunsch der Heiligen Nacht. Er sei noch nicht Wirklichkeit, seit der Geburt Jesu aber eine Möglichkeit und Hoffnung, "mit der wir rechnen und auf die wir vertrauen können". Wo zum Beispiel Menschen aus Kriegsgebieten der Welt als Flüchtlinge nach Deutschland kämen und dann Wärme und Zuwendung erlebten, da werde jener Frieden auf Erden zur Wirklichkeit.

Borchardt schloss mit dem Gedanken: "Geben und selbst empfangen, schenken und selbst beschenkt werden, Weihnachten ist ein Fest der offenen Hände und Herzen."

Zur Christvesper war die Stadtkirche fast voll besetzt. Unter der Leitung von Kantor Christof Wünsch umrahmten Kirchenchor und Trompete die Geschichte von der Geburt Jesu mit festlicher Musik. Pfarrer Frank Banse hatte in das Zentrum seiner Predigt das Weihnachtsbild in den Fenstern der Stadtkirche gestellt. Es war für diesen Gottesdienst eigens von außen angestrahlt. Kirchenfenster sehe man ja nur, wenn das Licht von außen hereinfällt und von innen richtig. Genauso sei das mit den Menschen und ihrem Leben. Wenn das Licht der Liebe und des Lebens Gottes in die Menschen falle, sähen sie, dass sie Gottes geliebte Menschenkinder seien. Das zu erkennen und sein Leben dann als Gottes Kind zu leben, sei das größte Weihnachtsgeschenk. Der Gottesdienst endete mit dem nach dem Segen gesungenen "O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit".

Bei der festlichen Christvesper in der Johanneskirche stellte Pfarrer Markus A. Grapke die Herbergssuche der Weihnachtsgeschichte in den Mittelpunkt. Im Blick auf die Pegida-Anhänger sagte er: "Sie schreien in Dresden und anderen Orten zwar ›Wir sind das Volk‹. Sie meinen damit aber etwas anderes: ›Deutschland den Deutschen. Ausländer raus!‹" Dass Pegida dafür die Freiheitsparole der friedlichen Revolution benutzt, sei unerträglich. So werde auch heute vor Flüchtlingsheimen und Asylunterkünften die Weihnachtsgeschichte auf traurige Weise aktuell: "Ihr seid hier nicht willkommen. Für euch gibt es keinen Platz bei uns. Zieht weiter!" An die Gottesdienstbesucher richtete der Geistliche dann die Frage: "Wenn die heilige Familie bei uns anfragte: Bei uns wären die Türen und Herzen weit offen. Oder?"

Die Willkommenskultur für Flüchtlinge zog sich wie ein roter Faden durch die Predigt: "Gott ist uns in dieser Welt so nahe wie der Flüchtling aus der Alleenstraße. Gott begegnet uns im anderen, auch im Fremden, oft ohne dass wir es wissen. Wenn wir auch unsere fremden Nächsten gastlich willkommen heißen, dann beherbergen wir Gott."