Die Gesichtsausdrücke sprechen für sich: Trainer Martin Braun kann mit dem Saisonauftakt des FC 08 Villingen nicht zufrieden sein. Foto: Eibner/Archiv

Coach des FC 08 Villingen nennt Gründe für den Fehlstart. "Als Trainer muss ich abwägen."

Der FC 08 Villingen leistete sich in der Oberliga einen klassischen Fehlstart. Zwei Punkte, 7:23 Tore, der vorletzte Rang – so hatte sich auch Martin Braun die ersten acht Saisonspiele nicht vorgestellt. Doch ganz überraschend ist diese Bilanz für den Coach der Nullachter nicht.

Herr Braun, im Vorjahr hatte Ihr Team zum gleichen Zeitraum acht Zähler auf dem Konto – vor allem aber elf Gegentreffer weniger kassiert.

Dies ist richtig und zeigt auch ein Hauptproblem von uns auf.

Also die Defensive?

So ist es. Aber dies ist ja auch nicht wirklich eine Überraschung, haben uns mit Tobias Bea, David D’Incau und Mario Ketterer doch drei erfahrene Top-Oberliga-Spieler verlassen, die zwei Drittel unserer Viererkette bildeten. Es war klar, dass wir diese Spieler nicht einfach ersetzen können. Weiter hatte ja eigentlich auch Defensivspezialist Markus Knackmuß den Rücktritt aus der Oberliga-Mannschaft erklärt. Ich bin froh, dass er sich bereit erklärt hat, nochmals für uns in der Oberliga zu spielen.

Was sind die weiteren Probleme Ihres Teams?

Da gibt es einige. Wir hatten nun acht Spiele in 29 Tagen. Dies ist für Oberliga-Amateure nicht zu verkraften. So standen Christian Jeske, Tobi Weißhaar, Benedikt Haibt, Dragan Ovuka, Daniel Wehrle oder auch Tevfik Ceylan immer in der Startelf. Da ist es doch klar, dass diese Spieler nicht in Topform sein können. In diesen vier Wochen konnten wir gerade einmal eine normale Trainingseinheit absolvieren. Meistens standen aber eben die Regeneration oder die Spielvorbereitung im Mittelpunkt. Uns fehlte so oft einfach die körperliche und mentale Präsenz, um dagegenhalten zu können. Zudem fielen aufgrund von Verletzungen und beruflichen Gründen Spieler wie Ali Günes, Alexander Sopelnik, Erik Raab, Daniel Miletic oder Mario Maus aus. Und Kai Brünker und Mansur Mansuroglu sind immer noch verletzt. All dies sind Gründe, weshalb wir nun in dem Tabellendrittel stehen, in welchem der Verein aufgrund seiner finanziellen Möglichkeiten auch einzuordnen ist.

Also gehört der FC 08 Villingen in Sachen Oberliga-Etat zu den Abstiegskandidaten?

Wir haben in den vergangenen vier Jahren unseren Oberliga-Etat halbiert. Nun ist es so, dass sich in diesem Jahr zum ersten Mal seit sehr langer Zeit beim FC 08 die Ausgaben und die Einnahmen die Waage halten. In den vergangenen Jahren ging es ja vor allem darum, die Altlasten zu stemmen. Dies bedeutete auch, dass die Unterdeckung durch ganz wenige Personen gedeckt wurde. Beispielsweise habe ich mein Honorar für einen längeren Zeitpunkt dem Verein komplett gestundet. Dies kann dauerhaft nicht die Lösung sein. Wir haben nicht die Möglichkeit, viel Geld für Spieler, die uns sofort weiterhelfen, auszugeben. Mit Christian Jeske, Ali Günes, Erik Raab und Dragan Ovuka, welcher einige Regionalligaeinsätze hatte, haben wir in den vergangenen fünf Jahren gerade einmal vier Spieler verpflichtet, die höherklassige Erfahrungen haben. Diesen starken Neuzugängen stehen aber eben sehr hochkarätige Abgänge gegenüber. Es wäre schön, wenn es der FC 08 Villingen mittelfristig schafft, sich strukturell und finanziell so aufzustellen, dass man in Sachen Verstärkungen mit Oberliga-Vereinen wie der TSG Balingen, dem Bahlinger SC oder dem SGV Freiberg etwas mithalten kann, welche sich Saison für Saison qualitativ weiter verstärkt haben. Trotzdem waren wir in den vergangenen vier Runden mit einer Durchschnittsplatzierung von Rang acht besser als alle anderen Mannschaften, die ebenfalls alle vier Runden in der Oberliga gespielt haben. Doch in dieser Saison kommen wir an die Grenzen unserer diesbezüglichen sportlichen Möglichkeiten.

Diese genannten Vereine sind in dieser Saison also wohl außer Reichweite. Dennoch muss der FC 08 Villingen möglichst schon am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Spielberg punkten, damit der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen nicht weiter anwächst.

Dies hoffe ich natürlich, wobei in Spielberg nach dem unerhofften Klassenerhalt immer noch Euphorie herrscht. Spielberg ist sicherlich neben Pfullendorf die Überraschungsmannschaft der Liga.

Wobei die Heimspiel-Bilanz nicht gerade für Ihr Team spricht.

Da muss man aber auch bedenken, gegen welche Teams wir im Friedengrund gespielt haben. Karlsruhe II, Balingen und Ravensburg sind Top-Mannschaften. Als Trainer muss ich damit rechnen, dass man gegen diese Teams verlieren kann, zudem unter der Voraussetzung, dass wir immer eine oder sogar zwei englische Wochen mehr hatten als der Gegner.

Bis zur Winterpause warten noch elf Spiele auf Ihr Team. Welche Punktzahl peilen Sie bis zum 7. Dezember an?

Natürlich möglichst viele. Unser Ziel sollte es sein, dass dann der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen möglichst gering ist. Aber man weiß nicht, ob am Ende zwei oder sogar sechs Teams aus der Liga absteigen werden.

"Am Trainer liegt es nicht", betonte 08-Präsident Leo Grimm nach dem 1:3 gegen Pfullendorf.

Dies freut mich und lasse ich mal so stehen. Allerdings ist es klar, dass auch wir Trainer unsere Arbeit analysieren und überlegen, was wir besser machen können. Es geht nun darum, dass wir als Team wieder in der Lage sind, körperlich mit der Konkurrenz mitzuhalten. Dies war über einige Wochen, die Gründe habe ich ja vorher genannt, kaum möglich. In Pfullendorf haben wir aber von der Fitness her wieder einen besseren Eindruck gemacht. Allerdings haben wir uns beim 1:3 einfach katastrophale Fehler geleistet, die so nicht passieren dürfen. Da hat man auch gemerkt, dass gerade einige junge und nicht so erfahrene Spieler derzeit einen Lernprozess durchmachen. Als Trainer muss ich da abwägen. Spieler sollen aus Fehlern ja lernen, aber solche Aktionen kosten uns natürlich Punkte. Da meiner Meinung nach die Alternativen, welche auf der Bank sitzen, nicht allzu üppig sind, sind die Handlungsoptionen für uns Trainer doch etwas eingeschränkt.