Jeder Tag im Villinger Waldkindergarten beginnt mit einem Morgenkreis und einem Lied – natürlich unter freiem Himmel. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Waldkindergarten feiert im Juni Jubiläum / Naturpädagogik spielt große Rolle

Von Marc Eich VS-Villingen. Früher galten sie als verrückt und wild, heute sind sie etabliert und in gewisser Weise auch im Trend: Waldkindergärten. Seit nunmehr 15 Jahren gibt es auch in Villingen eine solche Institution, die ihr Jubiläum im Juni mit einem großen Fest feiert.Abseits von breiten Straßen und aufgeregtem Verkehr findet man im Süden der Stadt ein Areal mitten im Wald, das getrost als kleines Paradies bezeichnet werden kann. Ein mit Hackschnitzel bedeckter Platz ist von hohen Bäumen umgeben, in deren Mitte eine robuste Holzhütte steht. Jungen und Mädchen, die von ihren Eltern zumeist mit dem Fahrrad in das Villinger Sachsenwäldle gebracht werden, begrüßen freudig ihre Erzieherinnen, ehe sie sich schnurstracks etwas zum Spielen suchen.

"Wir wollen den Kindern ein Gefühl der Selbstwirksamkeit geben", erklärt dazu Özden Özkan, die stellvertretende Vorsitzende des Waldkindergarten Villingen, der seit 1998 naturverbundenen Kindern die Möglichkeit gibt, den Kindergarten mit einfachen Mitteln, aber dafür sehr lebensnah zu erfahren.

Die Initiative ergriff 1998 Britta Hahn, die für ihre Tochter Clara keinen Platz im nahegelegenen Kindergarten fand und zusammen mit Gabi Sutor-Krüger den Waldkinder-Verein gründete. Die Skepsis, die den Gründern damals entgegengebracht wurde, ist mittlerweile verflogen. "Wir haben 43 Plätze und führen aufgrund der Nachfrage auch eine Warteliste", so Susanne Dede, die Leiterin des zweigruppigen Kindergartens. Erklärungen, warum sich der Kindergarten, bei dem der Kommerz-Gedanke außen vor bleiben soll, immer größerer Beliebtheit erfreut, gibt es zuhauf. "Wir wollen klassische Stressoren unserer Gesellschaft im Kleinkindalter ausschalten", sagt Özkan.

Gespielt wird unter Vogelgezwitscher und auch weniger begrenzt als in einem "normalen" Kindergarten. Denn die meiste Zeit befinden sich die Kinder draußen und wissen sich dabei auch oftmals selbst zu beschäftigen. "Alles, was sie entdeckt haben, bauen wir in den Tagesablauf ein", erklärt Dede.

Naturpädagogik ist daher ein großes Thema beim Waldkindergarten, dem zwei Hütten zur Verfügung stehen. Der Respekt vor der Natur, der durch eine frühzeitige Beziehung aufgebaut wird, soll auch die Sozialkompetenz und die Aufmerksamkeit der Kinder steigern. "Wir bekommen von unseren Kooperationsschulen die Rückmeldung, dass unsere Kinder äußerst konzentriert im Unterricht sitzen", berichtet Dede über die Entwicklung ihrer Sprösslinge.

Trotz der vielen Freiheiten ist eine feste Struktur im Tagesablauf wichtig. Nach einem Morgenkreis wird der Tag geplant, ehe die Gruppe meist mit Bollerwagen und entsprechender Versorgung in die "weite Welt" hinauszieht, um Tiere und Pflanzen zu entdecken. Auch im Winter spielt sich viel draußen ab. Bei einer Kombination aus Bewegung im Schnee und Kuscheleinheiten in den mit Holz beheizten Hütten ist auch die kalte Jahreszeit für die Kinder eine erlebnisreiche Phase.

Das 15-jährige Bestehen soll am 22. Juni mit einem Fest begangen werden. Ein Gottesdienst, ein reichhaltiges Büffet und verschiedene Mitmachaktionen runden den Tag ab. Willkommen sind nicht nur Eltern, sondern auch alle Interessierten, denn: "Der Wald ist offen", freut sich die Leiterin auf ein schönes Fest.