Sie erfüllten die Benediktinerkirche mit festlichem Posaunenklang: Henry Van Engen, Joe Mumm, Diego Santos Jimenez und Junior Alfredo Mamani Ramos. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Rekordbesuch bei "Konzert am Nachmittag" in der Villinger Benediktinerkirche

VS-Villingen. Aus dem geplanten Dialog der Posaunen mit der Silbermannorgel wurde nichts, denn der Organist hatte einen Unfall und musste kurzfristig absagen.

Dennoch war das "Konzert am Nachmittag" mit puristischem Posaunenklang ein grandioser Erfolg. Die Villinger Benediktinerkirche war mit mehr als 300 Besuchern gut gefüllt, deren Ohren und Herzen die jungen Künstler auf Anhieb eroberten.

Das Quartett "Öfro" der Trossinger Musikhochschule hatte seinen Programmpart kontrastreich verlängert und erntete für seine kompositorische Zeitreise vom Barock bis zur Gegenwart begeisterten Beifall. Die bange Befürchtung vom Veranstaltungstandem Seniorenrat und Musikakademie Villingen-Schwenningen, die Musikfreunde könnten wegen des fehlenden Organisten enttäuscht sein, bewahrheitete sich nicht.

Hanspeter Stoll, der liebend gern Orgel gespielt hätte, sitzt statt auf der Empore im Publikum – der dick verbundene Daumen lässt ahnen, warum. Auch er ist hingerissen von technischer Brillanz, Leuchtkraft und Spielfreude der vier Interpreten aus drei Ländern.

Henry Van Engen, dem etliche der maßgeschneiderten Arrangements zu verdanken sind, stammt wie Joe Mumm aus den USA. Diego Santos Jimenez ist Spanier und Junior Alfredo Mamani Ramos Peruaner. Sie alle spielen zwar dasselbe Instrument, aber in verschiedenen Stimmlagen und Tonfärbungen, was auch dank geschickter Bearbeitungen der Originalkompositionen für Orgel oder kammermusikalische Besetzungen für intensive und innovative Hörerlebnisse sorgt.

Mit einer farbigen, reich verzierten Toccata von Girolamo Frescobaldi stellt sich das Quartett vor. Die stimmliche Transparenz setzt sich im getragenen "Earl of Oxford’s March" festlich fort und führt über weitere alte Werke von Michael Praetorius, Jean-Philippe Rameau und Jean-Baptiste Lully zu drei romantischen Chansons von Claude Debussy.

Die Interpreten wechseln Positionen und Rollen, schichten Sequenzen aufeinander, finden zu synchronem Spiel, entfernen sich wieder voneinander und entwickeln mit Echo-Effekten im Gegenüber von Bass- und Melodie-Linien ein aufgeregt-heiterem Parlando.

Nach kurzer Pause überraschen die Posaunisten ihr Publikum mit einem Block zeitgenössischer Musik in teilweise originalen Arrangements. "Who Knows For Certain?" heißt ein Werk des erst 23-jährigen Sean Michael Salamon, das mit melancholischem Gedankenreichtum besticht.

Choralähnliche Züge trägt die melodiöse Hommage auf "Notre Père" von Maurice Duruflé, während die Bläser bei "In Memoriam" von Raymond Premru einen dichten, hellen Klangteppich im Kirchenraum ausbreiten, in den sich einzelne dunkle Töne keck hinein tupfen.

Die Sonata d-Moll von Daniel Speer verbreitet klassische Fanfaren-Festlichkeit, die sakralen Jubel-Gesänge von Anton Bruckner und Joseph Haydn berühren mit motivischer Fülle. Die Künstler spielen mit ansteckender Musizierfreude und Hingabe. Viele Hörer lauschen mit geschlossenen Augen. Der enthusiastische Applaus wird mit einer Zugabe belohnt.