Jay Alexander (rechts) und Marc Marshall, von Pianist René Krömer (links) begleitet, rissen ihr Publikum im Theater am Ring aus den Sesseln. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Duo "Marshall & Alexander" bringt "Das Beste" mit in die Neue Tonhalle

Von Birgit Heinig

Am Schluss gab es stehenden Beifall – mit ihren fantastischen Stimmen, großen Hits und viel Gefühl rissen Marc Marshall und Jay Alexander am Samstagabend ihr Publikum im Villinger Theater am Ring aus den Sesseln.

VS-Villingen. Als das Duo "Marshall & Alexander" begeistern der Bariton aus Baden-Baden und der Tenor aus Pforzheim seit ihrem ersten Album 1998. Seither sind weitere hinzugekommen – für drei gab es Goldene Schallplatten.

"Das Beste" daraus hatten sie nach Villingen mitgebracht. Und das konnte sich hören lassen! Selbst geschriebene Lieder, aber auch die großer Kollegen wurden auf deutsch, englisch und italienisch geschmettert und gesäuselt, mit Pathos hier und mit Leichtigkeit dort, mal rockig, mal getragen, immer humorvoll kommentiert und immer begleitet von Pianist René Krömer.

Marc Marshall, der schon als Siebenjähriger mit seinem berühmten Vater Tony auf der Bühne stand, ist der Charmeur und Geck mit den roten Schuhen, der jüngere Jay Alexander gibt den empfindsamen Künstler mit Durchsetzungskraft. Er legt das Mikrofon beiseite und bringt die berühmte Tenorarie "Nessun dorma" aus Puccinis "Turandot" zu Gehör – ein Gänsehauterlebnis.

Seit 19 Jahren stehen die beiden zusammen auf der Bühne und sie können alles: Rock, Pop, Jazz, Oper und Operette, ja sogar anzügliche Lyrik. "Lass die High Heels an" – fordert Marshall mit erotischem Timbre. Er ist der Flirter, der von der Bühne springt und mit einer Zuhörerin den Walzer tanzt.

"Miserere" – den Erfolgshit der beiden Italiener Zucchero und Luciano Pavarotti singen auch Marshall und Alexander, und sie bringen den Crossover mit einer Wucht und Leidenschaft, die Nackenhaare aufstellen. Nach "Solo tu" und "Another Day", zwei eigens für das Duo geschriebene Songs, folgt wieder einer der überraschenden, der Fangemeinde aber wohlbekannten Richtungswechsel: Jay Alexander singt "Von guten Mächten wunderbar geborgen", von Pfarrer Dietrich Bonhoeffer vor seiner Ermordung im KZ geschrieben. Von diesem tiefen Eindruck kaum erholt, hört das Publikum Musiken von Charly Chaplin und es folgt eine Hommage an den großen Harry Bellafonte.

"Das Italienische ist für uns Sänger ein Geschenk", sagt Marc Marshall und schwenkt mit Alexander ein in ein Medley italienischer Ohrwürmer – das Publikum jauchzt und singt mit.

Die klassisch ausgebildeten Sänger fesseln und begeistern ihr Publikum mit ihrem Können, das sie auch beim Komponieren und Texten an den Tag legen: Die Zugabe ist das von Marshall geschriebene Lied "Hand in Hand" – der fulminante Abschluss eines beeindruckendes Abends.

Die Patientenfamilien der Nachsorgeklinik Tannheim freuten sich über den Besuch von Entertainer Marc Marshall. Er hatte vor drei Jahren von der Einrichtung erfahren, als er in Baden-Baden bei einer Benefizgala zugunsten der Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge auftrat. Nun nutzte Marshall die Gelegenheit, um einen Einblick in die Arbeit zu bekommen. Marshall, dessen jüngere Schwester mit einer Mehrfachbehinderung zur Welt kam, kennt die Sorgen und Anliegen von Familien mit schwerkranken Kindern aus eigener Erfahrung. Etwas Besonderes erlebten die Familien am Ende: Mit seinem Pianisten gab Marshall ein kleines, privates Konzert in der Aula, das die Zuhörer mit begeistertem Applaus belohnten.