Hat der Arzt bei der Nasen-OP gepfuscht? (Symbolfoto) Foto: shutterstock

Nase droht zusammenzufallen: Junge Frau schildert ihren fast unglaublichen Fall. Seit Eingriff hat sie Atemprobleme.

Villingen-Schwenningen - Die junge Frau leidet seit ihrer Operation. Dort wo in der Nasenspitze Knorpel sein sollte, ist kein Stützknorpel mehr vorhanden. Schmerzen bereitet das nicht, nein und Krebs, dass sie so operiert wurde, hat sie auch nicht gehabt. Aber ihre Nase droht zusammenzufallen.

"Sie können ruhig meine Nase anfassen", ermutigt die Mittzwanzigerin ihre Gesprächspartnerin. Man zieht unwillkürlich die Hand schaudernd zurück: Von der einstigen Nasenspitze ist nicht mehr viel übrig geblieben. Was bei anderen Menschen eine durch Knorpel gestützte Struktur ist, gleicht hier vom Tasten her weicher Knetmasse. Die Villingerin vermag die Nase so einzudrücken und zu bewegen wie ein Stück Knetgummi, auch fällt auf, dass die Nase einen Höcker hat und darunter zur Spitze hin abgeflacht ist.

Wie einige Betroffene auch, erhebt sie den Vorwurf des "Ärztepfusches". Sie ist eine von fast 30 ehemaligen Patienten eines Arztes, die Strafanzeige gestellt haben. Es fällt der jungen Mutter nicht leicht, ihre Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, wie sie ähnlich bereits andere ehemalige Patienten eines Facharztes aus der Region im gleichen Raum preisgegeben haben. Immer wieder sind es die gleichen Diagnosen, die gestellt worden seien: Stets sei es um eine "Verkrümmung der Nasenscheidewand" gegangen.

Die Villingerin hatte während einer Erkältung schlecht Luft über die Nase bekommen und hatte sich bei besagtem Facharzt vorgestellt. Dieser habe wie auch bei anderen Betroffenen zu einer Begradigung der Nasenscheidewand geraten und in dem Fall sogar darauf hingewiesen, dass er die äußere Nasenform noch verschönern würde. Innerhalb einer Woche habe sie schon einen Operationstermin bekommen und sei dann in Vollnarkose ambulant operiert worden. Nach der Operation habe sie sich nur noch einmal bei dem Arzt vorstellen müssen. Anfangs habe sie auch wie versprochen besser Luft über die Nase bekommen, doch schon nach wenigen Monaten sei das Nasenprofil in sich zu sammengeklappt, so dass sie sogar darauf angesprochen worden sei, ob sie einen Verkehrsunfall gehabt habe.

Da sie dann von vielen Patienten gehört habe, die gleichfalls an der Nase oder an Trommelfelllöchern von diesem Arzt operiert worden sein sollen, suchte sie zur Untersuchung einen anderen Facharzt auf. Die Diagnosen bei vielen dieser Operationsfolgen durch andere Fachärzte seien erschreckend stereotyp und lesen sich fast alle gleich: Die einen notieren "Fehlende Nasenspitzenprotektion, absinkende Nasenspitze", andere sprechen von einer festgestellten "Nasendeformität".

Atemprobleme kommen nach dem Eingriff

Niederschmetternde Diagnosen, hinter der noch ganz andere Beurteilungen stehen. Eine fehlende Nasenspitze und damit eine fehlende Nasenspitzenprotektion, so ein Fachmann, bedeute, dass die Nasenspitze über kurz oder lang herunterkomme, sprich "dass die Nase in sich zusammenfällt". Ein operativer plastischer Wiederaufbau der Nasenform sei die einzige Möglichkeit das Zusammensinken der Nase zu korrigieren. Zudem, so der Experte, haben solche betroffenen Patienten auch mit Atemproblemen zu kämpfen: "Durch die absinkende Nasenspitze bekommen die Patienten dann meist auch weniger Luft durch Nase als vor der Operation."

Allerdings ist eine Rekonstruktion mit Knorpel aus der eigenen Nase in diesem Fall nicht möglich, er sei in der Operation entfernt worden. Nun müssten Ohrknorpel oder Rippe verwendet werden. Doch dafür benötigt man einen sehr guten Spezialisten. Für diese Chirurgie der Nase gibt es nicht viele gute Operateure mit Erfahrung in Plastisch Rekonstruktiver Chirurgie in Deutschland.

Die junge Frau fasst sich immer wieder an die Nase, deren Deformität sie psychisch und physisch stark belastet. Sie plagt nun auch die Frage, ob sie wie andere Patienten auch, sich zu einer "Rekonstruktion der Nase" in eine Klinik begeben soll. Ein Eingriff, den sie noch scheut, da sie auch darauf hingewiesen wurde, dass bei einer Rekonstruktion der Form die Nasenatmung durch das Einbringen einer Knorpelstütze wieder schlechter werden kann. Sie wünscht sich, sie wäre nie mit ihrer Erkältung zum Arzt gegangen. Ein nächster Punkt, der ihr Kopfzerbrechen bereitet: Wie sieht es mit der Kostenübernahme aus? Grundsätzlich gelte, so Claudia Widmaier, Pressereferentin des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Berlin: "Die Krankenkassen dürfen nur Behandlungen übernehmen, die medizinisch notwendig sind und das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Medizinisch notwendig ist eine Behandlung hier zum Beispiel, wenn eine Behinderung der Nasenatmung etwa durch einen Schiefstand der Nasenscheidewand vorliegt, rein ästhetische Maßnahmen jedoch sind nicht Bestandteil der Leistungen der GKV."

Ob die Voraussetzungen für eine Kostenübernahme gegeben seien, prüfe jede Kasse im Einzelfall. So äußert sich auch Frank Wehinger, von der AOK-Pressestelle in Villingen. "Ist ein Eingriff aus medizinischen Gründen nötig, dann übernehmen wir die Kosten." Exakte Kosten für eine Rekonstruktion der Nase kann er zwar nicht nennen, er geht aber von einem Betrag im vierstelligen Bereich aus. Die Angaben verschiedener anderer Quellen schwanken zwischen 1000 und 4000 Euro. Der Facharzt, den sie zuletzt aufgesucht habe, wies sie bereits darauf hin, dass der Aufwand und die Expertise einer Rekonstruktion durch einen guten Operateur wohl nicht zu einem Kassentarif zu bekommen sei.