Volker Herrdum-Heinrich (links) und Oliver Kenk von der Commerzbank stellten gestern die Ergebnisse der neuesten Geschäftskunden-Studie vor. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Studie: Commerzbank erläutert Zahlen einer Befragung / Stellenanzeigen hoch im Kurs

VS-Villingen. Fachkräftemangel und die Sorge um die private Altersvorsorge treiben sie um, doch die Auftragsbücher der Kleinunternehmer in Villingen sind besser gefüllt als im Vorjahr. Die Commerzbank stellte gestern ihre dritte Studie vor. 50 Villinger Geschäftskunden mit einem Jahresumsatz bis 2,5 Millionen Euro wurden befragt.

Die Ergebnisse nehme die Bank wiederum zum Anlass, besser auf die speziellen Bedürfnisse von Freiberuflern, Handwerkern und Gewerbetreibenden einzugehen, kündigt Niederlassungsleiter Volker Herrdum-Heinrich an. 78 Prozent der Befragten – und damit weniger als im Vorjahr – sind mit dem Geschäftsjahr 2016 bisher zufrieden, gehen in Sachen Wachstum jedoch weniger optimistisch in das nächste. 72 Prozent rechnen mit einer Stabilisierung "auf hohem Niveau", rechnen aber auch mit kurzfristigen Rückgängen. 42 Prozent der Betriebe sehen in den Niedrigzinsen bislang keine Gefahr für ihr Unternehmen. Ein Drittel, mehr als im Bundesdurchschnitt, machen sich aber Sorgen um ihre private Altersvorsorge. Nur jeder Fünfte "und das wundert uns", sagt der Leiter der Geschäftskundenberatung Oliver Kenk, nutzt die niedrigen Zinsen, um Investitionen stärker fremd zu finanzieren. "Wir wünschen uns mehr Mut", so Kenk.

Das mit Abstand größte Problem der Kleinunternehmen ist laut der in Auftrag gegebenen Studie der Fachkräftemangel, besonders in der Produktion. Der Grund wird hauptsächlich in der geringen Zahl von Auszubildenden gesehen, aber auch im Mangel an Fachkenntnissen der Arbeitssuchenden. Nur ein Viertel der Unternehmen bildet selber aus, die Übernahmequote ist jedoch deutlich höher als bundesweit. Den meisten Erfolg bei der Rekrutierung von Fachkräften versprechen Empfehlungen von Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Auch die Commerzbank beteiligt sich laut Kenk für ihre Geschäftskunden diesbezüglich am "Netzwerken".

An zweiter Stelle der Mitarbeitergewinnung stehen die Stellenanzeigen in Zeitungen, weit vor den Jobportalen im Internet. Für ein Drittel der befragten Firmen sind Flüchtlinge als Arbeitnehmer denkbar, die deutsche Sprache aber wichtigste Voraussetzung. Investiert wird besonders im IT-Bereich – Stichwort "Industrie 4.0"– und beim Personal.

Kritik an Gewerbesteuer

Am sonst gelobten Standort wurde von den Geschäftskunden der Commerzbank jedoch die Höhe der Gewerbesteuer bemängelt. Einen deutlichen Nachholbedarf deckte die Studie bei Aktivitäten im Internet auf. 62 Prozent – sogar mehr als im Vorjahr – gaben an, Geschäfte kaum im Netz abzuwickeln.

Als "konservativ und risikoscheu" erkannte die Studie die Kleinunternehmen in Villingen. Dem wolle man mit persönlicher Beratung und der Möglichkeit einer bürokratisch "deutlich abgespeckten Form" der Kreditvergabe bis 100 000 Euro entgegentreten, so Kenk.