Glanzvoller Gesang war in der Villinger Benediktinerkirche zu hören. Als Botschafter Leipzigs und ohne Begleitung singend gastierte das "ensemble amarcord" mit Holger Krause, Martin Lattke, Frank Ozimek, Wolfram Lattke und Daniel Knauft. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Ensemble amarcord in der Benediktinerkirche / Herausragende religiöse a-capella-Gesänge

Von Siegfried Kouba Villingen-Schwenningen. Das Vokal-Ensembe "amarcord" überwältigte mit seinem Programm "Durch Finsternis zum Licht" in der Villinger Benediktinerkirche. Gemäß des liturgischen Aufbaus wurden die fünf Viertelstunden zum innigen Gottesdienst.Die Darbietungen des vierten "Münster"-Konzertes waren ein Erlebnis. Nur dank des enormen Einsatzes von Klaus Wenderoth und der Sponsoren Sparkasse, Kübler-Gruppe und Rothaus-Brauerei konnte die Veranstaltung verwirklicht werden. Den Nektar gepflegten und qualitätsvollen Gesangs konnten die Zuhörer einsaugen. Wolfram und Martin Lattke (Tenöre), Franz Ozimek (Bariton) sowie die Bässe Daniel Knauft und Holger Krause brachten nicht nur bestens ausgebildete Stimmen mit, sondern auch das Gespür für Akustik.

Dies wurde besonders deutlich beim "Gloria" von Sidney Marquez Boquiren, wobei die fünf Stimm-Heroen sich als Kreis im Chorraum formierten. Nur vier Worte (gloria in excelsis deo) waren es, die in grandioser Ausformung des 1970 geborenen Komponisten zu Gehör gebracht wurden: ein exquisites Schall-Erlebnis. Schon die Aufstellung vor dem Altar und die Position als Halbrund im Chor vermittelten die Auseinandersetzung mit den räumlichen Verhältnissen. Selten sind die Klangvisionen der Benediktinerkirche so intensiv zu erleben.

Noch ein besonderes Talent des Quintetts: Das liturgische Verständnis, das sich besonders in den zusammenhängen, attacca gesungenen Lobgesängen ("sit nomen domini", "laudate pueri dominum") und den Friedensbitten ("da pacem domine", "nunc dimitis") manifestierte. Was beeindruckte, war auch die Verbeugung vor dem katholischen Veranstaltungsort, die in gepflegtes Latein gekleidet wurde.

Was wären ehemalige Thomaner ohne Johann Sebastian Bach. Sehr innig und feierlich erklangen die Kompositionen des fünften Evangelisten: "Du großer Schmerzensmann", "O Haupt voll Blut und Wunden" und "Was mein Gott will, das g'scheh allzeit" – ein Zeugnis protestantisch-ökumenischer Einstellung.

Bewundernswert auch die Ausdauer, denn es wurde pausenlos gesungen und "Laudes de Saint Antoine de Padoue" (Francis Poulenc) und "Sonnengesang des Heiligen Franziskus" (Carl Orff) verlangten ob ihrer Länge permanente Präsenz. Beeindruckend bei Letztgenanntem der "Orgel"-Punkt der beiden Bässe. Als Ausnahmeerscheinung darf man Wolfram Lattke erwähnen. Der erste Tenor hat eine hohe, charmante, elegante Stimme, die er mit Leichtigkeit einsetzt. Er beeindruckte vor allem bei dem Responsorium-Gesang des "Apokathilosis"0 (Ivan Moody). Keine leichte Position hatten Martin Lattke (Tenor) und Holger Krause (Bass), die sich wegen der Zwischenlage empfindsam angleichen mussten. Zentrale Figur und Intonationshilfe war Frank Ozimek, der über einen kräftigen, strahlenden Bariton verfügt. Insgesamt ein ausgereiftes Ensemble, das gesanglich doppelt betete, ganz im lutherischen Sinne.