In die Welt der englischen Renaissance taucht das Ensemble des 17. Jahrhunderts ein. Das Foto zeigt Instrumentalisten und Sänger aus Trossingen unter Leitung von Lorenz Duftschmid (rechts). Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

"A Fairy Round" beleuchtet bewegenden Epochenausschnitt / Auftakt der Münsterkonzerte

Von Siegfried Kouba

Villingen-Schwenningen. Das Ensemble des 17. Jahrhunderts der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen eröffnete die diesjährigen Villinger Münsterkonzerte mit "A Fairy Round". Es lenkte den Fokus auf eine bewegende Epoche unter Königin Elisabeth I.

England erreichte die Reformation. Es wurde geprägt von Religionsauseinandersetzungen, Bildersturm und Klosterzerstörungen. Notenmaterial ging in Flammen auf, die spanische Armada wurde besiegt, so dass ein protestantisches Land zur Weltgroßmacht aufstieg: "Britannia rules the waves." Es war aber auch die Zeit kulturellen Aufbruchs. Der Buchdruck tat das Seinige dazu, Notenblätter konnten in guter Qualität rasch herausgegeben werden, die Chapel Royal gewann an Bedeutung, Literatur und Musik gipfelten in Namen wie William Shakespeare oder John Dowland. Die Violine gewann an Bedeutung.

Die Trossinger brachten daneben bei mehr als 20 Musikern Zinken, Posauen, Blockflöten, Dulzian, Gamben, Violone (Bassinstrument), Orgelpositiv, Virginal, ein Lautenconsort (Knickhalslauten, Sopranlaute und Chitarrone) und Trommeln mit. Die lose Gemeinschaft vermittelte entgegen anderer Hörgewohnheiten eine andere, feinfühlige, dynamisch ausgeglichene, rhythmisch bewegte Musik, die das Publikum in ihrer Unmittelbarkeit und Kompaktheit ansprach. Dazu gesellte sich ein hörenswertes Vokalensemble mit Solisten, die mit ihren ausgebildeten Stimmen gefielen. Ein abwechslungsreiches Bild wurde mit dem nonchalant dirigierenden Professor Lorenz Duftschmid gezeichnet, der auch einige Anmerkungen zum Programm einflocht.

20 Nationen verkörperten eine exotisch anmutende, alte Musik, die weltumspannend dank herausragender Kompositionen wirke. Die Stücke "with all instruments" vermittelten einen ansprechenden, voluminös-homogenen, fremdartigen Orchester-Klang. Interessant waren Einleitungen mit Paukenschlägen, begeisterten Lautenklänge, bezauberten Zinke, beeindruckte das brummende Dulzian oder überzeugten die Renaisscance-Posaunen oder Blockflöten. William Brades "Türkische Intrada" und "Der Satyrn Tanz", die anonymen "Brandenberges" oder "This merry pleasant Spring", Anthony Holbornes "Honie-suckle" und "The Fairie-round" (Der Titelgeber des Konzerts) sowie John Dowlands "The King of Denmark’s Galliard" oder William Byrds (Father of Musicke) "La Volta" vermittelten höfischen Glanz und Vielfalt, die märchenhaft, aber auch burlesk (schottischer Tanz) oder feurig (Satyr-Tanz) sein konnte.

Die vokalen Beiträge ließen das gestalterische Können, Textnähe und musikalische Ausdruckskraft der jungen Sänger spüren. Anmutig, einfühlsam und stimmungsvoll gelangen die Gesänge, zu denen Dowlands "Come again" und "Flow, my tears" zu den bekanntesten zählten.

Interessant war das doppelchörige "If my complaints..." zu vernehmen, und einschmeichelnd wurden die Lullabys "My little sweet darling" und "Come, heavy sleep" gestaltet, wobei Letztgenanntes an den ewigen Schlaf erinnerte. Ein frühlingshaft-erheiternde, Natur schildernde Köstlichkeit war "This merry pleasant spring", und die Minne kam bei "If my complaints could passion move", "My little sweet darling" oder "Now oh now" nicht zu kurz.