Bischof Gebhard Fürst vom Bistum Rottenburg sprach vor der Ärztevereinigung über die Ethik in der Medizin. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Bischof Gebhard Fürst spricht über Pränataldiagnostik, Designerbabys und "Hilfe im Sterben"

Die Frage nach der Würde des Menschen zu Beginn und am Ende seines Lebens, stellte Bischof Gebhard Fürst aus dem Bistum Rottenburg in einem Vortrag vor den Ärztlichen Kreisvereinigungen Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar.

Schwarzwald-Baar-Kreis. In den beiden Stadien "höchster Verletzlichkeit" ethisch vertretbar zu handeln, das sei für Mediziner in einer Zeit tiefgreifender kultureller und zivilrechtlicher Veränderungen sowie technischer Fortschritte, eine enorme Herausforderung, gab Fürst zu.

Doch er machte dazu unmissverständlich den Standpunkt seiner Kirche klar. Für die Katholische Kirche beginne das Menschsein mit der Verschmelzung von Samen und Eizelle und sie stelle es ab da unter den Schutz des ersten Paragrafen im Grundgesetz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Diese dürfe eigenen Interessen nicht untergeordnet werden, wie es in der Embryonenforschung geschehe. Fürst sieht dabei zwei Problemfelder. Zum einen die Veränderung des Erbgutes (in Deutschland unter Strafe gestellt) mit dem Ziel der "Schaffung von Designer-Babys". Zum anderen die Pränataldiagnostik, mit der schon in der neunten Schwangerschaftswoche Chromosomenschäden beim Kind festgestellt werden können. In einem Brief an den Bundesausschuss habe er vor den "gravierenden Entscheidungskonflikten" gewarnt, denen Eltern ausgesetzt sind, wenn der "Präna-Test" in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen werden sollte. "Sie sollen zwischen Leben und Tod eines behinderten Kindes entscheiden".

Für "solidarische Zuwendung bis zum letzten Atemzug"

Von nicht weniger schwierigen Situationen weiß Fürst, wenn der Tod nahe sei. Die Kirche sehe hierbei "Hilfe im Sterben statt Hilfe zum Sterben" vor. Länger werdende Sterbeprozesse und nachlassende soziale Bindungen haben an dieser Stelle des Lebens eine "neue Not" und Ängste entstehen lassen, die den Wunsch nähren, eigenverantwortlich aus dem Leben zu scheiden. "Dem assistierten Suizid entgegen steht das Verständnis des christlichen Glaubens", sagte Fürst und sprach sich neben Konzepten für wirksame Schmerzbekämpfung vor allem für eine "solidarische Zuwendung bis zum letzten Atemzug" aus. Dafür setzte sich die katholische Kirche mit Sozialstationen, Angeboten zur Alltagsbetreuung und sozialen Kontakten sowie der Seelsorge für Betroffene, Angehörige und Pflegende ein und unterstütze Hospizbewegungen und Palliativbetreuungen.