Karin Kuttruff, Luzia Schwarz, Gertrud Kieninger und Helga Büchin (von links) sind vier von 16 ehrenamtlichen Helferinnen im Kleiderladen des Roten Kreuzes Villingen. "Diese Arbeit macht viel Spaß", sagen sie. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Kleiderladen des Roten Kreuzes herrscht großer Andrang

Villingen-Schwenningen (bn). Ein Wintermantel für zehn, ein Herrenhemd für drei und ein Paar Kinderschuhe für zwei Euro – im Kleiderladen des Roten Kreuzes in Villingen gibt sich die Stammkundschaft die Klinke in die Hand. Knapp zwei Jahre nach seiner Eröffnung herrscht in dem Second-Hand-Laden in der Bickenstraße an jedem Dienstag, Donnerstag und Samstag reges Treiben.

Nicht nur Menschen mit schmalem Geldbeutel finden dort ordentliche Kleidung aus zweiter Hand, auch besser situierte Kunden kommen regelmäßig. Sie stehen hinter der Idee der Weiterverwertung von Rohstoffen, und sie machen gerne auch ein Schnäppchen. Den 16 ehrenamtlich im Laden arbeitenden Frauen – deren Ehemänner tun’s im Hintergrund – ist jeder Kunde recht.

Gertrud Kieninger leitet das Dienstagsteam, Karin Kuttruff trägt donnerstags Verantwortung, und Renate Singler ist samstags an der Reihe. Zu tun gibt es reichlich. Ankommende Ware wird im Obergeschoss des früheren Herrenmode- und späteren Teppichgeschäftes zunächst sorgfältig sortiert und für den Verkauf vorbereitet. Über einen Mangel an gespendeten Hosen, Blusen, Mänteln, Schuhen, Kinderspielzeug oder Büchern brauchen sich die Teams – außer vielleicht bei Herrenschuhen – nicht zu beklagen. Allerdings sind darunter aber immer wieder komplett unverkäufliche Stücke. Schmutzig, löchrig, "zusammengewurstelt" würden sie oft auch noch außerhalb der Öffnungszeiten gebracht und einfach vor dem Schutzgitter des Ladens abgelegt. "Da wird wohl gedacht: Für irgendeinen armen Teufel wird die Jacke mit kaputtem Reißverschluss noch etwas nützen", ereifert sich Gertrud Kieninger. Doch weit gefehlt, denn für das Kleiderladen-Team steht fest: "Jeder Kunde wird würdevoll behandelt, und dazu gehört, dass er saubere und intakte Kleidung kaufen kann", sagt Karin Kuttruff.

Im Sortierraum steht ein Bügelbrett, und Nadel und Faden liegen bereit. Etwas glatt bügeln oder mal einen Knopf annähen müssten sie eigentlich nicht, doch die Frauen tun es trotzdem gerne. Einen noch guten, aber völlig verdreckten Anzug in die Reinigung zu bringen, das gehe dann aber doch zu weit, betont Gertrud Kieninger.

Überwiegend sind die Helferinnen aber zufrieden mit ihren "Lieferanten" und glücklich bei ihrer Arbeit. "Es macht einfach Spaß, und es ist eine sinnvolle Aufgabe", sagt Helga Büchin, eine der Ältesten.

Der Kleiderladen trägt sich finanziell selbst, Überschüsse fließen in die Arbeit des Jugendrotkreuzes und aktuell in die Anschaffung digitaler Funkgeräte für den Rettungsdienst. Ein jährliches Grillfest für die Helfer ist selbstverständlich. Das Team könnte gerne noch größer sein, sagt Gertrud Kieninger. Vor allem "Springerinnen" werden dringend gesucht, passende Arbeiten werde für jede gefunden.

Karin Kuttruff weiß, dass der Kleiderladen bei der Bevölkerung einen guten Ruf genießt, "weil wir alle hier so freundlich sind", sagt sie lachend. Dazu gehöre hin und wieder auch ein Gespräch mit der Kundschaft. "Manch einer schüttet uns auch sein Herz aus". Dabei sei ihre Erkenntnis gewachsen: "Es gibt viel Armut mitten unter uns."

Besonders große Freude herrschte beim ganzen Samstagsteam, als es einen Mann komplett für die Konfirmation seiner Tochter am nächsten Tag ankleiden konnte – für 15 Euro!