Ihr Bühnendebüt gab Jessica Lippert – hier mit Olaf Jungmann – bei der Premiere des "Tschechow-Abends" im Rollmops-Theater in der Färberstraße in Villingen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Doppeltes Theatervergnügen beim Tschechow-Abend

VS-Villingen. Ein doppeltes Theatervergnügen hat, wer noch im Dezember das Rollmops-Theater in der Färberstraße besucht. Zwei Geschichten werden erzählt. Am Donnerstag war Premiere des "Anton-Tschechow-Abends".

Zwei Geschichten des russischen Schriftstellers hat sich das Schauspieler-Trio um Regisseurin Maximiliane Fleig dafür ausgesucht und spielt damit zum ersten Mal seit Bestehen des kleinen Theaters kein selbst geschriebenes Stück. Szenisch erzählt wird dabei eigentlich nur "Der Bär". Der zweite Einakter nach der Pause ist "Der Heiratsantrag" und wird von Olaf Jungmann, Jessica Lippert und Dietmar Schlau gelesen – allerdings mit viel unterhaltsamer Theatralik.

Erster Bühnenauftritt von Jessica Lippert

Als "Scherz" bezeichnete Tschechow seinerzeit selbst beide Storys, die er im ausgehenden 19. Jahrhundert schrieb. Sie spielen im Salon eines russischen Gutshofes, es geht um Liebe und immer sind drei Personen im Spiel. Damit ist es mit den Gemeinsamkeiten aber vorbei.

In "Der Bär" spielt Jessica Lippert bei ihrem ersten Bühnenauftritt überzeugend die trauernde Witwe, die über den Tod ihres ungetreuen Gatten nicht hinwegkommt. "Ich werde ihm zeigen, wie ich lieben kann und verzeihen", droht sie dem umflorten Porträt ihres Gatten auf dem Kamin.

Dieter Schlau ist ihr treusorgender Diener mit knarzender Stimme und steifen Gelenken, der das Publikum trotz seiner Gebrechen zum Lachen reizt. Auch dem vom Leben Gezeichneten gelingt es nicht, seine Herrin aus der Depression zu reißen. Erst als der "Bär", ein Oberleutnant und Gutsbesitzer, dem der Verblichene noch Geld schuldet, hereinschneit, kommt Leben in die dunkle Bude.

Olaf Jungmann gibt den polternden Grigorji Stepanowitsch Smirnow mit solcher Wucht, dass das Theaterzimmer erzittert. Der Frauenfeind steht finanziell mit dem Rücken an der Wand und will die Schulden – koste es, was es wolle – eintreiben.

Doch in Jelena Popowa findet er eine Gegnerin, die ihm gegen seinen Willen Bewunderung abverlangt und als sie ihn zum Duell auffordert, ohne zu wissen, wie man schießt, ist es um ihn – und um sie - geschehen. Pause!

Auf der winzigen Bühne steht ein Tisch mit drei Lampen und drei Vorlesern dahinter. Herzhaft lachen kann man bei "Der Heiratsantrag", obwohl dabei ein Mensch fast stirbt. Doch ist es zu drollig, wie der Junggeselle Iwan bei seinem Nachbarn um die Hand dessen "überfälliger" Tochter Natalja anhält, die beiden nicht mehr ganz jungen Leute aber so sehr in Streit geraten, dass Iwan mit Klage droht und fast einem Herzinfarkt erliegt.

Der "Tschechow-Abend" im Rollmops-Theater, Färberstraße 54, wird heute Abend, 20 Uhr, aufgeführt. Außerdem am 4., 8., 10., 11., 15., 17. und 18. Dezember. Karten gibt es für zehn Euro an der Abendskasse oder über www.rollmops-theater.com.