Der aus Schramberg stammende Künstler und an der Karlsruher Akademie lehrende Kunstprofessor Daniel Roth fordert im Galeriegarten zur Auseinandersetzung mit seinen komplexen fantastischen Gedankenwelten auf. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder-Bote

Lovis-Kabinett: Ausstellung eröffnet / 817 eigentlich belanglos – und doch so wichtig

Kunst im öffentlichen Raum sei immer Belastungen ausgesetzt, dafür biete sie aber die große Chance mit Menschen ins Gespräch zu kommen, so Oberbürgermeister Rupert Kubon am vergangenen Samstag im Lovis-Kabinett bei der Eröffnung der Ausstellung "Das Skulpturenprojekt. Skizzen, Modelle, Skulpturen".

Villingen-Schwenningen. Dass man nun auch künftig mittels der Kunst über das in diesem Jahr stattfindende Stadtjubiläum respektive, auf dessen Anlass, die urkundliche Ersterwähnung von Schwenningen, Tannheim und Villingen im Jahr 817, reflektieren kann, dafür hat das Stadtoberhaupt jüngst selbst gesorgt. Kurzerhand, noch rechtzeitig vor Ausstellungsbeginn, wurden die an den drei Rathäusern angebrachten Messing-Schmiedearbeiten von Philipp Goldbach, die explizit mit der Umsetzung der lateinischen Formeln der Ortsnamen diese Gründungsurkunde thematisieren, angekauft.

Dass, die anderen beiden käuflichen Wettbewerbsbeiträge, die wunderbar inhaltlich und formal komplexe fünfteilige Skulptur von Daniel Roth im Galeriegarten und die die grafischen Bewegungsprofile thematisierende Bodenskulptur von Mareike Drobny an einem Tannheimer Kreuzungspunkt, noch angekauft werden, dafür wiederum wird der in Sachen Sponsoring überaus rührige Galerieleiter Wendelin Renn schon noch selbst sorgen. Schließlich hat er auch Fördergelder für das 150 000 Euro teure Ausstellungsprojekt generieren können. Bei diesem Etat seien freilich sämtliche Kosten abgedeckt, so Renn.

Die Kunsthistorikerin Cora von Pape hat zu einem beschränkten Realisierungswettbewerb sechs Künstler eingeladen. Eine hochkarätig besetzte Jury empfahl schließlich die Konzepte von Mareike Drobny, Philipp Goldbach und Daniel Roth zur Realisierung. Bis die Wettbewerbsbeiträge am 26. Mai in den drei Stadtbezirken offiziell eingeweiht werden, gibt es nun eine von Cora von Pape kuratierte Ausstellung mit Arbeiten aller eingeladenen Wettbewerbsteilnehmer zu sehen. Gezeigt werden die Ideenskizzen und Modelle zu den zum Teil schon vor Ort umgesetzten Projekten wie den an den Rathäusern angebrachten Schriftzügen aber eben auch Vorschläge wie von Liz Bachhuber, die für das Projekt sinnliche "Vernestungen", bei deren Realisierung die Einwohner der drei Stadtbezirke partizipativ eingebunden gewesen wären, vorgeschlagen hat. Katja Strunz hätte sich im Jubiläumsjahr mit der Bewegung der Auffaltung in Raum und Zeit befasst. Ihr Entwurf beruht auf einer formalen Anschauung des Pergaments der Schenkungsurkunde. Auch Pascal Dombis Beitrag hätte die Urkunde zum Inhalt, aber in sehr konzeptueller Art und Weise. Die Beiträge aller sechs Künstler, die durch freie, von dem Projekt unabhängige Arbeiten ergänzt werden, zeigen, dass das Datum, das Jahr 817, eher belanglos ist. Vielmehr geht es auch um die Zeit dazwischen, zwischen der Gründung und heute.

Weitere Informationen: "Das Skulpturenprojekt. Skizzen, Modelle, Skulpturen" in der Städtischen Galerie VS bis 28. Mai. Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.