Manager Alexander Jäger (links) und Trainer Stefan Mair blicken kritisch auf die bisherige Saison der Wild Wings zurück. Foto: Sigwart/Eibner

Wie der Coach und der Manager den negativen Trend der Wild Wings beenden möchten.

Mit 17 Punkten und Rang zwölf gehen die Wild Wings nach 17 Spieltagen in die kurze Deutschland-Cup-Pause. Dabei begann die DEL-Saison gut für die Schwenninger. Nach dem elften Spieltag belegten die Wild Wings den neunten Rang. Doch danach setzte es nicht nur sechs Niederlagen in Folge, sondern auch gleich 31 Gegentreffer. Coach Stefan Mair und Manager Alexander Jäger ziehen eine Zwischenbilanz.

Herr Mair, zuletzt verlor Ihr Team gegen Wolfsburg mit 1:9 und in Augsburg mit 0:4. An was lag es?

Das vergangene Wochenende war schon ein echter Tiefpunkt, auch für mich persönlich. Trotz unserer angespannten personellen Lage war dies einfach zu wenig, was wir gezeigt haben. Ich war enttäuscht, wie sich einzelne Spieler präsentiert haben, also ohne jeden Biss und Intensität. Leider haben wir immer noch Spieler, die hinter den Erwartungen geblieben sind. Wir werden dies auch klar ansprechen, aber intern. Außerdem kamen am Sonntag in Augsburg noch zu viele unnötige Scheibenverluste in der neutralen Zone dazu, die auch zum ersten Gegentreffer führten. Im Spielaufbau haben wir weiter viel zu umständlich agiert. Klar, es fehlte nach dem Marathon, wir hatten fünf Spiele mit einem dezimierten und angeschlagenen Kader in zehn Tagen zu bestreiten, die Frische. Aber dies darf nicht als Entschuldigung gelten. Von uns muss einfach mehr kommen. Ich erwarte nach der Deutschland-Cup-Pause eine angemessene Reaktion der Spieler.

Herr Jäger, wie sieht für Sie als Manager die Zwischenbilanz in der Länderspielpause aus?

Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt drei Punkte weniger als vor einem Jahr auf dem Konto. Dies kann nicht unser Anspruch sein. Natürlich ist so die Stimmung gedämpft, besonders nach sechs Niederlagen zuletzt in Folge. Wir haben uns von dem guten Saisonstart und den Siegen gegen Köln und Mannheim offenbar blenden lassen. Nun sind wir wieder auf dem harten Boden der Realität gelandet.Vielleicht ist bei uns nach den Anfangserfolgen in der Tabelle auch schon zu weit nach vorne geschielt worden.

Wie muss man nun bei den Wild Wings mit dieser Situation umgehen?

Die Pause ist ideal dafür, in Ruhe die Dinge zu analysieren und auch mal die Köpfe frei zu bekommen. Wir dürfen aber auch nicht in Panik verfallen und alles schlecht sehen. Wir müssen jedoch den Finger schon in die Wunde legen, um wieder besser zu werden. Es gilt für uns, sich darauf zurück zu besinnen, was uns stark gemacht hat.

Und dies wäre?

Wir sind in der DEL der Underdog. Es kann deshalb nur über die Teamarbeit gehen, über eine sehr disziplinierte Spielweise und eine stabile Defensive.

Herr Mair, also warten auf die Spieler ab dem kommenden Freitag – dann geht es mit dem Training weiter – harte Einheiten und klare Ansagen?

Sicher, aber nicht ohne Sinn, es wird gezielte harte Einheiten geben, nur mit harter Arbeit kommt man aus einer Krise heraus. Wir müssen den negativen Trend nach der Pause schnell umkehren. Dazu brauchen wir aber auch Erfolgserlebnisse. Den Spielern fehlt derzeit ja auch das Selbstvertrauen.

Was sind die Hauptbaustellen?

Davon gibt es viele. Wie gesagt, wir müssen einfach wieder unsere Stärken aufs Eis bringen, also Kampfgeist, Disziplin und Leidenschaft. Bescheidenheit ist angesagt, nur weil wir Mannheim einmal geschlagen haben, bedeutet dies noch lange nicht, dass wir "mitspielen" können. Es geht nicht um einen Schönheitspreis. Dies müssen die Spieler wieder verinnerlichen. Wir müssen in der Defensive gut und stabil stehen, einfaches Eishockey spielen. So haben wir auch unsere Erfolge zu Beginn der Runde eingefahren.

Apropos Defensive. In den vergangenen sechs Spielen kassierte Ihr Team gleich 31 Gegentore, in den elf Partien zuvor waren es insgesamt nur 30.

Ja. Und dies ist natürlich nicht in Ordnung. Dabei haben die Feldspieler unseren Torwart Dimitri Pätzold auch viel zu wenig unterstützt. Dieser war am Ende auch etwas zu überspielt, weil er bisher jede Partie zwischen den Pfosten stand. Dimi hätte zwischendurch sicher eine Pause gut getan, doch nach der Verletzung von Backup Markus Janka gab es diese Möglichkeit leider nicht. Ich hoffe, dass Dimi nach der Pause, die er wirklich braucht, wieder in Topform ist. Dann könnte auch Markus Janka wieder fit sein, wenn der Genesungsprozess optimal verläuft.

Auch Philipp Schlager müsste dann zurückkehren.

Dies hoffe ich. Philipp ist mit seiner Energie ein ganz wichtiger Spieler für uns. Zudem müssten dann auch Sascha Goc, Ryan Caldwell, Sean O’Connor und Bernhard Keil ihre Blessuren überwunden haben. Diese waren zuletzt angeschlagen, haben sich aber in den Dienst der Mannschaft gestellt. Es war natürlich auch nicht gut, dass sich Verteidiger Stephan Wilhelm gleich bei seinem Comeback wieder verletzt hat und noch rund zwei bis drei Wochen erneut fehlt. Aber wie gesagt, diese Ausfälle dürfen kein Alibi für unseren Leistungen – gerade am vergangenen Wochenende – sein.

Im Vergleich zur Vorsaison haben die Wild Wings nach 17 Spieltagen drei Punkte weniger auf dem Konto. Dies ist sicher für Sie auch enttäuschend – oder?

So ist es, wobei wir ja gut in die Saison kamen, aber eben zuletzt nicht mehr unser Potenzial abgerufen haben. Damit meine ich nicht nur die Ergebnisse, sondern vor allem die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Ich kann die Enttäuschung der vielen mit nach Augsburg gereisten Fans – mit einigen habe ich nach der 0:4-Niederlage am Sonntag noch geredet – verstehen.

Vor der Saison war es das Ziel der Verantwortlichen, den Abstand zu den Pre-Play-offs deutlich zu verkürzen. Nach 17 Spieltagen beträgt dieser fünf Zähler, vor einem Jahr war es zu diesem Zeitpunkt nur einer. Wird der Druck nun auf Sie größer?

Als Trainer hat man immer Druck. Ich stand nach den beiden Auftaktniederlagen auch unter Druck. Es ist einfach so, was ich kontrollieren kann als Trainer, ist, wie hart ich arbeite und wie ich die Mannschaft aus diesem Tal herausführen kann, indem wir beim Training gezielt an unseren Baustellen arbeiten. Für uns alle geht es nun darum, den negativen Trend schnell zu beenden. Und dafür werde ich alles tun.

Herr Jäger, wird nach der Pause der Druck auf den Trainer und die Mannschaft wachsen?

Dieser Druck ist für uns alle immer da. Jeder muss in seinem Bereich alles dafür tun, damit wir erfolgreich sind.

Kommentar: Ausreichend

Von Gunter Wiedemann

Tabellenrang zwölf, 17 Punkte und schon 61 Gegentore: Im Zwischenzeugnis nach 17 Spielen bekommen die Wild Wings die Schulnote "noch ausreichend". Dies genügt für Coach Mair und Co. zur Versetzung in die nächste Saisonphase, in der sich die Schwenninger aber schnell steigern müssen, um nicht den Anschluss an die Pre-Play-off-Plätze zu verlieren. Sollte dieses Saisonziel schon Mitte Dezember in weiter Ferne sein, dann müssen sich nicht nur die Trainer die Frage stellen, was schiefgelaufen ist. Dass der komplette Kader stark genug ist, um im Kampf um Rang zehn mitzumischen, hat er nicht nur bei der 5:2-Gala gegen Mannheim gezeigt. Doch ohne Kampfgeist, Leidenschaft und Disziplin geht es eben nicht, wie die jüngsten Klatschen bewiesen. Die Spieler stehen nun in der Pflicht, diese Grundtugenden konstant als Team abzurufen. Für Diven ist kein Platz.