Wissenswertes, Klatsch und Tratsch von den "Royals", die einst in Villingen weilten, wusste Ortrud Jörg-Fuchs bei einer neu konzipierten Führung zu berichten. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtführung: Ortrud Fuchs beleuchtet Geschichte unter dem Motto "Villingen und seine Royals"

Villingen-Schwenningen. Zu den mehr als 20 verschiedenen, von der Wirtschaft und Tourismus Villingen-Schwenningen GmbH (WTVS) angebotenen Stadtführungen hat die Stadt- und Museumsführerin Ortrud Jörg-Fuchs jetzt eine neue hinzugefügt. Die ehemalige Lehrerin zeigte ihren Gästen zum ersten Mal "Villingen und seine Royals".

Nicht nur für Auswärtige sind die Führungen durch Villingen oder Schwenningen ein Genuss, auch Einheimische erfahren dabei immer wieder Neues oder erhalten aufgrund der zahlreichen Themen neue Einblicke in vermeintlich bekannte historische Tatsachen. Ob man mit dem Nachtwächter durch Villingen zieht, den Alten Friedhof in Schwenningen genauer betrachtet, ehemaligen Wirtshäusern und Brauereien im Westen und der Uhrenindustrie im Osten mit Hilfe kenntnisreicher Stadtführer auf die Spur kommt – ein Erlebnis ist so eine Erlebnistour direkt vor der Haustür allemal.

Im Mittelpunkt der Führung von Ortrud Jörg-Fuchs stehen die Habsburger, die Regenten Vorderösterreichs, zu dem Villingen ab 1326 fast 500 Jahre lang gehörte. Das waren österreichische Herzöge, Erzherzöge, römisch-deutsche Könige und Kaiser, und sie hinterließen ihre Spuren im Franziskanermuseum, in der Zehntscheuer, dem Alten Rathaus und – wer dank Stadtführer genau hinzuschauen vermag, sieht es – in der ganzen Stadt. Schon 1282 besuchte Rudolf I von Habsburg, der erste römisch-deutsche König aus diesem Geschlecht, die Stadt, um dem Ritterschlag der Söhne Heinrichs von Fürstenbergs beizuwohnen. Auf Rudolf folgten weitere "Royals", allesamt erkennbar, so der Volksmund, an ihrer "hervorstehenden Unterlippe".

Im 15. Jahrhundert weilte Erzherzog Albrecht VI hier und stellte mit Matthäus Hummel die Weichen für die Gründung der Universität Freiburg. In den Schweizer Kriegen war Villingen zeitweise Hauptquartier für Kaiser Maximilian I., der nicht weniger als sechs Mal in der Stadt zu Gast war. Ob Karl V. nach Villingen gekommen ist, sei leider nicht eindeutig geklärt, erklärte Ortrud Jörg-Fuchs. "Wenn ja, so stieg er sicherlich im Villinger Franziskanerkloster ab, das immer wieder als Fürstenherberge diente".

Während der Reformation und den zahlreichen Kriegen der Habsburger hielt Villingen trotz großer Opfer dem katholischen Herrscherhaus die Treue. Dadurch erlangte die Stadt nicht nur das Wohlwollen ihrer Herrschaft, sondern auch ein neues Wappen, das an mehreren Exponaten im Villinger Franziskanermuseum zu bewundern ist. Im 17. und 18. Jahrhundert nahm die Bedeutung Vorderösterreichs immer mehr ab, und die Habsburger reisten auch nicht mehr persönlich an. Dennoch ließen sie sich wie etwa Karl VI. und seine Nachfolgerin Maria Theresia in aufwendigen Feiern in der Franziskanerkirche huldigen. Die Porträts von Karl und seiner Gemahlin hängen noch heute im Alten Rathaus.

Wissenswertes, aber auch unterhaltsamer Klatsch und Tratsch über die Mächtigen wusste Ortrud Jörg-Fuchs zu berichten und sie wird es wieder tun: Am Samstag, 19. August, steht ihre neue Tour ein weiteres Mal auf dem Programm. Treffpunkt ist um 14 Uhr im Foyer des Franziskaner Kulturhauses.