Eine Aufteilungslösung für den Schwenninger Bahnhof wird angestrebt – trotzdem ist noch alles offen. Foto: Hennings

Stadt wird in Verhandlungen geschickt. Am Ende verstehen viele Gemeinderäte nur noch "Bahnhof".

VS-Schwenningen - Der Schwenninger Bahnhof soll aufgeteilt werden: Die Verkehrsfläche und die Durchgangshalle soll die Stadt erwerben, die beiden Gebäudeteile der "Café Ostbahnhof" Betreiber Jan Christoph Uhl. Die Stadt wurde gestern vom Gemeinderat beauftragt, mit der Bahn Verhandlungen mit diesem Ziel zu führen.

Zu Ende ist das Tauziehen und die kontroversen, emotional geführten Gemeinderatsdebatten um den Schwenninger Bahnhof damit aber noch lange nicht: Bevor die Stadt einen geplanten Kauf besiegeln kann, muss sie den Gemeinderat über den Ausgang der Verhandlungen informieren – auch das ist Bestandteil des gestrigen Beschlusses und kann noch zum Veto führen.

Mit dem Beschluss übrigens folgte man einem Vorstoß des FDP-Gemeinderats Frank Bonath. Zwar sprachen sich sowohl die CDU, als auch große Teile der Freien Wähler schon eingangs dafür aus, diesen Vorschlag zu befürworten – doch es lag einmal mehr im Naturell des doppelstädtischen Gemeinderats, dass auch dieser Weg nicht ohne große, kontroverse Diskussionen gegangen werden konnte.

So lieferten sich die Gemeinderäte zunächst heiße Wortgefechte. Die Grünen-Gemeinderätin Helga Baur empörte sich beispielsweise, weil CDU-Fraktionssprecherin Renate Breuning im Vorfeld behauptet habe, die CDU befürworte einen Teilkauf des Bahnhofs, "weil sie dem Oberbürgermeister nicht traue". Und außerdem, so Baur, gehe es nicht um ein x-beliebiges Gebäude, sondern um den Bahnhof – sie wolle die Villinger mal erleben, wenn man den Villinger Bahnhof verkaufen würde.

Ihr Fraktionssprecher Wolfgang von Mirbach befand Bonaths Vorschlag als "ein Beispiel für von hinten durch die Brust ins Auge geschossen", so kompliziert sei er. Wolfgang Berweck von den Freien Wählern wunderte sich über den Aufstand um den möglichen Verkauf in private Hände, habe das Gremium doch nicht die geringsten Bedenken gehabt, die Villinger Rietstraße 41 an einen privaten Investor zu verkaufen. Und CDU-Gemeinderat Friedrich Bettecken prophezeite dem Café- und Expressguthallen-Betreiber Jan Christoph Uhl: "Wenn die Stadt den Bahnhof kauft, sind Sie nicht mehr diese zehn Jahre da drin."

Immer wieder wurden neue Vorschläge gemacht, wieder verworfen, olle Kamellen hervorgekramt und Grabenkämpfe ausgefochten. Bei all dem Durcheinander verstanden die meisten Gemeinderäte am Ende ganz offensichtlich tatsächlich zunächst nur "Bahnhof". Was soll nun genau beschlossen werden? Die Irritationen darüber waren am Ende so groß, dass zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen werden musste, um überhaupt ein Ergebnis zu erzielen: Eine Mitarbeiterin der Stadt musste den Beschlussvorschlag in ihr Laptop tippen, diesen projizierte man dann an die Wand, las ihn laut vor und erst dann erging der Beschluss: Mit 21 stimmten die meisten Gemeinderäte dafür, die Stadt in die Verhandlungen über einen Teilkauf des Schwenninger Bahnhofs zu schicken.