Am Eisweiher steigt die Entenzahl. Foto: Eich

Laugenbrezel und Schimmelbrot: Nicht nur Anwohner in Villingen ärgert Fütterung. Mit Kommentar

Villingen-Schwenningen - Hier ein Stück Laugenbrezel, da eine Scheibe Schimmel-Brot: Wenn Passanten trotz der Verbotsschilder die Enten am Eisweiher munter weiter füttern, sträuben sich nicht nur bei Anwohnern die Nackenhaare. Denn die Entenzahl steigt und steigt.

"Enten füttern verboten": Die Schilder am Eisweiher sprechen eigentlich klare Worte. Doch zum Ärger einiger Anwohner halten sich nur wenige Spaziergänger dran, die den idyllischen Platz am Rande der Villinger Innenstadt aufsuchen. "Die stehen vor dem Schild und werfen munter Brot ins Wasser", erbost sich ein älterer Herr, der in der Nähe wohnt. Und Claus Herr, Geschäftsmann aus der Waldstraße, ärgert sich nicht nur über die Nonchalance, mit der die Leute über Verbote hinwegsehen. "Die werfen auch noch verschimmeltes Brot hinein, ganze verschimmelte Toastbrote und Laugenbrezeln", erzählt ein anderer. "Wenn ich darauf hinweise, dass das verboten ist, bekomme ich oft unwirsche Reaktionen", fügt er hinzu. Selbst am gestrigen Tag kam eine Familie und packte neben dem Verbotsschild eine Brottüte aus. Binnen von Sekunden flogen und watschelten rund 40 Enten herbei. Der Hinweis auf das Verbot verhallte: "Das machen hier doch alle."

Auch andere schütteln über dieses sture Verhalten den Kopf. Hermann Krafft vom Landesnaturschutzverband weiß um die teils fatalen Folgen dieser Fütterungen. "Manche denken, sie seien Tierschützer, wenn sie Tiere füttern." Die erwachsenen Tiere vermehren sich stark, die Populationen steigen, "die Natur gerät aus dem Gleichgewicht", stellt Krafft den Teufelskreis dar. "Der See kann kippen." Auch auf den Fischbestand, auf deren Vorkommen eine Infotafel hinweist, bleibt die Enten-Fütterung nicht ohne Folgen.

Sauerstoffarmer Weiher gefährdet Fische

Das Risikopotenzial: Damit steige eine Enthrophierung des Gewässers, soweit Experten. Als Eutrophierung bezeichnet man den Übergang eines Gewässers von einem nährstoffarmen in einen nährstoffreichen (eutrophen) Zustand. Eigentlich ein natürlicher Prozess, der aber durch menschliche Eingriffe stark beschleunigt werden könne. Die Fische, ergänzt Krafft, erhalten zu wenig Sauerstoff, mit fatalen Folgen. Deshalb sieht auch Biologe Hans-Peter Straub vom Landratsamt solche Fütterungen mehr als kritisch. "Wir haben da ein Auge drauf."

Für Christian Föhrenbach, Vorsitzender der Anglergesellschaft Villingen, ist das Enten-Maß allmählich voll. "Wir haben mittlerweile Horden an Enten hier am Weiher", ärgert er sich. Durch die Mengen an ätzendem Vogelkot werde der See stark belastet, nennt er einen weiteren Aspekt. Völlig unverständlich für ihn: Da kommen täglich ein paar Bürger und werfen tütenweise Brot in den Weiher. "Da kann man sagen, was man will, die sind beratungsresistent." Langfristig habe dies sicherlich Folgen für den Fischbestand, bekräftigt auch er.

Die Stadt hat die Verbotsschilder nicht ohne Grund aufgestellt. Pressesprecherin Oxana Brunner sieht noch einen anderen Aspekt: "Die Enten sind überfüttert und verfetten." Wasservögel finden in der Natur ausreichend Nahrung zum Überleben. Zudem "ziehen Futterreste am Ufer andere Tiere an, zum Beispiel Ratten und Tauben. Doch nicht nur am Eisweiher ist das Enten-Füttern verboten, dies gelte für alle Gewässer und damit auch für die Brigach. Wer erwischt wird, zahlt übrigens 60 Euro Bußgeld nebst 30 Euro Gebühren.

Kommentar: Tolle Vorbilder

Von Eva-Maria Huber

Georg Kreisler hätte noch ein zweites böses Lied komponieren können, wäre er an den Villinger Eisweiher gekommen. Hier an diesen idyllischen Platz kommen Spaziergänger nicht, um "Tauben zu vergiften", sondern hier geht’s den Enten an den Kragen. Trotz Verbotsschildern packen Familien und Spaziergänger ihre Tüten aus und werfen teils verschimmeltes Brot und Laugengebäck entweder gleich ins Wasser oder den heranwatschelnden Enten zum Fraß vor.

Verbale Hinweise auf das Verbot werden mit einem der schlagkräftigsten Argumente quittiert, die man so kennt: "Das machen doch alle." Wie schön, dass es auch noch Kinder mitbekommen, wie ihre erwachsenen Vorbilder sich so vorbildlich benehmen. Bleibt die Hoffnung, dass die Kleinen es in der Schule erfahren, was es heißt, wenn der Mensch durch sein Verhalten die Natur aus dem Gleichgewicht bringt.